Comic Review: Jessica Jones - Megaband 01 (Panini Comics)
Es gibt Tage, an denen dürften Comic-Leser überhaupt nicht mehr aus dem Grinsen rauskommen. Der Tag an dem Panini bekannt gab, dass sie die Serie „Alias“ von Brian Michael Bendis und Michael Gaydos endlich nach Deutschland holen würden, war so ein Tag. Schließlich erschien diese von allen Seiten hochgelobte Serie in den Staaten bereits 2001 unter dem „Marvel MAX“ Banner, schaffte es jedoch nie in deutscher Übersetzung über den großen Teich. Eine Publikation von Marvels frischgebackener Antiheldin war zu der Zeit wahrscheinlich einfach zu riskant für den deutschen Markt.
Jedoch schien, nachdem sich der Streaming-Dienst Netflix dem Comic annahm und eine extrem gelungene TV Serie davon produzierte, das Interesse beim deutschen Publikum hoch genug, dass Panini Comics nun, 15 Jahre nach dem Erscheinen in den USA, Jessica Jones endlich nach Deutschland holt.
In zwei dicken Megabänden soll die gesamte Reihe, demnach alle 28 Ausgaben der zwischen 2001 und 2004 veröffentlichten Serie von „Alias“ unter dem Namen „Jessica Jones“ auf Deutsch erscheinen. Der erste Megaband enthält mir seinen üppigen 356 seiten auch gleich die ersten 15 Hefte.
Jessica Jones ist eine ehemalige Superheldin, die früher im Dunstkreis der Avengers unter dem Namen „Jewel“ oder auch „Knightress“ unterwegs war und heute eine kleine Privatdetektei namens „Alias Private Investigations“ in Hell’s Kitchen leitet. Als einzige Mitarbeiterin wohlgemerkt.
Ihr Job scheint nicht gerade eine erfüllende Tätigkeit zu sein, denn meist spürt sie irgendwelche Leute auf, deren Ehepartner glauben, dass diese sie betrügen würden oder andere eher unscheinbare Fälle.
Viele davon enden unschön, denn Jessica wird immer wieder mit dem Umstand konfrontiert, dass sie mal eine Superheldin war und über übermenschliche Fähigkeiten verfügt, was ihr Dasein in der normalsterblichen Gesellschaft oft verkompliziert.
Meist versucht sie daher ihren Frust im Alkohol zu ertränken oder gibt sich etwaigen spontanen Liebschaften hin, um dem Alltag zu entfliehen, was jedoch nur selten gelingt.
Im ersten Megaband begleiten wir Jessica durch mehrere Fälle ihres Jobs und auch durch einen Teil ihres Lebens. So soll sie im Auftrag einer besorgten Schwester eine Frau aufspüren. Als ihr dies gelingt, wird diese kurze Zeit später brutal ermordet, wobei Jessica somit in ein verschwörungsartiges Dilemma hineingezogen wird, das selbst die Existenz eines der bedeutendsten Avengers Mitglieder gefährden könnte. Oder aber auch der Fall einer vermeintlichen Mutantin, die in einer Vorstadt verschwand, welche nicht viel für Ihresgleichen übrig zu haben scheint.
Dabei wird immer wieder das Dasein der ersten Garde von Marvel Superhelden tangiert und wir erleben kurze Auftritte von Captain America und Spider-Man, oder aber auch von Luke Cage oder Ant-Man. Wobei vor allem letztere von beiden eine wichtigere Rolle in Jessicas Leben spielen werden.
Die „Alias“ Serie kann man gut und gern als Zeitdokument einer bedeutenden Marvel-Ära betrachten. Eine Zeit, in der Brian Michael Bendis zum großen Star des Verlages aufstieg und er mit Serien wie „Ultimate Spider-Man“ oder auch „Daredevil“ über jeden Zweifel erhabene Superhelden Comics schrieb. Mit „Jessica Jones“ liegt nun eine weitere dieser Serien vor, die alles liefert, wofür Marvel zu dieser Zeit stand: Innovation, Kreativität, Bodenständigkeit, Nähe zum Leser und einfach verdammt gute Unterhaltung.
Vor allem die erwachsene Sprache - was wohl der Grund für das „Marvel MAX“ Label gewesen sein dürfte -, die Konzentration auf unscheinbare Helden der vierten oder fünften Reihe, die extrem durchdachten Dialoge und die simplen, aber dennoch spannenden Plots, zeigen einen Brian Michael Bendis in absoluter Topform. Die trockenen, aber mehr als passenden Artworks von Michael Gaydos ergänzen diese Präsentation dabei recht gekonnt.
„Jessica Jones“ ist Marvel-Unterhaltung in bester Qualität und für Fans von gerade laufenden Ausnahmeserien wie „Hawkeye“ oder „Ant-Man“ oder aber auch für Leser, welche die neuere, auf vornehmliche jüngere Leserschaft abzielende Ausrichtung vom „Haus der Ideen“ weniger zusagt, absolut empfehlenswert. Mittlerweile wurde bereits angekündigt, dass Bendis und Gaydos ihre Schöpfung wiederbeleben werden und „Jessica Jones“ eine neue Serie erhalten wird. Wenn die Qualität der vorliegenden Serie auch nur ansatzweise gehalten wird, steht uns Großes bevor. Pflichtkauf!
Titel: Jessica Jones - Megaband 01 (von 02)
Verlag: Panini Comics
Format: Megaband
Vö-Datum: 05.07.2016
Originalausgaben: US Alias #01-15
Seitenzahl: 356
Autor: Brian Michael Bendis
Zeichner: Michael Gaydos, Mark Bagley u.a.
Preis: 30,00 €(Picture Copyright: Panini Comics)
Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.
Es war ein absolutes Muss, das diese Serie erscheinen sollte. Ich kann mich an Endlosdiskussionen im Panini-Forum erinnern, warum diese Serie für den deutschen, schwierigen Markt nicht erscheinen kann. Mit der Netflix-Serie und der positiven Resonanz über Jessica Jones wuchs wieder meine Hoffnung irgendwann tatsächlich diesen Meilenstein der neueren Marvel-Geschichte auf deutsch lesen zu können. Beide Bände werden von mir gefeiert und ich hoffe auf weitere, längst fällige Geschichten.
Schöne Zeiten haben wir gerade 😀 !
Der Matti 🙂
Matti, da bin ich ganz bei dir! Auf den zweiten Band freue ich mich auch bereits extrem. 🙂