Comic Review: Echo Bd. 02 - Desert Run (Schreiber & Leser)

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Comic Review: Echo Bd. 02 - Desert Run (Schreiber & Leser)

Comic Review: Echo Bd. 02 - Desert Run (Schreiber & Leser)

Schreiber & Leser legt mit „Desert Run“ nun also das zweite Drittel des Terry Moore Comics „Echo“ vor, welcher vor gut 10 Jahren in den USA startete und drei Jahre später, nach 30 US-Ausgaben, abgeschlossen wurde. Der „Strangers in Paradise“ und „Rachel Rising“ Schöpfer hat mit seinem eigenen Haus-Label Abstract Studio das geschafft, wovon viele Comic-Schaffende nur träumen: eine unabhängige Plattform für eigene Werke zu schaffen, um den ungefilterten Ideenreichtum ohne Kompromisse unter die Leute bringen zu können. Schreiber & Leser bemüht sich seit einigen Jahren die Werke des Verlages nach Deutschland zu holen. Nach den beiden genannten Großwerken stand nun „Echo“ an, welches hierzulande in drei Teilen erscheint. Teil 1 wurde im Sommer vergangenen Jahres bei mir sogar zum „Comic des Monats“ gekürt. Ob das zweite Kapitel dem Erfolgsdruck gerecht wird, muss sich zeigen.

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Die Fotografin Julie Martin ist noch immer auf der Flucht. Als ein geheimes Experiment einer unbekannten Firma, welche scheinbar für die Regierung projektiert, gewaltig schiefging, wurde Julie mit einem hochfunktionalen Flüssigmetall überzogen, welches sich seit dem auf ihrem Körper ausbreitet und ihr spezielle Kräfte verleiht. Der Chrompanzer scheint jedoch nicht einfach nur eine Legierung zu sein, denn das Metall hat ein Eigenleben, agiert und reagiert und vor allem: kommuniziert. Zusammen mit ihrem Freund Dillon ist sie auf der Flucht vor den Schöpfern der Legierung, bzw. deren ursprünglichen Auftraggebern, denn die tatsächlichen kreativen Köpfer der unlängst überhaupt nicht für militärische Zwecke gedachten Erfindung, müssen einer nach dem anderen das Zeitliche segnen. Die ebenfalls auf Julie angesetzte Agentin Ivy merkt, dass etwas faul ist und muss erkennen, dass Julies neuartige Kräfte möglicherweise die Rettung für ihre erkrankte Tochter darstellen könnten, was sie zwingt die Seiten zu wechseln. Währenddessen begibt sich Dillon auf Spurensuche und versucht Licht ins Dunkel des fehlgeschlagenen Experimentes zu bringen, um verstehen zu können, was sich da überhaupt auf Julies Haut festgesetzt hat.

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Terry Moore beherrscht das World- und Character-Building einfach perfekt. Seine bisweilen manchmal etwas unspektakulären Artworks dienen auch hier wieder lediglich als Kulisse, um den Leser direkt in die Handlung eintauchen zu lassen und mit den Figuren auf eine Reise zu schicken. Der Mann kann schreiben, so viel steht fest. Moore verwebt wissenschaftliches Know-how mit einer spannenden Road-Trip-Odyssee und Charakteren, die dem Leser sofort ans Herz wachsen. Seine Figuren wirken stets lebensecht und greifbar und stellen genau jenen Jedermann, der in eine ungeheuerliche Situation katapultiert wird, dar, um jenes kontinuierliche Identifikationspotential zu liefern, das den Leser förmlich an die Seiten fesselt.
Im endgültigen Ausmaß erweist sich „Echo“ von der Komplexität des Backgrounds nicht so komplex, wie bspw. „Rachel Rising“, doch liegt der Schwerpunkt hier auch anders, da Moore einen spannenden Science-Fiction-Thriller erzählt, der zum Sinnieren und Reflektieren über den Einsatz von Technologie, deren Erforschung und der darin verborgenen Ethik zwingt. So schwebt über dem Handlungskorsett stets die Frage, wie weit Wissenschaft gehen darf und zu welchem Preis Wissen erlangt werden sollte und zu welchem nicht. Eine Frage, der sich auch Robert Oppenheimer nach dem Manhattan-Projekt viele Jahre stellen musste und hier im Comic zurecht zitiert wird. Ein  durchweg außergewöhnlicher Comic.

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