#OldButGold: Ed Brubakers CAPTAIN AMERICA Re-read Teil 01 - vom Winter Soldaten und dem Weg zum Bürgerkrieg (Kolumne)
Ja, ich weiß... meine Kolumnensektion habe ich schon seit einiger Zeit schleifen lassen. Aber möget ihr mir verzeihen, ich bin schließlich auch nur ein Mensch und neben der ganzen Zeit und Arbeit, die ich in dieses Blog stecke, bin ich genauso ein Comic-Leser wie ihr. Und aktuelle Veröffentlichungen halten mich da schon gewaltig auf Trapp.
Doch hatte ich schon seit Monaten nach einem neuen Klassiker-Thema gesucht, über das ich eine neue Kolumne starten könnte und die Auswahl diesbezüglich war selbstredend gewaltig. Meine Regale und Heftboxen stellen mir da schon ein regelrechtes Schlaraffenland an Titeln zur Verfügung... doch das Entscheidende, neben der Zeit, ist die Lust und der Willen darüber auch schreiben zu wollen. Gott, wenn ich das so abtippe, kommt ich mir vor wie der faulste Sack auf Erden.
Aber egal, manche von euch wissen, dass ich vor einigen Jahren gänzlich von US auf deutschsprachige Comics umgestiegen bin und das Nachkaufen mancher Serien war und ist diesbezüglich recht mühsam. Doch eine meiner liebsten Marvel-Reihen habe ich vor einigen Wochen endlich komplettiert und der Drang, die Serie nochmal am Stück lesen zu wollen, ist immens.
Mein kürzlicher DSL-Ausfall, der mich gefühlt von jeglicher essentiellen Existenz dieses Planeten vehement abschirmte, schien dann wohl der Wink des Schicksals zu sein, endlich damit zu beginnen. Und so sei es: Emu liest Ed Brubakers „Captain America“!
Die Dekade rund um den Civil War ist für mich bisher eine der interessantesten im gesamten Marvel-Kosmos. Dank der Experimentierfreude des Verlages in Form vom Ultimativen Universum, der Marvel MAX Serien oder auch der Etablierung von Groß-Events wie eben dem Civil War kam man bei Marvel quasi nie zur Ruhe, da man spürbar bemüht was die Kreativität voranzubringen.
Die Ausrichtung der Comics zielte merklich ins Erwachsenenalter und so schufen Autoren wie Brian Michael Bendis mit seinem Daredevil, Garth Ennis mit seinem Punisher oder eben Ed Brubaker mit seiner Arbeit an Captain America das, was für mich Marvel wirklich groß machte: erwachsene Superhelden-Literatur.
Die Kolumne die ihr gerade lest, soll nun der Startschuss für meine erste Kolumnenserie in diesem Blog sein (haha... eine Premiere!), denn ich werde mich nicht wie sonst auf eine abgeschlossene Geschichte konzentrieren, sondern einen kompletten Run.
Ed Brubaker schrieb ganze 7 Jahre an Captain America und bediente dabei alle 50 Ausgaben der 05. Volume, die Nummern #600 bis 619 nach der Umstellung auf die originale Nummerierung sowie alle 19 Ausgaben der 06. Volume, nachdem wieder umnummeriert wurde.
Zusätzlich gab es dann noch die ein oder andere Mini-Serie wie „Captain America: Reborn“ sowie auch die 9 Ausgaben zu „Captain America and Bucky“. Es kam also einiges an Material zusammen und ja, der Großteil davon liegt auch auf Deutsch vor.
In Deutschland erschien der Run zwischen 2006 und 2013 in unterschiedlichsten Formaten und begann mit der Marvel Monster Edition 12 sowie Marvel Monster Edition 23, gefolgt von zwei abgeschlossenen Sonderbandreihen sowie der Mini-Serie „Captain America: Reborn“. Um die beiden erstgenannten Ausgaben soll es heute gehen.
Ed Brubakers Captain America bei Panini Comics in Lesereihenfolge:
Marvel Monster Edition #12
Marvel Monster Edition #23
Civil War + ggf. ME Bd. 07: Civil War - Der Tod eines Traums
Captain America SoBa (2008) Bd. 01 alternativ auch Der Tod von Captain America Bd. 01
Captain America SoBa (2008) Bd. 02 alternativ auch Der Tod von Captain America Bd. 02
Captain America SoBa (2008) Bd. 03 alternativ auch Der Tod von Captain America Bd. 03
Captain America SoBa (2008) Bd. 04
Captain America SoBa (2008) Bd. 05
Marvel Exklusiv Bd. 86: Captain America: Reborn
Captain America SoBa (2008) Bd. 06
Captain America SoBa (2008) Bd. 07
100% Marvel Bd. 57: Captain America: Super-Soldier
Captain America SoBa (2008) Bd. 08
Captain America SoBa (2008) Bd. 09
Captain America SoBa (2012) Bd. 01
Captain America SoBa (2012) Bd. 02
Captain America SoBa (2012) Bd. 03
Captain America SoBa (2012) Bd. 04... im Anschluss geht’s mit Marvel Now! Cap weiter.
