Alan Moore kritisiert moderne Superhelden-Geschichten
Nur wenige Tage nach der Ankündigung seines persönlichen Karriereendes als Comic-Autor (hier die News) legt Comic-Ikone Alan Moore nach und kritisiert moderne Superhelden-Geschichten als „ungesunde Wirklichkeitsflucht“ und bezieht sich dabei auf Film- sowie Comic-Universen.
In einem Interview mit dem Magazin Vulture spricht Moore über moderne Comics, Superhelden und deren erwachsenes Publikum.
Nachdem er sich dazu äußerte jeglichen Enthusiasmus am Schreiben von Comics verloren zu haben, wurde Moore nach seiner Meinung zur allgemeinen Comic-Leserschaft gefragt. Er gab an, dass er den durchschnittlichen Leser irgendwo zwischen 30 und 50 Jahren alt schätze. Dies sei ein schlechtes Zeichen:
„Seit den 1980ern behaupten Leute, Comics seien erwachsen geworden. Ich denke nicht, dass das zutrifft. Ich denke, es gab lediglich einige Comics, die eine eher erwachsenere Leserschaft ansprachen und dies wurde alsbald dem emotionalen Alter des Durchschnittspublikums attestiert.“
Bezogen auf moderne Superheldenfilme sowie den ikonischen Figuren der Verlage Marvel und DC Comics fügte Moore hinzu:
„Was machen diese Filme schon anderes, als uns mit Geschichten und Charakteren zu unterhalten, die vor über 50 Jahren nur dazu gedacht waren zwölfjährige Jungs zu begeistern? Sind wir irgendwie dazu verpflichtet diese Charaktere zu erhalten? Das ist lächerlich. Dies sind keine Charaktere die in der wirklichen Welt existieren könnten.
Ja, ich habe „Watchmen“ geschrieben. Ja, ich habe „Marvelman“ geschrieben (siehe Anmerkung). Dies waren zwei wirklich große und wegweisende Superhelden-Geschichten, schätze ich. Aber vergiss nicht: beide standen der Idee des Superhelden kritisch gegenüber. Sie waren nicht dazu gedacht das Genre neu zu beleben.“
Anmerkung: Die Figur Marvelman wurde später umbenannt in Miracleman. Die Arbeiten von Alan Moore zu Miracleman werden seit 2014 erstmals in deutscher Sprache bei Panini Comics veröffentlicht.
Moore fasste seine Aussage gegenüber dem aktuellen Stand in Superhelden-Comics zusammen, indem er sie schlicht als „ungesunde Wirklichkeitsflucht“ bezeichnete:
„Die Superhelden meiner Jugend hatten Hunde, gekleidet in Capes und Masken. Es ist offensichtlich, dass sie für nichts anderes als die Macht der Fantasie standen. Ich neige dazu viele dieser aktuellen Figuren als eine Art ungesunde Wirklichkeitsflucht zu betrachten.
Ich kann den Wunsch nachvollziehen, die eigene Kindheit weiter leben zu wollen, aber letztendlich wird sich herausstellen, dass dies nicht möglich ist. Es spricht nichts dagegen sich in Gedanken über dieses und jenes zu verlieren, jedoch musst du diese nicht dein Leben lang wie eine Art magische Rüstung mit dir herumtragen.“
Anzumerken sei diesbezüglich, dass diese Aussagen von einem Autor kommen - so sehr man seine Arbeit auch schätzen mag -, der selbst mehrfach angab, seit mehr als 20 Jahren keine Superhelden-Comics gelesen zu haben.
(Picture Copyright: Alan Moore / Mitch Jenkins)
Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.
Grumpy Moore schlägt wieder zu. Gut, dass er sich langsam aus dem Geschäft zurückzieht.
Der Kerl hat sie doch nicht mehr alle!!!