Review: Penner - verbringen wir einen Tag mit einem Obdachlosen?

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(Copyright: Jaja Verlag)
Der noch recht junge Jaja Verlag konzentriert sich seit seiner Gründung im Jahr 2011, auf unbekannte Künstler, Autoren und Illustratoren und versucht deren Werke unter die Leute zu bringen. Gut so.
Einer dieser (noch) unbekannten Künstler ist Christopher Burgholz, der mit seiner Graphic Novel „Penner“ im letzten Jahr sein Debüt ablieferte.
Als 1988er Jahrgang ist Burgholz unerwartet jung. Der Mann machte seinen Bachelor in Illustration an der FH Münster und werkelt aktuell an seinem Master. Nebenbei schreibt und zeichnet er Graphic Novels und illustrierte Kurzgeschichten.
Mit seiner 68-seitigen Geschichte erzählt er uns von Walter, einem Obdachlosen Säufer, der versucht über die Runden zu kommen. Walters Alltag ist simpel: aufstehen, umherstreifen, Flaschen sammeln, gelegentlich was essen, gelegentlich in den sanitären Einrichtungen am Bahnhof zu duschen und vor allem, jeden Abend wenn möglich nicht nüchtern einzupennen. Wir erfahren von Erik, dem immer freundlichen Sozialarbeiter, der Walter eher nervt, obwohl er nur helfen will. Und von Helmut, Walters dementen besten Freund, der zusammen mit seinem Hund Otto fast schon klischeehaft unter einer Brücke haust. So simpel wie sein Alltag ist, sind auch Walters Probleme. Welchen Fusel kann er sich heute leisten? Reicht das Kleingeld wieder nur für den billigsten? Das Ausblenden der gaffenden Leute, wenn er Flaschen sammeln muss. Das unerlaubte Nächtigen im Stadtzentrum, wenn er von der Polizei erwischt wird. Und vor allem, diese seltsamen, nicht nachlassen wollenden Bauchschmerzen.

Burgholz erzählt einfach, mit wenigen Worten, trocken und unsentimental. Die Trostlosigkeit wirkt selbstverständlich und wird einem nicht als Stilistik auf den Bauch gebunden. Ohne künstlich aufgebauschtes Drama trippelt die Handlung vor sich hin, ohne Ziel, ohne zu wissen wo es hingehen soll. Eben wie Walters Leben. Gezeichnet wird einfach, in warmen Farben, eindimensional, keine Wechsel zwischen Höhen und Tiefen... eher nur Tiefen. Eben wie Walters Leben.

Empfehlendwert? Ja, immerhin gewann das Buch den Gramic Award 2013. Ein einfaches Buch, eine einfache Geschichte, von einem harten Leben und einem gezeichneten Mann. „Penner“ will nichts besonderes sein... doch genau das ist es.
Eine Leseprobe gibt’s hier.

Bewertung:

 

Verlag: Jaja Verlag
Format: Softcover
Vö-Datum: Juni 2014
Seitenzahl: 68
Sprache: Deutsch

Preis: 14,00 €

Darf gern geteilt werden! 🙂

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