Comic Review: Silver Surfer Megaband (Panini Comics)

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Comic Review: Silver Surfer Megaband (Panini Comics)
© Panini Comics

Was habe ich lange auf diese Ausgabe gewartet. Dan Slotts und Mike Allreds meisterhafte „Silver Surfer“ Reihe der „Marvel Now!“ Phase wurde bei Panini Comics in drei schönen Einzelbänden veröffentlicht.

Insgesamt 15 US-Ausgaben enthielten diese, wobei es nach dem Relaunch im Jahr 2016 alles andere als selbstverständlich war, ob die darauffolgende Volume ebenfalls ihren Weg nach Deutschland finden würde.

Der Surfer ist halt kein Spider-Man und Mike Allreds prägnantes Artwork bereitet vor allem jüngeren, unaufgeschlosseneren Lesern vielleicht nicht den günstigsten Einstieg. Doch mit etwas Verspätung war es nun soweit und Panini Comics brachte alle 14 Ausgaben der 2016er Volume abgeschlossen in einem über 300 Seiten starken Megaband.

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© Marvel

Die Story knüpft direkt an die vorangegangene Volume an und handelt - was den Kanon betrifft - im Anschluss des Mega-Events „Secret Wars“, was jedoch für den Inhalt des Comics keinerlei Relevanz hat, denn Slott erzählt seinen Surfer weitestgehend losgelöst vom übrigen Marvel Universum.

In der ersten knapp sechs Ausgaben umfassenden Story kommen Norrin und Dawn zurück zur Erde, um die Familie zu besuchen. Wie sich herausstellt, ist Dawns Zwillingsschwester Eve hoch schwanger und allgemein scheinen Norrin und Dawn einiges verpasst zu haben, als sie quer durch die Galaxis reisten.

Doch viel Zeit für Familienidylle bleibt nicht, denn eine Horde Außerirdischer greift die Erde an, welche plant das vollständige kulturelle Wesen des Planeten umzuwandeln und ihnen anzugleichen. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei den Invasoren um Zenn-Laner, angeführt von Shalla-Bal, der einstigen Frau von Norrin Radd, dem Silver Surfer.

Für Norrin stellt diese Angelegenheit demnach ein besonders schwerwiegende Herausforderung dar. Nachdem der Surfer diese gemeistert hat, müssen er und Dawn sich mit den Nachwirkungen der Invasion und den Konsequenzen für die Zenn-Laner beschäftigen. Außerdem trifft Dawn auf ihre lange Zeit verschollene Mutter, was ein unerwartet unangenehmes Unterfangen darstellt.

Die abschließende Hälfte des Bandes beginnt mit einigen auf der vorangegangenen Story basierenden One-Shot-Abenteuern der beiden Helden, welche den Surfer in ein heikles Pokerspiel gegen den gefährlichen Grandmaster, in einem Casino am Ende des Universums führt.

Aber auch vor Weltraumwalen, verbrauchten Planeten und holografischen Selbstkopien macht die Story keinen Halt. Doch es soll der Moment kommen, an dem der Surfer seinem alten Dogma folgen muss und vom Weltenverschlinger Galactus, seinem einstigen Herren, gerufen wird. Dieser hat sich mittlerweile weiterentwickelt und fungiert nun als Lebensspender.

Das Universum wird entzwei gerissen, was Dawn und den Surfer dazu zwingt, dem einstigen Schrecken des Alls zu helfen, um dies zu verhindern. Und während all ihrer Abenteuer und dem spürbar nahenden Ende ihrer gemeinsamen Zeit, entdecken die beiden die Liebe, die sie für einander empfinden und das unvermeidliche Ende eines Sterblichen, dem nur einer von beiden entgegenblicken muss.

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© Marvel

Nach diesem Ende die Contenance zu wahren, stellte gewiss eine Tagesaufgabe dar. Die beiden Figuren, denen ich seit der ersten Seite der ersten Serie mit so viel Begeisterung folgte, wurden nun zu einem solch schmerzhaft-traurig-schönen Ende geführt, dass ich nur beim Gedanken an die letzten beiden Hefte Gänsehaut bekomme. Doch beginnen wir etwas früher.