Ja, wer zur Hölle ist Bucky? Als Ed Brubaker sich dem einstmals tiefgefrorenen Superhelden annahm, setzte er mal eben seine eigene Karriere aufs Spiel, indem er mit einem No-Go begann: der Wiederbelebung eines auf ewig toten Charakters. Aber langsam...
Im ersten Band unseres Runs (MME #12) sind die Ausgaben 01-14 (mit Ausnahme #10 - welches als Tie-In zum damaligen „House of M“ fungierte) enthalten und somit zwei zusammenhängende Geschichten: „Out of Time“ (im Deutschen: „Erinnerungen“) und „The Winter Soldier“. Der zweite Band (MME #23) ist an sich nur in Form der ersten Hälfte relevant, da hier die Ausgaben #15-21 (Story: „Red Menace“ Vol. 01 & 02) sowie das „Captain America 65th Anniversary Edition Special“ veröffentlicht wurden. Panini Comics brachte diese Ausgabe gut ein Jahr nach dem Civil War, der nach der in diesem Band enthaltenen Geschichte spielt, um die Lücke zwischen MME #12 und Millars Civil War zu schließen.
Anm. Die zweite Hälfte des Bandes bringt die Mini-Serie „Captain America: What Price Glory“, welche für den Brubaker Run jedoch unerheblich ist.
Die Story beginnt...
Steve Rogers wurde aus der Zeit geworfen... ein Relikt eines Helden, dass sich nicht mehr mit einem offenkundigen Feind herumschlagen muss, sondern sich neuen Gefahren wie weltweitem Terrorismus und Spionage zu stellen hat. Der Red Skull verfolgt derweil monströse Ziele und versucht an einen längst vergessenen Kosmischen Würfel heranzukommen, was ihn zu einer Allianz mit einem ehemaligen russischen Militärbefehlshaber namens Aleksander Lukin zwingt, der mit Steve Rogers noch eine Rechnung offen hat. Doch die Scharade, die der Skull spielt, scheint ihm das Genick zu brechen, denn ein mysteriöser Auftragskiller erschießt den finsteren Nazi bei Nacht durch ein Hochhausfenster. Derweil kommen Informationen zu einem geheimnisvollen russischen Projekt namens „Winter Soldat“ ans Licht, welche Nick Fury erstmal für sich behalten will. Er will sich sicher sein, dass seine Vermutungen korrekt sind, bevor er Cap in einen Strudel der Fassungslosigkeit zieht. Rogers versucht indessen wieder mit seiner Ex-Geliebten Sharon Carter aka. Agent 13 zurechtzukommen, denn beide müssen künftig bei S.H.I.E.L.D. wieder miteinander arbeiten.
Im weiteren Verlauf der Geschichte stellt sich heraus, dass Projekt „Winter Soldat“ real ist und die Russen einen Weg fanden, einen im Zweiten Weltkrieg gefallenen US-Soldaten wieder zum Leben zu erwecken, diesen einer Gehirnwäsche unterzogen und ihn zum weltbesten Killer ausbildeten. Dadurch dass er regelmäßig nach seinen Einsätzen wieder eingefroren wurde, war es möglich ihn seit beinahe 50 Jahren auf der ganzen Welt strategische Ziele beseitigen zu lassen.
Der Kosmische Würfel treibt dabei seine Spielchen mit Cap und lässt seine Erinnerungen verschwimmen, so dass Cap an seiner eigenen Vergangenheit zweifelt... wie ihm offenbart wird, versteckt sich hinter dem Winter Soldaten niemand anderes James „Bucky“ Barnes, sein totgeglaubter Freund zu Zeiten des Krieges. Bucky wurde damals nach seinem vermuteten Tod im Eis der Kanalinseln eingefroren, von den Russen gefunden, der Erinnerungen beraubt und ausgebildet. Doch das regelmäßige Wiedereinfrieren diente nicht nur dazu ihn jung zu halten, sondern auch um ihn zu rekonfigurieren, denn je länger er bei Bewusstsein war, desto mehr drang seine eigentliche Persönlichkeit durch und brachte ihn bis zur Befehlsverweigerung.
