Comic Review: Geschichten aus dem Hellboy-Universum Bd. 06 (Cross Cult)

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Comic Review: Geschichten aus dem Hellboy-Universum Bd. 06 (Cross Cult)

Comic Review: Geschichten aus dem Hellboy-Universum Bd. 06 (Cross Cult)

Und da ist sie auch schon, die neuste Cross Cult Wundertüte aus dem Hellboy-Universum. Mit dem mittlerweile sechsten Band der Reihe bringt der Ludwigsburger Verlag wieder ein um die 600 Seiten starkes Feuerwerk an Hellboy Spin-offs, die - seien wir mal ehrlich - eigentlich mittlerweile den Kern Mignolas’ Schaffen ausmachen. Nach dem Abgesang des großen Roten in „Hellboy in Hell“ tummelt sich das Geschehen nahezu ausschließlich im Dunstkreis der B.U.A.P. sowie der anderen Serien, wie dem Witchfinder, Lobster Johnson oder der eng mit der B.U.A.P. verknüpften Abe Sapien Serie.
Da die B.U.A.P. nach dem Ende des ersten Zyklus und den dementsprechenden 10 Einzelbänden gänzlich in die Hellboy-Universum-Reihe ausgelagert wurde, sammelt sich hier auch gewaltig viel Material an. Wer sich an dieser Stelle die Mühe macht, die US-Publikationen mit unseren bisher vorliegenden Geschichten zu vergleichen, wird schnell erkennen, dass Cross Cult uns noch viele Jahre mit frischen Geschichten versorgen können wird.

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Der nun vorliegende Band enthält technisch gesehen 6 mehr oder weniger abgeschlossene Geschichten, wobei diese anhand der US-Veröffentlichungen etwas verstreut publiziert wurden, Cross Cult sie hier jedoch bei der Zusammenstellung in einer durchdachten Lesereihenfolge geachtet hat. Der Band beginnt mit der zweiten Volume der  Reihe um den „Witchfinder“. Mit „Lost and Gone Forever“ führen Mike Mignola und John Arcudi ihren Sir Edward Grey in den verheißungsvollen Wilden Westen. Frisch aus London dort angereist, muss sich der Okkultexperte nicht nur mit misstrauischen und vor allem gewaltbereiten Einheimischen rumplagen, sondern bekommt es zudem mit einer gemeingefährlichen Hexe zu tun, die im umsiedelten Hinterland ihre finsteren Machenschaften aufleben lässt.
Im Anschluss dessen treiben Scott Allie und Mike Mignola die Geschichten um die „B.P.R.D. Hell on Earth“ Saga weiter. Begonnen wird mit dem Zweiteiler „The Abyss of Time“, welcher eigentlich bereits in der fünften Volume „The Pickens County Horror & Others“ enthalten war, beim letzten Universums-Band jedoch (vorerst) nicht berücksichtigt wurde. Wer die Story liest, erkennt im Anschluss schnell warum. In der Geschichte entdecken Agenten der B.U.A.P. in einem Lagerhaus die Stätte eines geheimen Rituals, im Zuge dessen ein Jahrtausende altes Geheimnis und eine Macht, die für den weiteren Verlauf der globalen Katastrophe noch ausschlaggebend sein könnte.
Danach folgen John Arcudi und Mignola mit der vollständigen siebten Volume der „Hell on Earth“ Saga - „A Cold Day in Hell“ -, welche den Dreiteiler „Wasteland“ sowie die zweiteilige namensgebende Story enthält. Die apokalyptische Geschichte um die Einnahme der Erde durch die monströsen Horden wird hier konsequent weiter gesponnen. Dabei wird u.a. ein Bogen zu der zuvor erzählten Geschichte „The Abyss of Time“ gezogen, wobei hier das in Chicago verschollene Team ausgespürt und teilweise sogar gerettet werden kann. Außerdem wird die Geschichte um Iosif Nichayko fortgesetzt, so dass auch endlich etwas mehr Licht ins Dunkel der Geschehnisse um die kleine Varvara gebracht wird - ziemlich creepy!

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Im nächsten großen Kapitel - Vol. 8, „Lake of Fire“ - erzählen abermals John Arcudi und Mike Mignola die Geschichte um Liz Sherman und die junge Telephatin Fenix weiter. Liz erholt sich irgendwo in Utah in einem abgeschiedenen Krankenhaus von den letzten traumatischen Ereignissen. Ihre Einstellung zu ihrerer Fähigkeit mit dem Feuer zu spielen, hat sich bekanntermaßen drastisch verändert. Als dann ein mehr oder weniger seltsamer Arzt im Krankenhaus auftaucht, der einige recht ungewöhnliche Forschungen abseits der Aufmerksamkeit aller weiteren Mitarbeiter des Krankenhauses vollzieht, kann sich Liz den Katastrophen ihres Lebens wohl nicht weiter entziehen und muss in Aktion treten. Die Agenten der B.U.A.P. sind noch immer auf dem Weg nach New York bzw. dem was davon übrig ist und mittlerweile ist auch ans Licht gekommen, dass die ominöse Firma Zinco irgendwas mit den Ereignissen zu tun haben könnte. Die kleine Fenix ist derweil noch auf der Flucht und treibt sich bei einem seltsamen Kult herum, der die Brutstätten der riesigen Monster in ein Festivalgelände à la „Burning Man“ verwandelt. Während Abe nach seinem Erwachen aus dem Koma Reißaus genommen hat, treibt es Liz und auch Fenix letztendlich wieder in die Arme der B.A.U.P. zurück.

