Comic Review: Civil War II (Panini Comics)

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Comic Review: Civil War II (Panini Comics)

In den vergangenen Jahren hat wahrscheinlich kaum ein Event mehr öffentliche Schelte bekommen, wie Brian Michael Bendis’ Bürgerkriegs-Sequel „Civil War II“. Was der provokante Schotte Mark Millar vor gut 12 Jahren zusammen Steve McNiven aus der Taufe hob, setzte einen neuen Maßstab in Sachen Event-Comics. Gut, aus der Distanz betrachtet ist auch Millars erster „Civil War“ nicht ganz so perfekt, wie er gern geredet wird, doch müssen sich noch immer nahezu alle großen Events an diesem messen lassen.
Gut 10 Jahre nach der ersten Auseinandersetzung zwischen Steve Rogers und Tony Stark legt sich letzterer abermals mit der Superheldengemeinschaft an, auch wenn das Thema diesmal ein anderes ist. Panini Comics brachte die 2016er Event-Serie gut ein Jahr später im Heftformat nach Deutschland. Erinnert ihr euch an die tollen Variant-Cover von Michael Cho? Ein Traum. Nun, gut 1 Jahr nach dem ursprünglichen deutschsprachigen Release, brachte der Stuttgarter Verlag die Story abermals in gesammelter Form im über 350 Seiten starken Paperback. Ein Grund mehr auch hier noch einmal aus der Distanz einen Blick in die viel kritisierte Story zu werfen.

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Die Ereignisse, die letztendlich zur hier beschriebenen Katastrophe führen sollten, reichen weit in die letzten Jahre der Marvel Kontinuität zurück. Als Black Bolt, König der Inhumans, im Kampf gegen Thanos im „Infinity“ Event den Terrigen-Nebel freisetzte, ahnte noch niemand, was dies für Auswirkungen haben sollte. Seit dem verbreitete sich der Nebel auf der Erde, zieht von Land zu Land und verändert die Leben der Leute, die ein bisher nicht aktives Inhuman-Gen in sich tragen. Wie sich herausstellte, sind das nicht gerade wenig Menschen.
Was sich später für Mutanten als tödliche Kontamination entpuppte, lässt andere wiederum neue Kräfte generieren und zu sogenannten NuHumans werden. Die Ereignisse unserer Geschichte bauen darauf auf, denn eines Tages wird der Student Ulysses ebenfalls durch das Terrigen „gesegnet“ und entwickelt umgehend seine Inhuman-Fähigkeit: Ulysses hat Visionen einer potentiell möglichen Zukunft, die meist mit katastrophalen Ereignissen einhergeht. So sieht er in einem panischen Anfall die Ankunft keines Geringeren als Thanos kommen. Die Superheldengemeinschaft nutzt dies, um sich dem Titanen vorbereitet entgegen zu stellen und schafft es so, die Katastrophe zu verhindern. Allen voran Carol Danvers aka. Captain Marvel, momentane Chefin von Alpha Flight, sieht enormes Potential in Ulysses’ Fähigkeit und gedenkt diese in der Zukunft zu nutzen, um Katastrophen zu verhindern, bevor sie überhaupt geschehen.
Doch alles hat seinen Preis, und eine Macht wie sie Ulysses zu haben scheint, muss teuer bezahlt werden. Nicht nur wird im Kampf mit Thanos She-Hulk lebensgefährlich verletzt, nein, auch James „Rhodey“ Rhodes aka. War Machine, Lebensgefährte von Danvers und bekanntermaßen bester Freund von Tony Stark, kommt bei dem Angriff ums Leben. Tony Stark selbst ist nicht nur außer sich wegen dem Tod seines Freundes, sondern auch wegen dem leichtfertigen Umgang mit dieser noch alles andere als erforschten Fähigkeit Ulysses’. Tony sieht Gefahren in den Visionen, deren Korrektheit er nicht als selbstverständlich an sieht. Es bilden sich zwei Lager in der Heldengemeinschaft und tatsächlich bedarf es nur eines blitzartig geschossenen Pfeils, um das Fass zum Überlaufen zu bringen.

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Wie bereits erwähnt, erhielt dieses Event bereits zu Zeiten der Veröffentlichung harsche Kritik. Dies scheint im Windschatten eines noch heute so gehypten Events wie „Civil War“ auch kaum verwunderlich. Die Geschichte musste sich bereits seit der Ankündigung mit dem Namensvetter messen lassen und dass der nicht immer unkommentierte Autor Brian Michael Bendis als Story-Autor an Bord geholt wurde, schien der Netz-Community auch noch den letzten Funken Hoffnung zu nehmen.
Aber lassen wir die Kirche mal im Dorf... das eigentliche Problem des Events scheint die Namensgebung bzw. der Versuch im Fahrwasser des 2006er Events fahren zu wollen. Abgesehen davon, dass sich hier zwei Seiten der Superheldengemeinschaft gegenüberstehen und - ich sag’s mal blumig - Meinungsverschiedenheiten haben - hat die Story mit dem „ersten Teil“ nicht viel gemein. War es 2006 noch das umstrittene Registrierungsgesetz, dem Tony Wohlwollen zeigte, Steve jedoch eher weniger, streiten sich hier Iron Man und Captain Marvel um die Nutzung einer Macht, die berechtigte moralische Fragen aufwirft. Und genau da sind wir bei der Stärke der Story: Bendis thematisiert mit „Civil War II“ einen moralischen Gedanken, den Philip K. Dick Leser bereits aus dessen Kurzgeschichte „Minority Report“ kennen, respektive das Kinopublikum aus der gleichnamigen Verfilmung von Steven Spielberg. Die Frage lautet: kann man einen Menschen verurteilen, für ein Verbrechen, das er in der Zukunft evtl. einmal begehen könnte?
Eine grundlegend spannende ethische Auseinandersetzung der Science-Fiction, die Bendis hier versucht in einen Superhelden-Konsens zu betten. Dies gelingt meines Erachtens nach auch ausgesprochen gut, denn gerade am Stück gelesen entfaltet die Geschichte eine ausgesprochen gelungene Dynamik und Dramatik. Zum Opfer fallen indes einige Charakterprobleme, die Bendis seinen Figuren und letztendlich auch den Lesen zumutet, was sicher nicht zu Unrecht oft bemängelt wurde. Dass Carol Danvers binnen weniger Ausgaben zur faschistoiden Anführerin mutiert, gefiel unerwartete Weise nicht jedem Leser, jedoch nutzt Bendis seine Charaktersprünge auch, um emotionale Berg-und Talfahrten der Figuren zu liefern... und seien wir mal ehrlich, auch Millars erster „Civil War“ war bereits nicht frei von Out-Of-Character-Momenten, doch wollen wir hier mal nichts mit Whataboutism rechtfertigen. Mit dem etwas freimütigen Umgang der Figuren muss man selbsterklärend umgehen können, dann gelingt es tatsächlich auch an dieser Story Spaß zu haben. Und das nicht wenig, denn in sich geschlossen ist dieser „Civil War II“ ein dramatischer Blockbuster in starker Optik, dank der tollen Zeichnungen David Marquez.

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Narco
Narco
26. September 2018 11:07

Gebe ich dir vollkommen recht. Mich hat das Evrent deutlich mehr unterhalten als sein Ruf und allgemein wurde hier in der Kritik viel zu übertrieben von manchen Leuten im Netz!

mor
mor
25. September 2018 13:14

Das mit Captain Marvel war mein grundlegender Störfaktor ‚ansonsten fand ich die Story mehr als passabel ‚nicht so gut wie der Civil War ‚aber besser als die letzten Crossover .