Könnte DC Comics bald auf die auf Zeichner konzentrierte „Marvel-Methode“ umsteigen?

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Könnte DC Comics bald auf die auf Zeichner konzentrierte „Marvel-Methode“ umsteigen?

Wie das US-Portal Bleeding Cool berichtet, sei ihnen aus „mehreren Quellen“ bestätigt worden, dass DC Comics bald einen einschneidenden Schritt in der redaktionellen Vorgehensweise tätigen und ihren Autoren und Zeichnern die Option zu sogenannten „Marvel Methode“ bieten würde.

Heuzutage ist es vor allem bei Marvel und DC Comics üblich, dass Autoren ein nahezu vollständiges Script zur Comic-Story anfertigen und den jeweiligen Zeichner anschließend anhand besagten Scriptes das Artwork ausarbeiten lassen. Dies war jedoch nicht immer so. In den 1960er und 70ern galt es unter Stan Lee als eine feste Instanz, dass Storys vornehmlich durch einen Grundplot vorgegeben wurden und Zeichner wie Jack Kirby oder auch Steve Ditko das visuelle Konzept eigenständig erstellten und die Texter anschließend lediglich die Dialoge beisteuerten. Bekannt wurde dies später als „Marvel-Methode“.
Zeichner erhielten dadurch eine deutlich höhere narrative Verantwortung, die zwar zu der Zeit durch Industrie bzw. Verlage kaum honoriert wurde, doch Dank vieler treuer Fans und zurecht aufbegehrender Künstler über die Jahre zunehmend an Anerkennung gewann. Ein berühmtes Beispiel dafür ist die Entstehung des Silver Surfers und auch Galactus durch Jack Kirby, während seines Wirkens an der „Fantastic Four“ Reihe unter dem damaligen Autor Stan Lee.

Der Grund dafür war vor allem, dass wenige Autoren - allen voran Stan Lee - an immer mehr Serien schrieben und durch die Einbeziehung der Zeichner in die Handlung schneller Projekte abarbeiten konnten. Viele Künstler bestätigten auch (so u.a. Jack Kirby), dass es nicht unüblich war, dass grobe Handlungsabläufe per Telefon an Zeichner weitergegeben wurden und diese dann anschließend mit der Fertigstellung der Hefte auf sich gestellt waren. Die Zeichner übernahmen daher zunehmend die Arbeit der Autoren, was die Autoren - allen voran Stan Lee - jedoch nicht daran hinderte, die Lorbeeren dafür zu ernten. Aber das ist eine andere Geschichte.

Doch auch bei DC Comics gab es bereits unter Marv Wolfmann und George Pérez an den „Teen Titans“ oder auch bei Paul Levitz’ „Legion of Super-Heroes“ ähnliche Vorgehensweisen, in denen Zeichner mehr in das Storytelling involviert waren. Nun scheint sich DC Comics darauf zu besinnen und diese erzählerische Verantwortung wieder mehr auf Zeichner mit übertragen zu wollen bzw. Zeichnern und Autoren die Möglichkeit zu bieten, die erzählerische Komponente der Comics freier zu verteilen. Dies würde auch der Prämisse DCs entsprechen, künftig Zeichner mehr in den Mittelpunkt der Comic-Entstehung rücken zu wollen, um den visuellen Talenten mehr Bühne zu geben.

(Picture Copyright: Marvel / Stan Lee)

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