Comic Review: Civil War Omnibus (inkl. Lesereihenfolge)

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Comic Review: Civil War Omnibus (inkl. Lesereihenfolge)

Tja, was soll man dazu noch sagen? Auf diese monströse Sammleredition habe ich seit gut 4 Monaten gewartet. Seit dem Tag, als ich wie gewohnt die Panini Checklisten durchstöberte und beim Scrollen über das Smartphone beinahe einem Herzinfarkt unterlag.

Dass Panini Comics im Zuge des dritten Captain America Films, welcher in den nächsten Wochen startet, eine Sonderedition zum Filmthema bringen würde, war abzusehen, aber dass der Verlag nun ENDLICH einmal auf das Omnibus Format setzen würde, welches in den USA schon so lange allgegenwärtig ist und nun endlich auch nach Deutschland kommt, wird für so manchen Comic-Leser ein Segen für das Fanboy-Herz und eine Hiobsbotschaft für den Geldbeutel gewesen sein.

Mark Millar ist ein Phänomen der Comic-Branche. Nur wenige Autoren vermögen es bei Kritikern und Lesern so zu polarisieren und gleichzeitig die höchsten Verkaufszahlen in der Industrie zu erreichen. Aber damit nicht genug, denn nahezu jedes Wort welches er in eine Sprechblase packt, wird auch prompt auf die Leinwand geworfen: „Wanted“, „Kick-Ass“, „Secret Service“ (Kingsman) und nun natürlich „Civil War“.
Marvels Civil War sollte vor gut 10 Jahren die Comic-Industrie und das Superhelden-Event-Segment grundlegend verändern. Kein Event zuvor war in solch exorbitanten Dimensionen angelegt und vor allem: kein Event zuvor hatte einen vergleichbaren Erfolg wie dieser Clash-of-the-Titans.
Ein Erfolg den Marvel über die Folgejahre immer wieder zu kopieren versuchte, was drastische Auswirkungen auf die Publikationsform von Crossover-Events haben sollte, da nun jedes Event diese Komplexität und Fülle an Tie-In-Ausgaben haben sollte. So schien und scheint man zumindest zu denken. Das aktuell laufende Secret Wars Events dürfte wohl nur eins von vielen Beispielen sein.

Der Plot

Ein paar junge Superhelden, denen es an jeglicher Erfahrung fehlt, versuchen für die Aufzeichnungen einer Reality-TV-Show, vor der Kamera Schurken einzufangen. Irgendwann kommt natürlich der Punkt, an dem sie an einen Villain zu großen Kalibers geraten und dieser heißt Nitro.
Nitro explodiert beim Versuch ihn dingfest zu machen und reisst dabei hunderte Unschuldige mit in den Tod (der Stamford-Vorfall).
Wie sich rausstellt, sollte dies nur Wasser auf die Mühlen eines Rades sein, welches sich schon lange zuvor zu drehen begann, denn der US-Senat arbeitet seit längerer Zeit an einem Superhelden-Registrierungsgesetz, welches vorsieht, dass sich Superwesen in Zukunft zu registrieren haben und ihre Heldentätigkeit ausschließlich unter staatlicher Kontrolle auszuüben haben. Zuwiderhandlung würde als Verbrechen klassifiziert werden.
Der Stamford-Vorfall entwickelt sich zur PR-Bombe, denn die Bevölkerung fängt mehr denn je an ihre Helden zu hinterfragen und sich nicht mehr sicher zu fühlen, da offenbar Superwesen in ihrer Mitte leben, die ihre Kräfte mehr als unkontrolliert einsetzen und somit ihre Mitmenschen in Gefahr bringen.

