Comic Review Special: Malcolm Max - der erste Zyklus (Splitter Verlag)

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Comic Review Special: Malcolm Max - der erste Zyklus (Splitter Verlag)

Comic Review: Malcolm Max - der erste Zyklus - Bd. 01 bis 03 (Splitter Verlag)

Zum zehnjährigen Jubiläum hat der Splitter Verlag bereits einige hochkarätige Sammlereditionen veröffentlicht. Eine davon wurde dem deutschen Überflieger-Comic von Peter Mennigen und Ingo Römling gewidmet: „Malcolm Max“.
Die auf streng limitierte Ausgabe vereint alle drei bisherigen „Malcolm Max“ Alben in einem schicken Sammelband und schildert so noch einmal in voller Gänze, die vom Hörspiel zum Comic herangewachsenen Abenteuer des Dämonenjägers mit der flinken Zunge.

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Szene aus Malcolm Max Bd. 01 (Copyright: Splitter Verlag)

Malcolm Max und seine schlagkräftige Partnerin und Halbvampirin Charisma Myskina durchstreifen das London des Jahres 1889. Angesiedelt in dieser spätviktorianischen Zeit erleben die beiden die skurrilsten Abenteuer, irgendwo zwischen Fantasy, Krimi-Horror und einer ergiebigen Nuance Steampunk.
So setzen sie sich in dieser alle drei Bände umspannenden Geschichte mit leichenfleddernden Grabschändern, Geistern, einem offenbar nicht totzukriegenden Serienkiller, irren Wissenschaftlern und deren verheißungsvollen Erfindungen sowie auch rufschädigenden Ermittlungen durch Scotland Yard auseinander.
Das einstige Waisenkind Malcolm Max wurde von der Geheimloge Custodes lucis aufgezogen und ausgebildet. In ihrem Auftrag widmet er sich nun übernatürlichen Begebenheiten und paranormalen Phänomenen. Mit beinahe schon meisterhaften detektivischen Fähigkeiten ausgestattet, kommt eine genrespezifischere Assoziation zu einem gewissen Mr. Holmes daher nicht von ungefähr.
Begleitet wird er von der hübschen Charisma Myskina, Tochter einer menschlichen Hexe und eines mächtigen Vampirfürsten. Was ihr an gesellschaftlichen Gepflogenheiten der Londoner Oberschicht mangelt, macht sie mit übermenschlicher Stärke und ihres gewieften Charmes wieder wett und wird dabei nicht selten zum Lebensretter ihres so tapferen wie auch gelegentlich trotteligen Begleiters.

Im Urpsrung noch ganz woanders

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Szene aus Malcolm Max Bd. 02 (Copyright: Splitter Verlag)

Was inhaltlich wie für’s Comic gemacht scheint, basiert jedoch auf einem ganz anderen Medium: dem Hörspiel. Peter Mennigen, seines Zeichen Malcolm Max Erfinder und Autor, schuf seine Figuren ursprünglich für die Hörspielbeilagen der 2008 neugestarteten Ausgaben der „Gespenster Geschichten“. Jedoch machte der Tigerpress-Verlag nach bereits wenigen Ausgaben die Pforten dicht, so dass die Spiele seit 2011 als Teil der Geister-Schocker Serie über Romantruhe Audio veröffentlicht werden. Mittlerweile gibt es neben 7 Hörspielen auch bereits 3 Hörbücher.
2013 schloss sich Mennigen dann mit Zeichner Ingo Römling zusammen, um die Abenteuer seiner Helden auch im Comic weitererzählen zu können.

Die beiden Kreativen verschwenden nicht viel Zeit dafür ihre Protagonisten im Detail in die Handlung einzuführen, sondern agieren dabei eher mit einer breiten Selbstverständlichkeit, die den Leser direkt in die Handlung zieht. So erhalten wir zwar gleich auf den ersten Seiten recht schicke Infotexte zum Background der Figuren, müssen uns dafür jedoch nicht durch eine unnötige Herkunftsgeschichte arbeiten und bauen somit direkt auf den Vorkommnissen der Hörspiele auf, ohne diese zwingend kennen zu müssen. Dies gelingt sogar überraschend gut.

