Comic-Messen: Lohnen sich Cons und Messen noch für Comic-Händler? - der bekannte „Comicwurm“ macht Schluss mit den Messebesuchen

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Comic-Messen: Lohnen sich Cons und Messen noch für Comic-Händler? - der bekannte „Comicwurm“ macht Schluss mit den Messebesuchen
Bild: bizzaroworldcomics.de

Comic-Messen: Lohnen sich Messen noch für Comic-Händler? - der „Comicwurm“ macht Schluss

Über einen Facebook-Post (s.u.) ließ der bekannte Comic-Händler „Comicwurm“ vor einigen Tagen mitteilen, künftig nicht mehr auf Messen anwesend zu sein. Als Grund dafür nannte er kontinuierlich sinkende Einnahmen.
Bemängelt wurde vor allem, dass Messebesucher immer gern Geld bei den gebuchten Gästen oder auch und vor allem den Essensständen lassen, aber wenn es um das eigentlich Medium ginge - dem Comic -, am Händlerstand selbst per Buchpreisbindung festgesetzte Preise nach unten handeln wollen würden. Ein weiterer Grund seien die immer weiter steigende Standpreise, die für Händler beim Veranstalter anfallen würden und letztendlich den Auftritt des Händlers alles andere als rentabel machen.
Dies kann das Leben der Händler natürlich sehr schwer machen, weshalb der „Comicwurm“ nun nach vielen Jahren daraus die Konsequenz ziehe.

Was sagt der Messebesucher in euch, ist dies ein nachvollziehbarer Schritt des Händlers oder seht ihr es vielleicht ganz anders?

Hier der Original-Post:


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Hier der vollständige Text des Posts:

Jedes Ende ist ein neuer Anfang, und hinter jedem Anfang wartet ein neues Abenteuer….

Hallo Ihr Lieben Comicwurm-Fans,

ja, Ihr lest richtig. Es gibt ein Ende für uns und einen neuen Anfang – so hoffen wir….

Wie Ihr alle mitbekommen habt, ist es die letzten Monate sehr ruhig hier auf Facebook um mich und meine Lieben geworden. Das Jahr 2016 – aber nicht nur 2016 – hat uns alle zum Umdenken angeregt. Aber ich möchte an dieser Stelle gerne mal etwas ausholen:

Wir haben die vergangenen Jahre immer wieder an sehr schönen Messen und Events teilgenommen. Die Anfänge verliefen auch sehr gut – auch wenn die Comicszene in Deutschland eher in den Kinderschuhen steckt. Aber durch die Messen haben wir auch Euer Feedback abbekommen: Wir gelten als einer der größeren und zuverlässigen Comichändler Deutschlands und dieser Ruf brachte uns ins umliegende Ausland und sogar von der Produktion des eines TV-Formates wurden wir angesprochen, ob wir bei Wohnungsauflösungen als Händler teilnehmen würden. Dies wurde aber kurzfristig abgesagt, da es – entgegen Vereinbarungen mit der Produktionsfirma – zu Absprachen kam. Wir aber unseren guten Ruf nicht durch „fingierte“ Dinge kaputt machen wollten.

Unser Ruf – der Comicwurm ist einer der größten Teilnehmer mit aktueller Ware auf Messen und Events – hallte von Messe zu Messe. Und immer mehr Veranstalter gaben Anfragen. Aber natürlich nicht umsonst.
Wie viele Wissen, sind die Kosten für ein Event sehr hoch (Standmiete, Transport, Strom, Ware, etc.). Aber wir hatten immer entsprechend kalkuliert und auch Ihr – unsere Fans – habt maßgeblich dazu beigetragen das wir auf den größeren Events teilgenommen haben. Und es hat uns immer sehr viel Spaß gemacht – auch wenn die Events auch für uns immer eine Herausforderung waren.