Die Regierung sieht sich unter Zugzwang und muss reagieren. Doch bevor es zu einem Verbot von Superhelden kommen kann, schlägt sich Tony Stark auf die Seite des Superhelden-Registrierungsgesetzes und unterstützt die Idee aktive Superhelden zu zwingen sich registrieren zu lassen, ihre Identität zu offenbaren und letztendlich für die Regierung zu arbeiten.
Das schmeckt natürlich bei Weitem nicht Jedem und so spalten sich die Helden in zwei Lager: die die Tony Stark sowie die Regierung bei ihrem Vorhaben unterstützen und die, die Vorgehensweise als ungerechtfertigt betrachten, die ihre Identität unter keinen Umständen preisgeben und ihre Heldentätigkeit weiterhin in Freiheit ausüben wollen. Ein Bürgerkrieg entbrennt.

Synopsis

Was Millar mit dem „Civil War“ schuf, war für mich immer der Inbegriff von dem, wofür Marvel Comics im Superhelden-Genre zu stehen vermag: Civil War traf den Zeitgeist, es war politisch, es war modern und kontrovers. Es sollte das bis dato gültige Verlagsuniversum grundlegend verändern, was Auswirkungen auf wichtige Charaktere wie Spider-Man und natürlich Captain America haben sollte. Dramatische Auswirkungen.
Dass diese in den Folgejahren nutzbringend korrigiert wurden, steht dabei auf einem anderen Blatt. Wie Dr. Ian Malcolm einst zu sagen pflegte: das Leben findet einen Weg. Und so findet auch jeder Verlag einen Weg, den Status Quo wieder so zu biegen, dass es den Verkaufszahlen dient. So kurios die Wege dabei auch sein mögen.

In meiner persönlichen Marvel-Historie nimmt der „Civil War“ einen ganz besonderen Platz ein, denn er symbolisiert einen Dreh- und Angelpunkt eines meiner liebsten Runs ever: Ed Brubakers Arbeit an Captain America. Mit den Auswirkungen des Events und der darauffolgenden Brubaker Story „The Death of Captain America“ verknüpfen sich Solo-Run und Event zu einem untrennbaren Knoten, sprich: ich kann das Eine nicht ohne das Andere lesen. Auch wenn Millars Darstellung des Cap im Event vielleicht nicht immer der Charakterisierung durch Brubaker entspricht und ich so manche Entscheidung des Event-Captains infrage gestellt habe, gehören für mich beide Storys unweigerlich zusammen.

Für die siebenteilige Haupt-Event-Story arbeitete Mark Millar bereits mit Zeichner Steve McNiven zusammen. Gut zwei Jahre später sollten sie ein sogar noch umstritteneres Werk namens „Old Man Logan“ auf die Marvel-Welt loslassen.
McNivens Artwork gleichte einem kinematografischen Bombast, dessen Optik deutlich machte, dass diese Story irgendwann auf der Leinwand landen würde. Was in den Zeichnungen und der Kolorierung anfangs durch unzählige kostümierte Helden recht bunt wirkte, wurde durch eine immer düsterer werdende Story ergänzt, was dem Event den nötigen dramaturgischen Action-Bombast verlieh.

Aus heutiger Sicht, gut 10 Jahre nach dem ersten Erscheinen, ist der „Cvil War“ ein mehr oder weniger umstrittenes Werk. Für einige Leser ist es eine aufgeblasene over-hyped Story, viele noch viel mehr andere das beste Marvel-Event aller Zeiten. Wie die Story des Events es bereits vormacht, muss der Leser selbst entscheiden auf welcher Seite er steht.

Der Omnibus

Mit 199,00 € Verkaufspreis greift diese Ausgabe gewiss ultra tief in die Taschen. Bedenkt man jedoch, dass man mit 5 dicken HC Bänden und in der Summe 2.348 Seiten auf durchschnittlich weit über 400 Seiten pro Band kommt, wären diese beim Einzelkauf wohl noch etwas teurer. Runtergebrochen zahlt man nicht mehr als die gewohnten 40,00 € pro Band, wie bei fast jedem anderen limitierten Hardcover aus dem Hause Panini Comics. Dazu bekommt man jedoch ein hochwertig verarbeiteten Schuber und letztendlich eine Veröffentlichung die es in der Form bisher bei noch keinem anderen Event gab. Limitiert auf 999 Stück ist das Ganze dann auch noch.