Das letzte große Kapitel des Bandes enthält die dritte Volume der „Abe Sapien“ Reihe: „Abe Sapien: Dark and Terrible and The New Race of Man“. Sehr gut gelegt, denn der darin enthaltene Dreiteiler „Dark and Terrible“ sowie der Zweiteiler „The New Race of Man“ handeln irgendwo zwischen „B.P.R.D. Hell on Earth: A Cold Day in Hell“ und „B.P.R.D. Hell on Earth: Lake of Fire“. Wie wir aus den vergangenen Bänden wissen, wurde Abe von der panischen Fenix bei einem Einsatz angeschossen. Fenix hat die Fähigkeit finsterer Ereignisse mehr oder weniger vorherzusagen und war der Meinung, dass etwas Böses mit Abe im Zusammenhang stehen würde. Der Schuss ließ Hellboys best Pal für mehrere Monate ins Koma fallen, weshalb der Fortschritt der Ausbreitung der Monsterepidemie ihn sehr überraschte, als er denn endlich wieder auf den Beinen war.
Er verließ die B.U.A.P. fluchtartig, sehr zum Missfallen der Behörde, die ihm sofort einige Agenten auf den Hals hetzte. Dass Abe mit den aktuellen Ereignissen in Verbindung stehen könnte, scheint auch seinem einstigen Arbeitgeber nicht entgangen zu sein, doch hat er selbst noch aller Hand zu tun, die Geschehnisse für sich zu ordnen und eine Antwort auf die Frage zu finden, wer oder was er überhaupt ist. Die beiden hier enthaltenen Geschichten erzählen von der Flucht und den Begegnungen, die der charismatische Fischmann in der Zeit hatte.

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Ich habe tatsächlich einige Wochen gebraucht, bis ich mich durch diesen Backstein voll Comics durchgearbeitet hatte, um ein abschließendes Resümee ziehen zu können. Doch gelingen will mir das bisher nicht wirklich - zumindest auf eine für mich selbst zufriedenstellende Weise, da die Eindrücke zu vielschichtig sind, als dass man die gelesenen 600 Seiten mal eben herunterbrechen könnte. Die anfängliche Geschichte um den Witchfinder wusste zwar zu unterhalten, konnte jedoch bei Weitem nicht mit der ersten Volume des letzten Universum-Bandes mithalten. Die Wild-West-Horror-Story um Sir Edward Grey wirkte dafür etwas zu generisch und beliebig erzählt.
Der große Bogen um die „Hell on Earth“ Saga der B.U.A.P. reißt jedoch immer noch alle Aufmerksamkeit des Lesers an sich. Mike Mignola und seine Autorenkollegen ziehen das Chaos und die klaustrophobische Endzeitstimmung immer größer auf, so dass die Abenteuer der Behörde zu einem Festmahl postapokalyptischer Monstergeschichten avancieren. Wenn man mal den direkten Vergleich zu früheren B.U.A.P. Storys vornimmt, hat sich die Welt unserer Protagonisten gewaltig verändert, doch verspürt man immer noch den großen roten Faden, der suggeriert, dass Mignola all das bereits vor Jahren so geplant hat und nun exakt so ausmanövriert, wie er seine Geschichte hier erzählt haben will. Das Universum mag zwar komplexer werden, doch kann man mit etwas Distanz zu den Geschehnissen noch immer das gewisse große Ganze erblicken.
Dass ein nicht unerheblicher Fokus nun auf Abe Sapien geschoben werden soll, kann man nur mit Wohlwollen aufnehmen, ist er doch seit Jahren einer der komplexesten und vor allem geheimnisvollsten Charaktere des Mignolaverse. Das Potential wurde lange Zeit nicht voll genutzt und scheint sich nun im Auge des Sturms, der großen Katastrophe, endlich auszuspielen und die Möglichkeit für einige Aha-Effekte zu liefern. Hoffen wir, dass Mike & Co. diese auch gekonnt zu nutzen wissen.

Für Neueinsteiger sind diese Geschichten gewiss nichts. Dafür laufen diese Storys zu viele Jahre und verlangen ein dementsprechendes Vorwissen, damit man auch wirklich jede kleine Anspielung und den Verweis auf Vorangegangenes entdecken kann. Wenn wir in den letzten 20 Jahren eines gelernt haben, dann dass bei Mike Mignola nahezu nichts zufällig geschehen lässt und uns irgendwann auch der kleinste Aspekt einer noch so scheinbar unbedeutenden Story wieder einholen könnte. Wer Hellboy und alles drumherum bisher gelesen hat, wird auch hier weiterlesen. Wir können doch gar nicht anders... nicht wahr?

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