Comic Review: Doctor Star & das Reich der verlorenen Hoffnung (Splitter Verlag)

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Comic Review: Doctor Star & das Reich der verlorenen Hoffnung (Splitter Verlag)
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So langsam sammeln sich die Publikationen aus Jeff Lemires und Dean Ormstons „Black Hammer“ Universum beim Bielefelder Splitter Verlag. Mit „Doctor Star & das Reich der verlorenen Hoffnung“ erschien nun nach „Sherlock Frankenstein & die Legion des Teufels“ das bereits zweite Spin-off neben der Hauptserie, wobei es selbst die Hauptreihe bisher lediglich auf zwei Bände brachte.

Doch das Jahr 2019 sieht rosig aus für Freunde der extravaganten Superheldenkost, denn mit „Black Hammer: Age of Doom“ Teil 1 und 2 bringt Splitter in diesem Jahr nicht nur zwei Fortsetzungen der Hauptserie, sondern mit „The Quantum Age“ auch das dritte Spin-off. Ja, der talentierte Kanadier Lemire ist reichlich beschäftigt, möchte man meinen.

Zusammen mit Zeichner Max Fiumara - Dark Horse Lesern u.a. bekannt als Mignola-Künstler an Titeln wie „Abe Sapien“ oder „B.P.R.D. - The Devil You Know“ -  widmet sich Lemire in der neusten Mini-Serie einem bisher noch nicht beleuchteten Golden Age Helden und arrangiert abermals ein bemerkenswertes Szenario, welches weit über obligatorische kosmische Schlachten hinaus geht.

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Dr. Jim Robinson hatte große Ambitionen. Seine Faszination an den Sternen hat den bisher erfolglosen Wissenschaftler nahezu gänzlich eingenommen. Angesiedelt in den 1940ern stehen US-Regierung wie auch die Bevölkerung der Vereinigten Staaten harten Zeiten gegenüber, ein Umstand, der auch an Robinsons Familie nicht vorbei geht. Ehefrau Joan vermisst ihren stets arbeitenden Mann und kümmert sich derweil um das gemeinsame Kind, Charlie... Jims größter Stolz, möchte mann meinen.

Als die Regierung an Robinson herantritt und vom Potential seiner Arbeiten überzeugt ist, bieten sie ihre Unterstützung an. Für Jim ein Erfolg, denn somit wären seine Forschungskosten bis auf Weiteres gesichert.

Der Deal lautet jedoch, Jim müssen zusehen, dass seine Ergebnisse dazu dienen, eine Waffe daraus zu entwickeln... Jim willigt ein. Wie es sich für übermütige Wissenschaftler gehört, haben die erzielten Erfolge auch eine Kehrseite, denn beim Versuch die dimensionale Membran zu durchbrechen, fängt er die Energie der Sterne ein und wird zu Doctor Star... ein Held zu einer Zeit, als Helden mehr denn je nötig waren.

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Doch während Jim mit seinen Heldenkollegen in den Krieg zieht und intergalaktische Krisen bearbeitet, muss seine Familie immer kürzer treten und hinter dem Genie und Helden anstehen. Und als eines Tages eine Mission winkt, deren Ausgang er so nicht absehen konnte, scheint das Leben, wie Doctor Star es kannte, für immer vorbei zu sein.

Starautor Jeff Lemire bearbeitet mit seiner Blaupause des tragischen Helden gewiss kein Neuland. Im Gegenteil, die auf eine simple Vater- und Sohnbeziehung runter gebrochene Handlung wurde von ihm bereits mehrfach behandelt.

Ob nun im „Der Unterwasser-Schweißer“ - im Deutschen beim Hinstorff Verlag - oder auch dem Vertigo Hit „Sweet Tooth“ - abgeschlossen in 6 Bänden bei Panini Comics, Lemire hat ein ausgeprägtes Faible für diese Beziehungsthematik. Das Wunderbare daran: sie scheint sich nicht wirklich abzunutzen, oder vielmehr beherrscht es Lemire dem Thema immer wieder neue Anstriche zu geben, in ein neues Korsett zu kleiden und frische Akzente zu setzen.

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Doctor Star & das Reich der verlorenen Hoffnung“ ist vor allem eines: ein bitter-trauriges Erzählstück, dessen Ausgang sich gewiss schnell erahnen lässt, dabei überraschenderweise jedoch keinerlei Wucht verliert. Dies ist offenkundig auch Max Fiumara überragenden Zeichnungen zu verdanken, welche die bleierne Dramatik wie auch die bombastischen Space Opera Szenen gleichermaßen auf exzellente Weise einfangen. Wie üblich großartig koloriert von Dark Horse Stammkoloristen Dave Stewart.

Die Geschichte um einen ehrgeizigen Vater, dessen Desinteresse an den wahrlich wichtigen Dingen und das später von Reue begleitete Leben in Einsamkeit ist mindestens so alt, wie es Geschichten gibt. Dennoch vermochten es Jeff Lemire und Max Fiumara hier eine erzählerisch wie auch optisch wunderschöne Graphic Novel eines heroisch gescheiterten Familienvaters zu erzählen, welche am Rande sogar noch als relativ allein stehender Superheldencomic verstanden werden kann.

Heldensagen nehmen nun mal nicht immer ein tolles Ende. Jeff Lemire hat dies gewiss verstanden und weiß dies brachial gut zu nutzen. Und wessen Tag nach der letzten Seite dieses Comics noch immer nicht gelaufen ist, lebt emotional gewiss nördlich der Mauer.

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Andreas
Andreas
13. Februar 2019 12:46

Mein persönlicher Liebling aus dem Black Hammer Universum