Batman v Superman - filmischer Reinfall oder feuchter Fanboy-Traum?

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(Copyright: DC Entertainment / Warner Bros. Pictures)
Batman v Superman ist gewiss das Thema der letzten Tage und gewiss das Thema, über das man sich als Medienseite kaum noch zu berichten wagt. Ein Shitstorm aus negativen Berichten hagelte auf Macher und Publikum nieder, so dass gemeine Kinogänger, die den Film noch nicht gesehen haben, sich schwer tun, immer noch unvoreingenommen zu bleiben, bevor sie überhaupt den Kinosaal betreten haben. Völlig verständlich.
Das Publikum zerfleischt sich in den Foren und Kritiker wie auch Macher werden gleichermaßen an den Pranger gestellt. Ich musste mir dahingehend selbst die Frage stellen: ist der Film wirklich so schlecht?

(Copyright: DC Entertainment / Warner Bros. Pictures)
+++ Der nachfolgende Text enthält Spoiler +++
Ich habe den Film am Vorabend des Kinostarts in der Preview gesehen und in den folgenden Tagen einige Berichte zum Thema verfolgt. Als die Pressemaschine erstmal in Gang gesetzt war, umkam mich das Gefühl, dass es offenbar mittlerweile als tres chic zu gelten scheint, den Film grundsätzlich abzuwatschen. Ich konnte mir nicht erklären weshalb. Haben diese Leute überhaupt den gleichen Film gesehen, wie ich? Wo liegt das Problem? Nach längerem Überlegen kam ich zu dem Schluss: das Problem heißt Zack Snyder.
Nach meinem Empfinden ist Snyder ein Regisseur der meist immer mehr liefern will, als er liefern kann. Das spürt man deutlich bei Batman v Superman und spürte es bereits bei Man of Steel. Sein großer Vorteil ist jedoch: er liebt die Comics. Und genau das spürt man in seinen Filmen ebenfalls. Snyder kombiniert kinematografische Fehlgriffe mit absolut delikatem Fanboy-Futter, was seine Werke meist zu einem mehr oder weniger ambivalentem Filmerlebnis werden lässt.
(Copyright: DC Entertainment / Warner Bros. Pictures)
Snyder kündigte bereits im Vorfeld an, den Erzählstil des Films so nah wie möglich an eine Comic-Ästhetik heranzuführen. Mit schnellen Schnitten, Panel-artigen Bildsequenzen und oft leicht wirr zusammengesetzten Plot-Passagen ist ihm das durchaus gelungen. Nur gefällt das nicht jedem. Diese Entscheidung geht deutlich zulasten des Erzählflusses, den das Filmpublikum bei solchen Blockbuster Produktionen normalerweise gewohnt ist und schafft es im schlimmsten Fall den Zuschauer mehr anzustrengen als zu unterhalten.
Ein weit verbreiteter Kritikpunkt ist ebenfalls mit welcher Selbstverständlichkeit Snyder Vorwissen bei seinem Publikum voraussetzt. Das ist dreist, aber auch konsequent, denn ein wichtiger Aspekt des Films ist die detaillierte Anlehnung an diverse Vorlagen. Auch hier spaltet er sein Publikum gnadenlos, da er Nicht-Comic-Leser (ja, soll’s geben) im Tal der Ahnungslosen verrotten lässt.
(Copyright: DC Entertainment / Warner Bros. Pictures)
Batman ist seit 20 Jahren im Dienst und deutlich brutaler und erbarmungsloser als der durchschnittliche Kinogänger es vom Nolan-Pendant kennt. Er schreckt sogar vor dem Schusswaffengebrauch nicht zurück und hat sich wie ein Besessener in der Idee verrant, Superman zu Fall zu bringen. „Das passt doch gar nicht zur Fledermaus“ dachten sich viele Zuschauer, „so ist der in den Comics garnicht!“ las man auf dutzenden Seiten... liebe Leute, lest die Comics erstmal bevor ihr das behauptet und schaut den Film dann nochmal. Vom Fall der Perlenkette bis hin zum Versuch Superman zu töten, basiert das Konzept der Erzählung auf Frank Millers The Dark Knight Returns, aus dem Jahr 1986. Zusammen mit dem 1990er Jahre Event The Death of Superman wird aus diesen zwei Geschichten der Plot für einen durchaus verschachtelten Film geschnürt, der tonnenweise Querverweise auf das bekannte DC Comics Universum liefert.