Die aktuellen Umstände ließen es jedoch darauf ankommen und Steve Rogers traf endlich auf seinen alten Freund und neuen Feind. Während des Kampfes war es Bucky nicht möglich Cap zu töten, weshalb er den Kosmischen Würfel griff und ihn über reagieren ließ, woraufhin er offenbar wieder zu sich kam. Er verschwand umgehend im Anschluss.
In Marvel Monster Edition #23 geht es dann weiter mit der Story „Red Menace“ Vol. 01 & 02, welche aufgeteilt auch „Red is the Darkest Color“ (#15), „Collision Courses“ (#16-17), „Twenty-First Century Blitz“ (#18-21) sowie „The Drums of War“ (#22-24) betitelt wurden.
Wir beginnen 6 Monate vor den aktuellen Ereignissen: Crossbones entführt die von S.H.I.E.L.D. gefangengehaltene Synthia Schmidt aka. Sin, die Tochter der Red Skull. Sie wurde einer Gehirnwäsche unterzogen, die sie ihre Vergangenheit und ihr Erbe vergessen ließ. Crossbones setzt nun alles daran, die irre Dame wieder an ihr eigentliches Wesen zu erinnern. Wieder im Hier und Jetzt hinterlassen die beiden eine Spur aus Leichen, auf ihrem Trip durch die USA, Cap und Sharon Carter nehmen die Spur folglich auf beschäftigen sich jedoch auch damit, Spuren von Bucky zu verfolgen, um ihn zu finden.
Der russische Ex-Militär Aleksander Lukin agiert derweil immer noch mit seinem riesigen Kronas Konzern und versucht vor der Öffentlichkeit zu verbergen, dass der Kosmische Würfel ihn mit dem Geist des Red Skull verbunden hatte und dieser nun in ihm weiterlebt. Cap, Sharon und Fury kommen Lukin auf die Schliche, doch wird er noch immer durch seine hohen Verbindungen zur Regierung geschützt.
Eine Spur führt die Helden nach London, wo Lukin und die Kronas Corperation einen großen Plan verfolgen. Als dieser auffliegt und Cap zusammen Union Jack und auch Spitfire gegen Lukins finstere Nazi-Schergen kämpft, kommt es endlich wieder zum Team-Up zwischen ihm und Bucky, der überraschend ins Geschehen eingreift und im Anschluss im Dunst der chaotischen Lage verschwindet.
Währenddessen dreht sich die Welt jedoch weiter, denn in der Heimat wird Wirken von Superhelden mittlerweile in Frage gestellt und man arbeitet bereits an einem Registrierungsgesetz...
Brubaker, Epting und Perkins = kinoreife Spionage
Brubaker ist ein Genie darin gute Spionage-Comics zu schreiben, was sicherlich der wichtigste Aspekt dafür war, dass seine Arbeit an Captain America solch großartige Ausmaße annahm. Das Verweben des traditionellen Helden in Konflikte unserer Zeit, angereichert mit dem durch und durch düsteren, filmreifen Artwork von Steve Epting und später auch von Mike Perkins (zeichnete die „Red Menace“ Story), ließen die Comics wie dafür gemacht scheinen, irgendwann auf der großen Leinwand aufzutauchen. Und wie wunderbar das geklappt hat, haben wir am Film der Russo Brüder „Captain America: The Winter Soldier“ gesehen. Die durchaus riskante, jedoch auch lohnenswerte Wiederbelebung von Bucky Barnes und Neuausrichtung als Winter Soldat ist für mich bis heute einer der besten Kniffe, die Marvel in den vergangenen Jahren umsetzte. Für mich funktionierte es letztendlich etwas stimmiger, als bspw. Judd Winicks „Batman: Under the Hood“, welches konzeptionell ähnlich angesetzt war.
Mein Re-read des (für mich) besten Captain America Runs aller Zeiten hat demnach begonnen und die Grundlage für Mark Millars großen Civil War ist gelegt. Auch wenn der Civil War nicht von Brubaker geschrieben wurde, spielt Cap darin dennoch eine tragende Rolle, welche für Brubakers weiteren Verlauf ab Captain America #25 (die Ausgabe, die umgehend nach dem Finale des Events einsetzt) unabdingbar ist. Demnach heißt die nächste Station: Civil War und der Tod eines Traums...
(Picture Copyright: Marvel / Panini Comics)
Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.
Hach, das war ein schöner Artikel. Lese ich immer mal wieder gerne. Wird es sowas noch mal wieder geben...?
Sehr geile Kolumne! Wann gehts weiter? 😀