Ja, Ihr lest richtig…. Teilgenommen haben

Die Messen in 2014 und 2015 waren in der Kalkulation und unseren Erwartungen am Ende immer unter dem, was wir uns vorgestellt haben. Nein, wir hatten keine super Reichtümer erwartet. Aber es muss – wir denken Ihr versteht das – zu mindestens kosten deckend sein. Und das war halt sehr rückläufig. Ende 2015 haben wir uns dann vorgenommen, 2016 ab zu warten. Und zu schauen, ob noch mal ein Umdenken stattfindet. Aber 2016 war – bis auch 1-2 Events – um es offen zu sagen: UNTERIRDISCH

Und da möchten wir gerne auch unsere Gründe, welche wir auch von Kollegen erfahren haben, aufzählen: Portraitjäger, Schäppchenjäger, Sparfüchse

Wir Händler mussten immer mehr erfahren, das die Masse an Besuchern mehr und mehr Portraitjäger geworden sind. Für die Zeichner und Darsteller zahlen die Besucher gerne entsprechende Summen. Auch für Speisen und Getränke – und die sind nicht gerade auf den Events preiswert 😉

Aber, wenn es dann um die anderen Artikel geht – dem, weshalb solche Events überhaupt so erfolgreich sind - und zwar die Händler (egal welchen Genre) wird immer nur das Kleingeld raus gekramt. Es wird sogar versucht wie auf einem Basar zu handeln.
Bei dem einen oder anderen Händler mag das rechtlich auch vollkommen zulässig zu sein. Aber insbesondere bei den Buchhändlern ist das nicht möglich. Wir gehen davon aus, das jeder Bücherwurm (Comicwurm) im Wissen ist, das es in Europa die BUCHPREISBINDUNG gesetzlich vorgeschrieben ist.

Zitat (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Buchpreisbindung):
„….. Buchpreisbindung ist eine gesetzliche oder vertragliche Preisbindung für Bücher und ähnliche Produkte. Sie schreibt den Verlagen (beziehungsweise den Buchimporteuren) vor, für jedes Buch einen unveränderbaren Preis festzusetzen und bekannt zumachen, der dann für alle Händler (etwa Buchhandlungen) verbindlich ist, also weder unter- noch überschritten werden darf…….

Durch eine öffentliche Erklärung – in der Regel in den Gelben Seiten des Börsenblatts – kann ein Verlag die Buchpreisbindung nach Ablauf von 18 Monaten für einzelne Titel aufheben. Auch die Preise für wiederkehrend, beispielsweise jährlich in aktualisierter Auflage, erscheinende Bücher können bei Erscheinen der Neuauflage aufgehoben werden.......“ Diese Buchpreisbindung wurde in den vergangenen Jahren immer wieder versucht zu „umgehen“. Unsere Erfahrungen sind die, das die Kunden immer wieder nach Rabatt fragten. Und wenn wir mitgeteilt haben, das wir das nicht gewähren dürfen, immer als Gegenaussage kam: Im Internet gibt es das günstiger….Kollegen bieten es preiswerter an…
NEIN: Im Internet preiswerter angebotene Artikel sind mit Vorsicht zu genießen. Entweder ist es ein dubioser Händler oder der Artikel ist alles andere als in neuwertigem Zustand. Weiterhin zahlt man zusätzlich noch Transportkosten und hat den Artikel nicht direkt in der Hand – also man „Bestellt die Katze im Sack“
NEIN: Kollegen haben es nie preiswerter angeboten. Die Kollegen, die gegen die Preisbindung gehandelt haben, wurden abgemahnt bzw. von den Events ausgeschlossen. Darauf haben Veranstalter geachtet und stichprobenartig auch Testkäufe durchgeführt – oftmals im Auftrage der Verlage oder auch im Auftrage der Rechtsanwälte zu Wahrung der Buchpreisbindung ( http://www.preisbindungsgesetz.de/ )

Zusammengefasst:
Wir können und wollen nicht gegen die Gesetzgebung arbeiten um Umsatz zu generieren und damit ein Fortbestehen unserer Aktivitäten auf den Events. Dafür ist unser hart erarbeiteter Ruf viel zu wichtig. Wir haben uns nach sehr intensiven, sehr emotionalen und sehr nervenaufreibenden Monaten dazu entschieden – WIR MACHEN SCHLUSS
Ja, richtig: Die letzte Messe in Essen war und ist bis auf weiteres das Ende unserer MESSEAKTIVITÄTEN.

