Comic Review: Punisher - Platoon - Kampf ums Überleben (Panini Comics)

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Comic Review: Punisher - Platoon - Kampf ums Überleben (Panini Comics)

Comic Review: Punisher - Platoon - Kampf ums Überleben (Panini Comics)

Uuuh... ein Punisher Comic wird bei Emu zum „Comic des Monats“ ernannt? Sachen gibt’s, hm? Nun, ich bin hier garantiert nicht unvoreingenommen, so viel sei gesagt, aber gehen wir der Reihe nach. Mit „Punisher: The Platoon“ erschien in diesem Juni eine Mini-Serie auf die ich sehr, ja seeeehr lange gewartet habe. Der irische Comic-Anarchist Garth Ennis (u.a. „Preacher“, „The Boys“) meldete sich an der Seite von Zeichner Goran Parlov (u.a. „Starlight“) und Koloristin Jordie Bellaire zurück, um abermals seinen Mythos um Frank Castle zu erweitern. Und da wären wir auch schon bei meiner sicher spürbaren Voreingenommenheit, denn Garth Ennis am Punisher verpasst mir immer dieses nervöse Zucken im linken Augenlid, welches anderen den Anschein suggeriert, ich würde über Leichen gehen, um diese Story lesen zu können. Nun, vielleicht ist dem auch so.

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Unter dem „Marvel Knights“ Banner und später unter „Marvel MAX“ schrieb Garth Ennis weit über 10 Jahre für an der Figur Frank Castle und auch über Charaktere aus dessem Umfeld. Waren die Storys bei „Marvel Knights“, welche vorwiegend mit seinem „Preacher“ Kollegen - dem mittlerweile verstorbenen Steve Dillon - entstanden, noch weitestgehend dem schwarzen und ultra derben Humor ausgesetzt, für den Ennis nun mal berüchtigt ist, verpackte er das Konzept spätestens mit der Mini-Serie „Born“ und der darauffolgenden „Marvel MAX“ Neuausrichtung in ein vollkommenen anderes Gewandt, welches ernster, realistischer und düsterer wurde, wodurch er auch die thematische Grundausrichtung des Punishers der Netflix-TV-Serienadaption etablierte.
Da die Geschichten, welche unter dem „Marvel MAX“ Banner erscheinen, nicht im regulären Marvel Universum angesiedelt werden, haben die Autoren weitestgehend freie Hand in der Ausrichtung ihrer Geschichten, was Ennis durchweg nutzte. Er machte den Punisher einige Jahre älter und verlagerte seine Entstehung wieder zurück in den Vietnam Krieg, um somit die hochgelobte Origin-Story „Born“ (alternativ auch hier zu finden) zu verfassen.

Mit „Punisher: The Platoon“ greift Ennis eben jene Etappe in Frank Castles Leben auf, ja setzt sogar noch etwas davor an und schildert den ersten tatsächlichen Vietnameinsatz des Mannes, der später einmal zum Punisher werden sollte. Inszeniert wird die Geschichte als Rückblendenerzählung durch seine einstigen Veteranen-Kollegen, welche das Geschehen um Castles Einsatz einem Autor in einem Interview schildern. Und zwar jenem Autor, der bereits das Sachbuch „Valley Forge, Valley Forge“ verfasste. Somit verknüpft er die Handlung nicht nur mit seinem früheren Run am Punisher, sondern bindet auch Figuren wie General Letrong Giap ins Geschehen ein, welchen Leser aus der zwölfteiligen Reihe „Fury Max“ kennen dürften - für mich übrigens der beste Comic, den Garth Ennis je geschrieben hat.

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Ennis nutzt die ersten Schritte in Castles Laufbahn als militärische Führungskraft, um diesen geheimnisvollen Grundschimmer dessen zu installieren, was ihn später einmal zum Punisher machen sollte. Frank ist hier noch nicht der verbitterte Todesengel mit der durchgeladenen Waffe in der Hand, doch stehen seine Prinzipien und sein uns bekannter eiserner Wille auf der obersten Agenda. Ennis implementiert die für ihn obligatorischen Anspielungen auf die Unsinnigkeit des Krieges im Allgemeinen, den spürbaren Rassismus, Sexismus und seiner eigenen politischen Kritik.
Die nachgewiesene Untauglichkeit der Waffenbestückung der US-Streitkräfte fließt abermals in die Handlung ein (war bereits ein Thema in „The Boys“), wodurch Ennis das Führen von Angriffskriegen unter dem Deckmantel der wirtschaftlichen Sparsamkeiten anprangert. Und auch das Schmuggeln von Heroin durch die US-Streitkräfte kommt dabei nicht zu kurz. Der Schatten des Vietnamkrieges wiegt also noch immer schwer in der amerikanischen Historie und Garth Ennis ist ebenso noch immer gewillt, den Finger in die offene Wunde zu legen.

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Der Plot bietet in der Summe nur wenig Überraschungen und auch das Gewinnen neuer Erkenntnisse in Frank Castles Vergangenheit war nicht die Prämisse des Comics. Ennis’ Punisher Erzählungen funktionieren meist einfach deshalb so gut, weil sie authentisch wirken und er sie durchweg intensiv erzählt - wobei Parlovs atmosphärische Zeichnungen einen nicht geringen Anteil an der Intensität des Comics haben. Garth Ennis gehört jedoch auch zu den besten Dialogschreibern seiner Branche, denn er versteht es allein mit wenigen aber teils auch ausschweifenden Worten genau so viel zu transportieren, dass die Story immer auf den Punkt kommt und er stets nah am Leser bleibt. Dabei provoziert und trollt er so gekonnt, dass sein hämisches Lachen regelrecht zwischen den Zeilen zu hören ist.
„Punisher: The Platoon“
ist nicht nur für Punisher Fans zu empfehlen, sondern für Leser, die einen Blick in Castles Vergangenheit werfen wollen, auf gute Kriegsgeschichten stehen oder einfach mal wieder einen verdammt guten, bodenständigen Garth Ennis Comic lesen wollen.
Für Freunde der TV-Serie, die einen potentiellen Einstieg in die Comicwelt des Punishers suchen, dürfte hingegen der anstehende Nachdruck von Ennis’ Story „Punisher: Widowmaker“ interessant sein, den Panini Comics für den kommenden August angekündigt hat.

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Joschua
Joschua
10. Juli 2018 16:50

Echt geil das der neue Punisher band Comic des Monats geworden ist

Daumen Hoch

Marvel-Head
Marvel-Head
6. Juli 2018 7:53

Welche Comics muss ich denn lesen, wenn ich die Punisher Comics von Ennis komplett haben will?

Hangover
Hangover
7. August 2018 21:01
Antwort auf Kommentar von  Marvel-Head

Punisher Omnibus (engl.)

Hangover
Hangover
7. August 2018 21:03
Antwort auf Kommentar von  Hangover

Die dt. Garth Ennis Collection von Panini kostet komplett leider mittlerweile ca. 800.-

etpro
etpro
16. Februar 2019 10:19
Antwort auf Kommentar von  Marvel-Head

Suche mal „Panini marvel max“ und da hast Du schon die für mich besten Punisher Storys.
Kostengünstig und Hardcovergebunden wirst Du auch bei Hachette Mit „Frank is back“
fündig. Viel Spaß beim lesen - ich hatte den mit Zeitabständen schon mehrmals.

Marc
Marc
29. Juni 2018 7:48

Ein großartiger Comic und eine tolle Ergänzung zu einem unvergessenen Run. Schön dass er bei dir auch so gewürdigt wird!