Review: Multiversity #1 - Von Captain Carrot bis zu den Watchmen - seid ihr bereit für einen Trip durchs Multiversum?

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(Copyright: Panini Comics)
Ich glaube diese Woche lese ich keine Comics mehr. Es sind 5.000 Grad in der Wohnung, draußen grillt der Asphalt und die Farben scheinen langsam aus den Heften zu fließen.
Natürlich ist man just in diesem Moment so engagiert und greift sich den neusten Auswurf des wohl verrücktesten Schotten, den man auf dem Comicmarkt finden kann. Ganz ehrlich, das ist wie ein Marathonlauf nach einer durchzechten Nacht. Idiotisch, aber eine Erfahrung.
Dass Grant Morrison ein Faible dafür hat eher spezielle Comics zu schreiben, dürfte mittlerweile auch in den Köpfen der Leser angekommen sein, die seine Comics nie gelesen haben. Der Mann kann nichts veröffentlichen, was nicht ausgiebig im Netz bis in die kleinste Kerbe durchanalysiert wird. Und das meist sehr emotional. Grant Morrison polarisiert nun mal.
Seit seinem Abgang von den Action Comics (Superman Heft #19) wurde es jedoch recht ruhig um ihn. Nun erscheint mit Multiversity eine seiner vorerst letzten beiden Arbeiten im Superheldenbereich.

Panini Comics bringt die gesamte Serie in zwei Bänden, als Softcover sowie als limitiertes Hardcover, wovon der erste Band nun erschienen ist und lasst euch eins gesagt sein: wer diese Bände nicht kauft, bekommt von mir eine Kopfnuss!
Spaß beiseite. Grant Morrison liebt Superhelden Comics und mit Multiversity veröffentlicht er nun seine Liebeserklärung an das Genre und das DC Multiversum, aber auch eine Abrechnung. Der erste Band liefert 4 Episoden, die als eigenständige One-Shots veröffentlicht wurden und voneinander anfangs unabhängige Geschichten erzählen, welche letztendlich jedoch zusammengehören.

So treffen wir in Multiversity #1 auf den aus der Final Crisis bekannten Nix Uotan sowie den Thunderer von Erde #7 und auch Calvin Ellis, den Superman von Erde #23. Etwas Böses zieht im Multiversum auf und zusammen mit Captain Carrot (Erde #26) und Dino-Cop von Erde #41 formt sich soetwas wie eine Justice Society des Multiversums, welche sich der verschlingenden Dunkelheit stellen muss.

Im zweiten Heft, The Multiversity: The Society of Super-Heroes #1, nehmen Immortal Man, Doc Fate und Atom einen Kampf ums Überleben gegen den unsterblichen Vandal Savage auf sich. In The Multiversity: The Just #1 sind Superhelden quasi überflüssig geworden. Die zweite Generation unserer bekannten Helden lebt ein jugendliches Leben, voller Partys und dem Nachstellen alter vergangener Heldentaten. Kinder, die die Größe ihrer Eltern erreichen wollen, aber nicht können.
Und in The Multiversity: Pax Americana #1 vollbringt Morrison seine endgültige Watchmen Hommage. Eine Geschichte die auf Erde #4 handelt, sich mit Terrorismus und Verschwörungen beschäftigt und mit Figuren wie Question (Rorschach), Captain Atom (Dr. Manhattan) und Peacemaker (The Comedian) den komplexen und erwarteten Morrison-Mind-Fuck zum Abschluss des Bandes liefert.
(Copyright: DC Comics)

Anders als in der Final Crisis oder seinem Action Comics Run schreibt Morrison in The Mutliversity deutlich geradliniger, aber nicht minder komplex. Es sind vor allem die fantastischen Ideen, die diesen Comic von durchschnittlichen Geschichten abheben.
Das Medium Comic zieht sich dabei wie ein roter Faden durch die Geschichte. Es geht um verfluchte Comics, die in allen Ausgaben auftauchen und die Geschichten von anderen Erden erzählen. Was auf der einen Erde real ist, wird auf einer anderen in einem Comic erzählt. So hält in Red Racer (Erde #36) in Multiversity #1 die wirklich erschienene Ausgabe Action Comics #9 in Händen und erkennt so den vor ihm stehenden Superman wieder. Oder der erwachsene Damian Wayne, der in Multiversity: The Just #1 das Comic, was wir eine Ausgabe zuvor gelesen haben (The Society of Super-Heroes #1), nun selbst liest.

Ob nun ein skurriler Charakter wie Captain Carrot, ein Raumschiff das aus gefrorener Musik besteht, der Kampf gegen Marvel Charaktere auf Erde #8 (Bug - Spider-Man, Machinehead - Iron Man, Future Family - Fantastic Four, Lord Havok - Dr. Doom, usw.), ein teuflischer Abin Sur, Anspielungen auf Rorschachs mögliche Homosexualität sowie einen Dr. Manhattan aka Captain Atom, der den Leser direkt anspricht und fast das Blut gefrieren lässt... The Mutliversity ist ein komplex durchdachtes Ideenfeuerwerk.
Mit Pax Americana hat der Band jedoch einen kleinen Juwel inne. Morrison rechnet hier subtil mit dem Superheldencomic ab und thematisiert dabei die immer wieder gleichgeschalteten Handlungsstrukturen des Mediums, die in alle Richtungen gleich verlaufen und immer linear abhandelbar sind.

Die 4 Ausgaben dieses Bandes sind jedoch nicht nur erstklassig und facettenreich erzählt, sondern auch durchgehend auf hohem Niveau gezeichnet. Blockbuster-Zeichner Ivan Reis präsentiert hier ein tolles cineastisches Artwork. Aber auch Ben Oliver zeigt sich in The Just mit seinen bleichen Pastellfarben äußerst ästhetisch. Zum krönenden Abschluss lässt Morrison für Pax Americana seinen alten Weggefährten Frank Quitely (All Star Superman, Batman & Robin, New X-Men) ans Zeichenbrett, der wie immer fantastische Arbeit leistet.

Multiversity ist ein komplexes Comic, ja. Aber die Zeit solltet ihr euch nehmen, denn der Unterhaltungswert wird umso größer, je tiefer ihr in die Stoy eintaucht. Grant Morrison liebt Superhelden Comics und hier hat er sich eine Spielwiese geschaffen, um diese Leidenschaft mit seinen Lesern zu teilen, denn Geschichten dieses Genres so atemberaubend gut zu schreiben, vermag aktuell kaum jemand. Bücher wie diese sind der Grund warum ich Comics lese!

Eine Leseprobe gibt es hier.

Bewertung:

Verlag: Panini Comics
Format: Softcover / Hardcover
Vö-Datum: 26.06.2015
Originalausgaben: US The Multiversity #1, US The Multiversity: The Society of Super-Heroes #1, US The Multiversity: The Just #1, US The Multiversity: Pax Americana #1
Seitenzahl: 188
Sprache: Deutsch
Preis: 19,99 € / 29 €

Darf gern geteilt werden! 🙂

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