Die wichtigste Frage lautet jedoch: ist der Omnibus komplett? Nein, ist er nicht. Diverse Tie-In Ausgaben aus bestimmten Serien fehlen, wie bespw. „Dark Avengers/Thunderbolts“, „Cable & Deadpool“, „Ms. Marvel“, „Moon Knight“ oder auch „She-Hulk“. Warum dem so ist, zumal nicht wenige davon bereits in deutscher Sprache vorliegen, lässt auch über meinem Haupthaar Fragezeichen aufleuchten.

Jedoch ist dies meiner Meinung nach ein zu verschmerzender Aspekt, an dem sich wohl nur Ultra-Komplettisten zu stören wissen. Der Story werden dadurch kaum Abbrüche getan, denn der Omnibus stellt gewiss die umfassendste und schönste Möglichkeit dar, dieses historische Event zu genießen.

Etwas irritierend empfand ich anfangs, dass der Plot nicht in chronologischer Lesereihenfolge in die Bände gepackt wurde, sondern nach Serien sortiert, was letztendlich zwar eine elegantere und in sich geschlossenere Veröffentlichung darstellt, aber das Komplettlesen etwas umständlich gestaltet. Leser die bisher keinerlei Berührungspunkte mit dem Event hatten, werden nun sicher ängstlich einem erhöhten Rechercheaufwand entgegenblicken. Entspannt euch, ich habe euch die Lesereihenfolge der enthaltenen Ausgaben weiter unten aufgelistet, mit Vermerk in welchem Band ihr die Ausgaben findet.

Die Inhalte der Bände sortieren sich wie folgt:

Band 1 (Civil War)
Civil War #1-7
Civil War: Front Line #1-11

Band 2 (Avengers)
New Avengers #21-25
Captain America #22-24
Iron Man/Captain America: Casualties of War
Iron Man #13-14
Black Panther 18 und 21-25
Civil War: Youn Avengers & Runaways #1-4

Band 3 (Das Marvel-Universum)
Fantastic Four #538-543
Punisher War Journal #1-3
Wolverine #42-48
Civil War: X-Men #1-4
X-Factor #8-9

Band 4 (Spider-Man)
The Amazing Spider-Man #529-538
Sensational Spider-Man #28-34

Band 5 (Konsequenzen - zum Teil Vorgeschichten, zum Teil Nachwirkungen)
New Avengers: Illuminati
Fantastic Four #536-537
Civil War: The Return
Iron Man #15
Captain America #25
Civil War: The Confession
Civil War: The Initiative
Fallen Son: The Death of Captain America #1-5
What if? Civil War

Ihr seht, da kommt so einiges zusammen und nur beim Auflisten bekomme ich umgehend Lust in den schicken Bänden zu blättern. Ich denke immer noch wohlwollend an die tollen Tie-Ins aus „Wolverine“, „Spider-Man“ oder auch „Front Line“ zurück und mit „Captain America“ #25 und dem darauffolgenden „Fallen Son“ #1-5 hat man auch was von den von mir oben angesprochenen späteren Auswirkungen hineingepackt.
Für mich ist diese schicke Sammlerausgabe eine echte Überraschung geworden und lehne mich daher entspannt zurück und genieße die Fahrt auf dem Hype-Train. Mehr als gerechtfertigte 5 von 5 Punkten gibt’s von mir und vielleicht auch gleich eine Abwesenheitsnotiz für einen Dauerlesemarathon in der nächste Woche.Wie versprochen gibt’s jetzt natürlich noch die chronologische Lesereihenfolge aller im Omnibus enthaltenen Ausgaben.

