Comic Review: Black Hammer Bd. 02 - Das Ereignis (Splitter Verlag)

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Comic Review: Black Hammer Bd. 02 - Das Ereignis (Splitter Verlag)

Comic Review: Black Hammer Bd. 02 - Das Ereignis (Splitter Verlag)

Vor gut drei Monaten startete beim Bielefelder Splitter Verlag eine Serie, die mein kleines Fanboy-Herz in seinen Grundfesten erschüttern sollte: „Black Hammer“Jeff LemiresDean Ormstons und Dave Stewarts für Dark Horse Comics geschaffenes Superheldenuniversum schaffte mit nur einem Band das, wofür manch andere Künstler viele Jahre benötigen. Mit opulentem Worldbuilding, glaubhaften Charakteren und systematisch gekonnt gesetzten Comicreferenzen zeigten die drei Macher ihre Liebe zum Medium und zum Erzählen von eigenen Geschichten. Ihr könnt euch ausmalen, wie sehr ich doch auf diese Fortsetzung gewartet habe.
Mit dem „Das Ereignis“ betitelten zweiten Band der Reihe bringt Splitter die zweite US-Volume und die darin enthaltenen Ausgaben 07 bis 11 sowie 13 nach Deutschland. Da das 12. Heft etwas aus der Reihe fiel und eine Prequel-Geschichte zur eigentlichen Story erzählte, hat man beim zweiten Paperback vorerst davon abgesehen, dieses zu inkludieren, um den Lesefluss nicht zu zerstören. Bleibt abzuwarten, ob es das Heft zeitnah in eines der darauffolgenden Paperbacks schafft.

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Die Story setzt direkt am fiesen Cliffhanger der vergangenen Ausgabe an und wir sehen Black Hammers Tochter Lucy, wie sie in die Welt der gestrandeten Helden und den Kollegen ihres Vaters gelangte. Nun scheint sie selbst zu den Gestrandeten zu gehören, denn das Mysterium, dass die Helden unserer Geschichte seit über 10 Jahren auf ihrer Farm gefangen hält, hat nun auch von Lucy Besitz ergriffen. Doch diese hat noch bei Weitem mehr Ehrgeiz als Abraham Slam, Golden Gail und Co. und versucht einen Ausweg aus der Situation und vor allem Antworten auf die Frage zu finden, was mit ihrem Vater tatsächlich geschehen ist.
Konzeptionell spinnt Lemire den Faden des ersten Bandes konsequent fort und nutzt jede neue Ausgabe, um einen anderen Charakter näher zu beleuchten. Erstmals gibt es detailliertere Informationen zum Thor-Pendant Black Hammer und seiner familiären Hintergrundgeschichte sowie auch seiner Verbindung zu Lemires eigenen Interpretation von Jack Kirbys New Gods Thematik.

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Charaktere und Beziehung werden vertieft und allgemein wird einmal mehr spürbar, dass die Figuren in dieser Geschichte mehr denn je im Vordergrund stehen, denn ob Lemire tatsächlich gewillt ist das Lost-artige Mysterium um die seltsame Stadt, in der die Helden gefangen sind, alsbald aufzulösen, wird sich erst noch zeigen müssen. Ich bin da optimistisch skeptisch.
Zur bereits deutlich gemachten Huldigung der Golden Age Ästhetik gesellt sich eine zunehmende Demontage der einhergehenden Heroismen, dank einer intensiven Vermenschlichung der Figuren und ihrer Beweggründe. Ob die allseits depressive Golden Gail, mit ihrem starken Hang zum Alkohol, oder der Marsianer Barbalien - Lemires Homage an DCs Martian Manhunter -, welcher zunehmend darunter leidet, seine Homosexualität nicht ausleben zu können und selbst im Kreise seiner Freunde mit seinen Gefühlen, Sorgen und Ängsten allein gelassen wird. Jeff Lemires Figuren könnten unterschiedlicher kaum sein, werden jedoch durch eine recht ähnliche ja fast gemeinsame Agonie verbunden, die ihr Leben förmlich aus dem Ruder laufen ließ.

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Optisch agieren Dean Ormston und Dave Stewart auf dem massiv hohen Niveau, auf dem sie bereits im letzten Band begonnen haben. In US-Ausgabe #09 übernahm kurzerhand David Rubin das Zepter, der sich mit seiner traumhaften „Forbidden Planet“ Hommage weitestgehend in den visuellen Kontext einpflegen konnte und das Gesamtbild nicht wirklich störte. „Black Hammer“ bleibt extrem stark und reißt den Leser zunehmend tiefer in das stetig wachsende Universum.
Dark Horse Comics - ergo auch Splitter - haben sich hier also eine wirklich Perle ans Land gezogen und ich wage zu behaupten, dass sich diese Serie mit jedem Kapitel näher an die Spitze der von mir aktuell gelesenen US-Comics arbeitet. Selten habe ich einen vergleichbar intensiven Fanservice mit solch frischem Wind garniert bekommen. Wer „Black Hammer“ nicht liest, ist selbst schuld, denn wie DCs Scott Snyder auf dem Backcover dieses Bandes vollkommen richtig behauptet, ist diese Serie eine von Lemires bisher besten Werken. Pflichtkauf!

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