Comic Review: Baltimore Bd. 02 (Cross Cult)

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Comic Review: Baltimore Bd. 02 (Cross Cult)

Comic Review: Baltimore Bd. 02 (Cross Cult)

Zwei Jahre nach dem Erscheinen der ersten Ausgabe zu den Abenteuern des Sir Henry Baltimore reicht Cross Cult Comics nun den abschließenden zweiten Band der Reihe durch. Mit dem achten Paperback „The Red Kingdom“ ist in den Staaten vergangenen Oktober die letzte Volume der Saga erschienen, so dass Cross Cult die vollständige zweite Hälfte des Runs der Autoren Christopher Golden und Mike Mignola nun auch für den deutschen Markt zur Verfügung stellen konnte, weshalb dieser 560 Seiten starker Band einiges zu bieten hat. Nachdem Band Nr. 01 auch auf unserem kleinen Markt hohe Wellen schlagen konnte, war die auf 1.222 Exemplare limitierte Edition recht schnell ausverkauft.
Damit zwei Jahre später Leser, die damals bezüglich des ersten Bandes leer ausgehen mussten, zum Erscheinen des abschließenden Bandes dennoch die Gelegenheit bekommen, in die Abenteuer des Holzbeinkriegers abzutauchen, entschied sich Cross Cult, die erste Ausgabe mit einem alternativen Cover zu reprinten, welche nun zum Erscheinen des zweiten Bandes parallel veröffentlicht wurde. Netter Zug. Damit stehen auch Neulesern Tür und Tor offen, die dramatische Reise des Lord Baltimore in vollen Zügen zu genießen... und man, das lohnt sich!

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Der zweite Band enthält, wie bereits beschrieben, die letzten vier abschließenden Paperbacks der Reihe: „The Apostle and the Witch of Harju“, „The Cult of the Red King“, „Empty Graves“ sowie auch „The Red Kingdom“. Die erste der vier Volumes besteht aus der dreiteiligen Mini-Serie „Die Hexe von Harju“ sowie dem Zweiteiler „Der Wolf und der Apostel“, welcher im Übrigen von Ben Stenbeck visuell umgesetzt wurde, welcher auch die gesamten ersten vier Paperbacks zeichnete. Über diese Story hinaus wurde Peter Bergting als Hauptzeichner für die zweite Phase der Saga angeheuert, der wiederum die angesprochene dreiteilige Mini-Serie umsetzte sowie die anschließenden drei Volumes.

Sir Henry ist mit seinen Mannen in Estland angekommen, wo er unterwegs eine junge Frau vor ihrem vom Tode wieder erwachten Ehemann rettet. Etwas Böses scheint sich in der Gegend ausgebreitet zu haben, das die Toten nicht ruhen lässt. In der zweiten Story geht es um einen Mann der Inquisition und einen alten Bekannten: Richter Duvic. Die Geschichte erzählt das Aufeinandertreffen des Inquisitors und dem Richter, was somit die Geschehnisse des ersten Bandes aufgreift. Die erste Volume dieser Ausgabe dient letztendlich der Rekrutierung neuer Mitglieder für Baltimores Gruppe, im Kampf gegen den Kult des Roten Königs, den hier viele noch immer für einen Mythos halten.
Im Voranschreiten der Handlung führt es den Lord und seine Gefolgschaft in die Baltische See sowie Sankt Petersburg, wo sich der hexerische Kult in den Straßen der historischen Stadt ausgebreitet hat. Die Macht um den Mysterium des Roten Königs wächst und Baltimore blickt bald hinter den Vorhang der Geschehnisse, was ihn einen apokalyptischen Plan entdecken lässt, der das Ende der Welt, wie wir sie kennen, zur Folge haben könnte. In Konstantinopel sollen dann alle Stricke zusammenlaufen und die neue Herrschaft des Roten Königs einläuten.