Die chronologische Lesereihenfolge:

01 - Auf dem Weg zum Civil War

Amazing Spider-Man #529 – #530 (Band 4)
New Avengers: Illuminati (Band 5)
Fantastic Four #536 – #537 (Band 5)
Amazing Spider-Man #531 (Band 4)

02 - Stamford Bombe

Civil War #1 (Band 1)
Wolverine #42 (Band 3)
X-Factor #8 (Band 3)
New Avengers #21 (Band 2)
Civil War: Front Line #1 (Band 1)
Amazing Spider-Man #532 (Band 4)

03 - Der Beschluss

Civil War #2 (Band 1)
Amazing Spider-Man #533 (Band 4)
Civil War: Front Line #2 (Band 1)
New Avengers #22 (Band 2)
Sensational Spider-Man #28 (Band 4)
X-Factor #9 (Band 3)

04 - Eröffnung

Civil War: Front Line #3 (Band 1)
Civil War: Young Avengers & Runaways #1 – #4 (Band 2)
Fantastic Four #538 (Band 3)
Black Panther #18 (Band 2)
Civil War: Frontline #4 (Band 1)
Iron Man #13 (Band 2)
Civil War: Front Line #5 (Band 1)
Sensational Spider-Man #29 – #31 (Band 4)

05 - Krieg

Civil War #3 (Band 1)
Civil War #4 (Band 1)
Civil War: Front Line #6 (Band 1)
Wolverine #43 – #45 (Band 3)
Captain America #22 – #23 (Band 2)
Civil War: Front Line #7 (Band 1)
Amazing Spider-Man #534 (Band 4)
Fantastic Four #539 (Band 3)
Black Panther #21 – #22 (Band 2)
Civil War: X-Men #1 – #4 (Band 3)
New Avengers #23 – #24 (Band 2)
Civil War: The Return (Band 5)
Captain America/Iron Man: Casualties of War (Band 2)
Wolverine #46 – #47 (Band 3)
Black Panther #23 (Band 2)
Captain America #24 (Band 2)
Civil War: Front Line #8 (Band 1)

06 - Introspektion

Wolverine #48 (Band 3)
Fantastic Four #540 (Band 3)
Amazing Spider-Man #535 (Band 4)
Civil War #5 (Band 1)
Punisher War Journal #1 (Band 3)
Fantastic Four #541 (Band 3)
Civil War: Front Line #9 (Band 1)
Fantastic Four #542 (Band 3)
Amazing Spider-Man #536 (Band 4)
Iron Man #14 (Band 2)
Sensational Spider-Man #32 – #34 (Band 4)

07 - Die finale Schlacht

Amazing Spider-Man #537 (Band 4)
Black Panther #24 (Band 2)
Punisher War Journal #2 (Band 3)
Civil War #6 (Band 1)
Punisher War Journal #3 (Band 3)
New Avengers #25 (Band 2)
Civil War: Front Line #10 (Band 1)
Civil War #7 (Band 1)
Black Panther #25 (Band 3)

08 - Nachwirkungen

Fantastic Four #543 (Band 3)
The Amazing Spider-Man #538 (Band 4)
Civil War: Front Line #11 (Band 1)
Captain America #25 (Band 5)
Civil War: Fallen Son #1 – #5 (Band 5)
Civil War: The Initiative #1 (Band 5)
Iron Man #15 (Band 5)
Civil War: The Confession (Band 5)

What If? Civil War (Band 5)

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5 Kommentare
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michbö
michbö
6. Januar 2021 13:26

Für Civil War II gibt es auch auf englisch keine Omnibus Ausgabe , oder ?

Michbö
Michbö
26. Dezember 2020 19:35

Danke für die super Review und die Lesereihenfolge. Werde mir den Omnibus holen.

Jan
Jan
1. Dezember 2017 17:23

Hallo! Die Abkürzung für beispielsweise ist nur bspw. und nicht bespw.