Comic Review: Batman - Dark Knight III - Übermenschen (Panini Comics)

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Comic Review: Batman - Dark Knight III - Übermenschen (Panini Comics)

Frank Miller und Batman... Frank Miller und Comics möchte man schon beinahe sagen. Je zwei Namen oder Begriffe, die ursprünglich einmal sehr nah zueinander gehörten und in den vergangenen Jahren doch so ein kleines Geschmäckle hinterließen, wenn man sie in einem Satz verwendete.

Miller zählt dennoch auch heute noch zu den großen Namen seiner Zunft, also... den ganz großen Namen meine ich. Mit „300“ oder auch „Sin City“ legte der Autor und Zeichner Comics vor, die unweigerlich das Potential entfalteten, sich irgendwann einmal ihren Weg auf die Kinoleinwand zu bahnen.

Zur Legende wurde er jedoch bereits mit früheren Werken. Comics, die das Medium revolutionieren sollten und an der Seite von Koryphäen wie bspw. Alan Moore Geschichten hinterließen, die einen gänzlich anderen Blick, eine andere Wertung des Comicformates erlaubten.

Ob nun mit „Batman: Year One“, seiner Arbeit an „Daredevil“ oder eben „The Dark Knight Returns“: Frank Miller drückte den von ihm bearbeiteten Figuren unweigerlich einen Stempel auf, der noch heute sehr deutlich zu sehen ist.

Vor allem mit „The Dark Knight Returns“ hat Miller ein Kapitel seiner Karriere angeschnitten, das er immer noch gewillt ist weiterzuführen und ihn unweigerlich an die Figur Batman knüpft. Wo wir wieder beim ersten Satz dieses Textes wären: Frank Miller und Batman.

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© DC Comics

Nach dem 1986er Meilenstein „The Dark Knight Returns“ erwartete man gut 15 Jahre später Großes vom Nachfolger „The Dark Knight Strikes Again“, kurz „DK2“, und wurde weitestgehend bitter enttäuscht.

Visuell gewiss eine Herausforderung und inhaltlich seinem Vorgänger nicht mal ansatzweise gewachsen, wird das Werk von Fans und Kritikern noch heute geschmäht und eher als Beschmutzung der Legende des Vorgängers von 1986 angesehen.

Als er wenige Jahre später mit der von ihm als Prequel-Story zum Dark Knight Universum eingestuften Mini-Serie „All Star Batman & Robin, the Boy Wonder“ um die Ecke kam, waren aufgrund der Zeichnungen von Jim Lee zwar die Mainstream-Leser - sagen wir mal vorsichtig - vorab besänftigt worden, doch konnte seine überaus faschistische, sexistische, vereinzelt sogar sadistische und pubertäre Darstellung des Dunklen Ritters alles andere als überzeugen und wird von so manchen Lesern heute als wohl schlechteste Interpretation Batmans aller Zeiten eingestuft.

Die Ankündigung von „Dark Knight III: The Master Race“ wurde demnach mit einer gesunden Skepsis aufgenommen, wie so vieles, was Frank Miller heutzutage ankündigt.

Fun Fact:

In der Pre-Flashpoint-Kontinuität wurden Frank Millers Werke „The Dark Knight Returns“, „The Dark Knight Strikes Again“ und „All Star Batman & Robin, the Boy Wonder“ der Erde-31 zugeordnet, und somit einer eigenen Kontinuität innerhalb des DC-Multiversums unterlegt.

Miller wollte oder konnte (?) die Story jedoch nicht allein schreiben und holte sich dafür Autor Brian Azzarello (u.a. „100 Bullets“) an die Seite, welcher mit Comics wie „Joker“ oder auch „Batman: Broken City“ schon so einige denkwürdige Geschichten zum Dunklen Ritter verfasste.

Als Zeichner wurde diesmal der erfahrene Andy Kubert ins Boot geholt, wobei dieser von Klaus Janson bezüglich der Inks unterstützt wurde. Janson setzte auch bereits die Inks zur renommierten ersten Story. Millers Ex-Frau Lynn Varley stand für die Koloration selbsterklärend nicht mehr zur Verfügung, weshalb Brad Anderson die Farben für die Hauptstory übernahm.

Für die enthaltenen Zwischenstorys - Mini-Comics - schwang Miller zum Großteil selbst den diskutablen Zeichenstift, ließ jedoch auch Zeichner wie Eduardo Risso ran. Panini Comics bracht im nun vorliegenden 380 Seiten starken Sammelband alle 9 Hefte der Reihe und die dazugehörigen Mini-Comics in chronologischer Reihenfolge.

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© DC Comics

Drei Jahre sind vergangen, seit Batman Lex Luthor besiegte, drei Jahre nach dem Showdown mit Dick Grayson. Batman wurde seit dem nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen und auch die anderen Helden um Wonder Woman, Superman, Hal Jordan usw. halten sich konsequent zurück.

Doch plötzlich taucht Batman wieder in Gotham auf und setzt den Großstadtganoven mit seiner obligatorischen Brutalität zu. Commissioner Yindel ist wenig begeistert und setzt ihre Polizeitruppen auf den Vigilanten an, welcher sich unweigerlich als Carrie Kelley entpuppt, denn Bruce Wayne, Batman, sei tot, wie sie in den Nachthimmel schreit.