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Mike Mignonla und Christopher Golden lassen sich beim Aufbau ihrer Handlung zum Glück genügend Zeit und ziehen die Fäden bis zum Ende hin immer enger zusammen, so dass sich ein konsequentes, seit dem ersten Band aufgebautes Gesamtbild ergibt, welches kontinuierlich auf die Auseinandersetzung mit dem Roten König hinauslief. Der Zeitsprung zwischen der vorletzten und letzten Story wirkte dann sogar etwas überraschend, denn durch die Fleischwerdung des monströsen Widersachers und dessen Unterwerfung der Welt sprengte man bereits bevor die Handlung überhaupt abgeschlossen wurde, das zuvor aufgebaute Happy-End-Potential. Gut so, denn mit dem grandiosen Finale wurde einmal mehr deutlich, was bereits über die letzten Kapitel aufgebaut wurde: Lord Baltimore ist und war nie ein Held, sondern der Protagonist einer Geschichte, die unweigerlich mit dem schlimmsten Ende erzählt werden musste. Ein Mann der den Tod sucht und dessen Existenz nur noch eine Aufgabe hatte: den Tod des Roten Königs.
Mignola und Golden charakterisieren ihre Hauptfigur auch dahingehend und zeigen eine zunehmende Verrohung und Entmenschlichung ihrer Figur auf, die selbst den Nebencharakteren nicht verborgen bleibt, was wiederum zusätzliches Potential für Spannung innerhalb der heldenhaften Truppe sorgt. Baltimores Wunsch zu sterben und im Tod wieder mit seiner ermordeten Familie vereint zu werden, treibt die Handlung auf elegische, ja gar bittere Weise voran und zeigt zunehmend auf, wie sich der Held von seiner eigenen Gefolgschaft entfremdet. Apropos Gefolgschaft, die zusammengewürfelte Truppe aus ehemaligen Inquisitoren, heldenhaften Witwen oder auch bärbeißigen indischen Kriegern lässt bei Zeiten einen leichten Hauch von außergwöhnlichen Gentlemen aufkommen, was eine sehr eigenständige Dynamik unter den Charakteren hervorruft, wobei jede prägnante Figur mit einer eigenen, lesenswerten Historie ausgefüttert wird.

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Was im ersten Band begann, wird in der zweiten Hälfte der Saga zu epochalen Höhen ausgebaut und gipfelt in einer verheerenden Schlacht gegen einen bis zum Ende hin abstrakt wirkenden Widersacher. Die Menschwerdung des Roten Königs verändert den als Archetypen dargestellten Feind schlagartig und stellt wahrscheinlich die einzige Chance auf  einen Erfolg der Helden dar. Ein Umstand den sich selbst der Roten König ins Bewusstsein rufen musste, was dem Finale noch etwas mehr Dramatik verlieh.
Die wunderbaren Artworks von Peter Bergting und Ben Stenbeck werden exzellent durch die farbliche Gestaltung von Dave Stewart und später auch Michelle Madsen ergänzt, was den Geschichten eine obligatorische Mignolaverse-Optik verleiht, auch wenn Baltimore nicht in diesem Universum handelt. Bergtings Figuren sehen klasse aus, seine Architektur der Settings und die Inszenierung der Splash-Pages ebenfalls und generell wirkt das gesamte Konzept, trotz der erdrückenden Schwere in Handlung und Optik, sehr lebhaft - auf eine morbide und düstere Weise.

In der Summe muss man das Werk Baltimore wohl als Ganzes betrachten und sicherlich auch so lesen... Mike Mignola lieferte hier eine mehr als qualitative Story, die von Autor Christopher Golden eindrucksvoll erzählt und von einem exzellenten Cast aus Künstlern wie eben Ben Stenbeck, Peter Bergting oder auch Michell Madsen bebildert wurde. Wie bereits beschrieben, handelt Baltimore außerhalb der bekannten Mignolaverse-Kontinuität und bietet somit Lesern, denen der Einstieg in das umfangreiche Hellboy-Universum zu viel Arbeit darstellt, die Gelegenheit, dennoch einmal in die Erzählungen eines Mike Mignola abzutauchen. Verpasst werden sollte dies nicht, denn die Saga um Sir Henry Baltimore ist ein eindrucksvolles Horror-Abenteuer, wie es nur selten erzählt wird. Pflichtkauf!

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3 Kommentare
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Robert2
Robert2
16. Januar 2018 11:46

..das wäre aber sehr schön und vor allem kundenfreundlich, wenn Hellboy-Universum 1 nochmal nachgedruckt wird - so wie Baltimore Bd.1 !!!

manuel
manuel
15. Januar 2018 10:24

glaubst es gibt eine chance, dass „geschichten aus dem hellboy universum“ bd. 1 auch nochmal veröffentlicht wird!? das einzige was mir fehlt 🙁