Dan Slott, Mike und Laura Allred haben mit ihrem Silver Surfer die ultimative Ehrerbietung vor die Silver Age Marvel Epoche geliefert. Mit unfassbar viel Liebe zum Detail, zur Sprache und der Erzählungen entwarfen sie eine herzzerreißende Liebesgeschichte zweier Figuren, die unterschiedlicher kaum sein konnten.

In bester Douglas Adams Manier reisen Dawn und der Surfer durch die skurrilsten Abenteuer im Weltraum, welche Slott mit dieser für die 1960er Jahre so typisch bewussten Unbeholfenheit plottet, dass der Charme förmlich aus dem Seiten purzelt: Wale im All, ein Space-Casino in dem gepokert wird und allerhand retro-futuristisches Space-Opera-Design, hier stimmt einfach jedes Panel.

Apropos Panel, Mike Allreds meisterhaftes Popart-Artwork, welches von seiner Frau Laura nicht weniger meisterhaft koloriert wird, stellen neben den gekonnt ausgeklügelten Geschichten sicher das Highlight der Comic-Reihe dar. Von Dawns Pünktchenkleid bis hin zur einmaligen Panel-Gestaltung: dieser Surfer ist ein optisches Meisterwerk und visuell über jeden Zweifel erhaben.

Zwischen all den retro-futuristischen Glanzleistungen schafft es Dan Slott dennoch aktuelle Themen mehr oder weniger subtil in die Geschichten zu verweben. So muss der Surfer beim Angriff der Zenn-Laner entscheiden, ob er seine eigene Kultur, sein eigenes zenn-lanisches Wesen endgültig aufgeben will, um die Erde und die menschliche Kultur zu retten und somit selbst ein Teil davon zu werden, was letztendlich dazu führt, dass der sonst als Fremder betrachtete Surfer einen Ehrenplatz in der menschlichen Gesellschaft einnehmen kann. Eine wunderschöne Parabel über Integration und Migration, die aktueller kaum sein könnte.

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© Marvel

Darüber hinaus huldigt Slott dem Genre der Space-Comics und einer Marvel-Historie, auf der nahezu alles basiert, was wir heutzutage bei dem Verlag zu lesen bekommen. Wir entdecken Jim Starlin, Jim Steranko, etwas Steve Ditko und natürlich ganz viel Jack Kirby, aber viel noch mehr Mike Allred.

Dabei wird nichts kopiert, eher zitiert und stilistisch interpretiert, so dass ein gänzlich eigenständiges Design entsteht, das niemals seine Wurzeln vergisst und selbst den Surfer dazu bringt, die alten „Fantastic Four“ Ausgaben zu lesen, in denen er selbst vor so vielen Jahren seinen Ursprung nahm.

Dan Slotts und Mike Allreds 29 Ausgaben an der „Silver Surfer“ Reihe bilden letztendlich eine groß angelegte Geschichte über Freundschaft, Familie, Selbstaufgabe, Verlust und Liebe, mit einem komplex angelegten Finale voller Plot-Twists und Emotionen, welches an Herz und Nieren geht, einen jedoch ausnahmslos zufrieden zurücklässt.

So kann ich nach dem Lesen und etwas gewonnener Distanz dazu behaupten, dass Dan Slotts „Silver Surfer“ für mich nicht nur die beste Arbeit darstellt, die der Mann je geschrieben hat, sondern mit großem Abstand einen der schönsten und ergreifendsten Marvel Comics, die ich je lesen durfte. Ein perfekter Run, von der ersten bis zur letzten Seite, und ein unumstößlicher Pflichttitel für jede Comic-Sammlung.

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Die Lesereihenfolge des kompletten Runs:

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2 Kommentare
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Max
Max
27. April 2018 8:42

Habe mir den Band gekauft und bin total begeistert!!! Sind die vorhergegangenen Ausgaben denn noch verfügbar?

A.j.B. Hangover
A.j.B. Hangover
3. April 2018 9:47

Danke, super Kommentar. Ich stimme in allen Punkten zu!