Doch eigentlich liegt er noch immer an seinen Wunden zehrend im Krankenbett, wie ein Schatten seines einstigen Selbst. Lara, die Tochter von Superman und Wonder Woman findet in der Festung der Einsamkeit ihres Vaters die Flaschenstadt Kandor. Allein gelassen und auf der Suche nach einer Zugehörigkeit entscheidet sie sich, die in der Kandor gefangenen, überlebenden Kryptonier zu befreien.

Als ihr dies gelingt, muss sie jedoch feststellen, dass das Volk der Kryptonier längst dahingerafft wurde, denn in der Stadt machte sich eine Sekte breit, die jeden Kryptonier, der ihnen nicht folgen wollte, ermordete. Nun hat diese große Gruppe von „Übermenschen“ einen neuen Spielplatz... ein neues Ziel, die Unterwerfung der Menschheit.

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© DC Comics

Ich habe die Story nun drei Mal gelesen. Einmal zur Veröffentlichung innerhalb des für Miller typischen nicht einheitlichen Veröffentlichungsrhythmus, der das Lesen erwartungsgemäß schwierig gestaltete. Einmal zur Wiederholung nach Abschluss der Story mit dem neunten Panini Comics Heft und nun noch ein drittes Mal mit der Veröffentlichung des Paperbacks... und ich kann sagen, nein ich muss: diese Story gefällt mir nach jedem Durchgang immer mehr.

Erzählerisch findet man in  „Dark Knight III: The Master Race“ dutzende Referenzen, die seine Comics in den 1980ern so besonders machten, was sich deutlich über die sozialökonomische und weltpolitische Kritik hinauszieht.

Es ist schwer zu einzuschätzen, ob der Glanz von Millers frühen Tagen deshalb so konsequent durchscheint, weil der Autor zur alten Form zurückgefunden hat, oder er einfach intensive Unterstützung von Autorengrößen wie Brian Azzarello hatte. An sich sollte dies auch keine Rolle spielen, denn „Dark Knight III: The Master Race“ fühlt sich deutlich mehr wie ein Frank Miller Comic an, als alle Arbeiten, die er in den vergangenen 18 Jahren abgeliefert hat.

Auch wenn der Comic es in der Summe wohl nicht mit dem Erstling aufnehmen kann, kann ich nicht anders, die Geschichte als ein mehr als gelungenes Sequel einer legendären Story zu beschreiben, welches diesem Status deutlich gerechter wird, als „DK2“.

Ungewöhnlicherweise fixiert Miller seinen Plot hier jedoch nicht auf die eigentliche Hauptfigur Batman, sondern thematisiert das DC-Dreigestirn Batman, Superman und Wonder Woman als Ganzes, wobei die beiden Letzteren aufgrund ihrer Tochter eine noch etwas signifikantere Rolle einnehmen. Vor allem Millers Darstellung einer älteren Wonder Woman, die durch eine unbändig erfahrene Abgeklärtheit und ihre griechischen Amzonenenkriegerinnen schon einen gewissen 300-Charme durch den Comic transportiert, wusste mir zu gefallen.

Und auch sonst spielt Miller bewusst mit seine archetypischen Charakteren und deren Mythologie, die er scheinbar bis ins Mark aufgenommen hat. Mehr eine Würdigung als ein Paraphrasieren seiner eigenen Storys, was dem Gesamtbild sehr dienlich ist.

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© DC Comics

Auch optisch wird ausnahmslos geliefert, denn Andy Kubert brilliert mit extravaganten Settings und epischen Szenarien. Seine kantigen und teils cartoonesquen Figuren erinnern nicht selten an Millers eigenen (früheren) Zeichenstil und werden von Brad Andersons Farben toll eingefangen.

Die von Miller teilweise recht experimentell umgesetzten Mini-Comics dürften wohl auf recht unterschiedliche Meinungen gestoßen sein (allen voran das Green Lantern Special), denn diese fallen bisweilen stark aus der optischen Rolle der Haupthandlung, was ich jedoch weitaus weniger problematisch empfand, es ich es im Netz oft kommentiert vorgefunden habe.

Dark Knight III: The Master Race“ - und dass Panini den provokanten Titel hier nicht im Wortlaut übersetzte, dürfte nachvollziehbar sein - erweist sich nicht nur als ein mehr als gelungener Batman Comic, sondern auch als waschechte Überraschung für einen Frank Miller, unter Anbetracht seiner Schaffenskraft seit den 1990ern.

Die von „DK2“ nachvollziehbar enttäuschten Fans des Erstlings sollten hier zwingend einen Blick riskieren.

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4 Kommentare
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Mexx
Mexx
11. Juli 2018 13:31

Interessantes und vor allem positives Review. Auf vergleichbaren Seiten fallen die Kritiken deutlich schlechter aus. Werd ichs wohl doch noch lesen. Dark Knight Returns war eins der besten Batman comics das ich bisher gelesen haben

Vincisblog
10. Juli 2018 8:21

Ohne den ersten und den zweiten Band gelesen zu haben, macht der dritte keinen Sinn, oder?

Vincisblog
10. Juli 2018 9:54
Antwort auf Kommentar von  Emu

Die stehen - wie so viele Comics - alle auf meiner Liste 🙂

Da ich gerade Niemandsland angefangen hatte, wollte ich jetzt nicht noch einen dicken Run starten - auch wenn er „nur“ 3 Bände hat.