Dauerhafte Entwicklung entgegen dem Stillstand

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Szene aus Malcolm Max Bd. 03 (Splitter Verlag)

Die üppigen Dialoge, die aufgrund ihrer eloquenten Schwerfälligkeit anfänglich die Nische zwischen Hörspiel und Comic zu suchen scheinen, wirken bei Zeiten jedoch etwas artfremd und lassen selbst dynamische Passagen, wie einen actiongeladenen Gefängnisausbruch, etwas zäh und entschleunigt wirken.
Dennoch trifft Mennigen einen wunderbar subtil-humoristischen Ton und schafft es seine Charaktere durchweg unter Kontrolle zu halten. Und generell scheint man über die drei Bände hinweg eine deutliche Entwicklung zu erkennen, welche die Erzählung von Seite zu Seite trittfester gestaltet.

Das wohl leuchtendste Markenzeichen der Serie sind jedoch die Illustrationen von Ingo Römling. Ist er doch einer der wenigen deutschen Comic-Zeichner, die auch internationale Größe erreicht haben, was selbstredend auf sein Mitwirken als Zeichner der „Star Wars Rebels“ zurückzuführen ist, welche er seit Ende 2014 kontinuierlich betreut.
Seine Darstellung des spätviktorianischen Londons haben jedoch ein ganz anderes Kaliber. Was im ersten Album noch gelegentlich europäisch beeinflusst scheint, entwickelt im weiteren Verlauf eine ganz eigene Note, die aufgrund der immer gekonnt platzierten Perspektiven regelrecht zum Leben erwacht. So sind es nicht nur die mit kinematografischer Genauigkeit angesetzten Panels, sondern auch die detaillierten Mimiken der Figuren, die immer öfter zum Staunen einladen.
Das reduzierte Farbschema drückt die Zeichnungen direkt in den Vordergrund und ermöglicht eine wunderbar düstere, fast mystische Atmosphäre, die ab und an beinahe pulpige Stimmung aufkommen lässt.

Malcolm Max“ gehört neben Verena Klinkes und Felix MertikatsSteam Noir“ (Cross Cult) sicherlich zu den beeindruckendsten Comic-Serien, mit deutschem Urpsrung. Peter Mennigen und Ingo Römling entführen ihre Leser in ein finsteres London, das beginnt sich gerade der technischen Evolution zu stellen und präsentieren dabei eine spannungsgeladene Geschichte, voller Humor und geschichtlicher wie auch literarischer Querverweise. So hat nicht nur Queen Victoria ihren Auftritt, sondern manche der Figuren sogar Sherlock Holmes als Nachbarn. Ein exzellentes Genre-Comic, das die Grenzen des Fantastischen spielend überschreitet und dabei auch umwerfend gut unterhält.
Die drei Bände sind beim Splitter Verlag einzeln erschienen, dazu noch angereichert mit tonnenweise Bonusmaterial. Nun wurden sie mit einer Gesamtausgabe bedacht, die nicht nur auf 1.111 Stück limitiert ist, sondern auch noch eine zusätzliche Malcolm Max Kurzgeschichte von Peter Mennigen, weitere Skizzen sowie ein Interview mit den beiden Machern enthält.

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4,5-Sterne

Titel: Malcolm Max (lim. Sonderedition)
Verlag: Splitter Verlag
Format: Hardcover
Vö-Datum: 01.06.2016
Originalausgaben: Malcolm Max Bd. 01 - Body Snatchers, Malcolm Max Bd. 02 - Auferstehung, Malcolm Max Bd. 03 - Nightfall
Seitenzahl: 192
Autor: Peter Mennigen
Zeichner: Ingo Römling
Preis: 44,88 €

Für die Besprechung wurden die drei einzelnen Alben verwendet.

(Cover Copyright: Splitter Verlag)

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