Alfred Pennyworths Charakterisierung erinnert an eine gesetzte Version des Alfreds aus Geoff Johns’ Batman: Earth One. Das vom Joker beschmierte Robin Kostüm spiegelt Batman: A Death in the Family wider. Perry White erinnert Lois daran, dass sie nicht mehr im Jahr 1938 leben (das Jahr in dem Action Comics #01 erschien). Die Paradämonen aus der Traumsequenz erinnern an Jim Lees Darstellung seit dem New52 - Relaunch und wirken gleichzeitig als Referenz für Apokolips und somit auch für Darkseid. Die Warnung die Bruce im Traum vom aus der Zukunft zurückgereisten Flash erhält, ist eine Anlehnung an die Injustice Serie, in der Superman tatsächlich zur Bedrohung wird, was auf den Tod von Lois Lane zurückzuführen ist. All das und noch viele weitere Elemente, bis hin zur Superman-Sonnengott-Mythologie aus Grant Morrisons All Star Superman, durchziehen den Film wie der reinste Blaupausenabriss.
(Copyright: DC Entertainment / Warner Bros. Pictures)
Und genau darin liegt die besagte Schwäche des Films, denn Snyder will einfach zu viel in zu wenig Zeit. Mit den hier verwursteten Elementen hätte man gut und gern drei weitere Filme zaubern können, die den Großteil des Publikums deutlich weniger zugebombt hätten, als der Referenz-Overkill der Batman v Superman letztendlich geworden ist.
Das mag der mangelnden Zeit geschuldet sein, die DC/Warner sicherlich im Konkurrenzkampf mit Marvel/Disney verspürt und dementsprechend Druck bei der Aufholjagd macht. Was letztendlich aber nicht entschuldigt den Film nicht zu dem großen Kracher gemacht zu haben, den sich alle davon erhofft haben. Man scheint dem Zugzwang zu unterliegen, schnellstmöglich eine Basis für ein Filmuniversum setzen zu wollen, weshalb u.a. z.B. Cameos zu nicht immer passenden Zeitpunkten wie Bonbons verteilt werden. Marvel hat das über die letzten Jahre deutlich eleganter gelöst, DC/Warner fehlt dafür aber die Zeit.
Dadurch versäumt es Snyder seinem Publikum die Elemente, die im Comic so wunderbar funktionieren, auf der Leinwand so zu verkaufen, dass man sie auch ohne Vorwissen schluckt. Wer sich nie mit Superman, mit seiner Mythologie und der darin verschachtelten Tiefe der Figur beschäftigt hat, wird es schwer haben in der Heiland-Darstellung des Films etwas anderes zu erkennen, als kitschigen Pathos. Was für Comicleser über viele Jahre zur Selbstverständlichkeit bezüglich Charakteraspekten und Handlungsmotivationen geworden ist, funktioniert für diesen natürlich auch reibungslos auf der Leinwand. Dabei gehen Andere wiederum leer aus und erblicken einen möglicherweise nur als Flickenteppich zusammengeschusterten Plot, der jegliche Motivation vermissen lässt.
(Copyright: DC Entertainment / Warner Bros. Pictures)
Macht das Batman v Superman nun zu einem schlechten Film? Jein. Es kommt wohl darauf an, aus welcher Perspektive man es betrachtet und letztendlich haben wohl beide Sichtweisen ihre Berechtigung.
Die Intention Snyders einen Film zu kreieren, der den Vorlagen und den Comiclesern gerecht wird, überwog der, einen massentauglichen Blockbuster zu schmieden, der filmisch wie auch inhaltlich auf künstlerisches Handwerk setzt. Das Konzept der Comic-Panal-Narrative funktioniert für den Zuschauer wohl auch nur dann, wenn er es zulässt und ein Zuschauer ohne jegliche Bezugspunkte zum Medium könnte sich berechtigterweise damit schwer tun.
Mir fällt es daher nicht leicht ein konkludentes und vor allem sachliches Resümee zu ziehen. Denn während der Filmliebhaber in mir ungläubig die Augenbrauen hochziehen möchte, schlägt das DC-Fanboy-Herz markerschütternde Purzelbäume. Was der Grund war, weshalb ich nach der ersten Sichtung letzten Mittwoch doch mit einem mehr als wohlwollenden Gefühl aus dem Kinosaal stolzierte: ich hatte nämlich massiv Spaß an dem Film!
Ben Afflecks Qualitäten als Batman erwiesen sich als ultimativer Glücksgriff und auch Gal Gadot als Wonder Woman zog mich von der ersten Sekunde an in ihren Bann. Letztendlich wird der Film wohl als das in die Kino Historie eingehen, was er nunmal ist: ein Superhelden-Film von einem Fanboy für Fanboys. Der Zuschauer muss also selbst wissen, auf welcher Seite er sich einreiht... problematisch ist keine von beiden. Es gibt berechtigte Gründe den Film sowohl gut als auch schlecht zu finden, entscheidend ist lediglich: ihn sich vorher selbst anzusehen.
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