Wir haben sehr sehr viele Kollegen ( auch NICHT-Buchhändler), Freunde und Bekannte durch die Events kennen, lieben und schätzen gelernt. Einige von diesem Personenkreis wissen von unserer Entscheidung und bedauern diese. Was uns Zusätzlich sehr mit nimmt. Auch die Zusammenarbeit mit den Veranstaltern war in den vergangenen Jahren im großen und ganzen sehr gut.

Aber: Wir kommen gegen die „GEIZ-ist-GEIL“-Mentalität nicht an – genauso wenig gegen die steigenden Kosten für solche Events. Und nein: Es ist nicht der Besucher, der die Kosten trägt: Jeder Aussteller muss trotz allem seinen Stand und alles darum herum bezahlen.

Auch ein Grund weshalb die Aussteller bei den Events immer weniger werden. Bestes Beispiel hierfür die COMICCON in Hannover, wo der Veranstalter horrende Standpreis (etwa DOPPELT soviel wie bundesweit üblich) von den Ausstellern forderte und dadurch die Halle an Ausstellern sehr „übersichtlich“ blieb. Und diese sogar für die nächste COMICCON schon eine Absage in Erwägung ziehen, da die Kosten in keinster Weise rein gekommen sind.

Sooooo, lange Rede kurzer Sinn:

Mit unserem Onlinegeschäft sind wir weiterhin aktiv. Ob da auch „NEUWARE“ weiter gehandelt wird, wissen wir zum aktuellen Zeitpunkt nicht. Dafür werden in den nächsten Monaten auch noch verschiedene Gespräche mit den Verlagen geführt. Denn auch die sind mit den Entwicklungen und dem „Ramschen“ mehr als unzufrieden. Wir gönnen uns nun erst einmal eine Auszeit von den Events. Ob es einen neuen Anfang und somit ein neues Abenteuer zum Thema „Events“ gibt steht in den Sternen. An dieser Stellen danken Lydia und Ralf Heinig den tatkräftigen Helfer und Unternehmen, welche uns jedes Event immer massivst geholfen und uns Unterstützt haben.

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Burkhard Asmuth
Burkhard Asmuth
10. Februar 2017 14:59

Ich mal wieder 🙂 Ich besuche die Messe in Essen jedes Jahr. Ich muss gestehen, dass ich mir dort noch keinen Comic gekauft habe oder wenn dann nur selten. Auf die Idee mit dem Aussteller zu handeln käme ich nicht und glaube schon, dass das Team von Comicwurm sehr wohl dadurch profitieren kann, wenn es das Geld in andere Bereiche steckt (z.B. Online-Marketing), um den Umsatz zu steigern. Als stationärer Einzelhandel, wenn auch mit Online-Shop, haben es die Unternehmer einfach schwer, doch die Symbiose aus Offline & Online versucht der Comicwurm herzustellen. Allerdings hoffe ich sehr, dass die neue Webseite von Profis gebaut wird, so dass diese auch funktioniert. Aktuell sind viele grobe Fehler auf der Webseite und ansprechend finde ich Sie nicht. Mein geschultes Auge, weil ich vor 5 Jahren eine Online-Marketing-Agentur gegründet habe, findet die Seite grauenvoll. Jedoch wird daran noch gearbeitet. Wenn also das Geld in Zukunft lieber in das Online-Marketing gesteckt wird, so dass der Comicladen im Social Media mehr als nur Händler, sondern leidenschaftlicher Experte darstellt, dann hat er auch ohne Messen große Chancen, um als Comichändler zu bestehen. Einzelhändler müssen sich Mehrwerte und kreative Ansätze überlegen, damit Fans bei Ihnen kaufen. Wenn ich Bock… Read more »