Comic Review: Kill or be Killed Bd. 04 (Splitter Verlag)

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Comic Review: Kill or be Killed Bd. 04 (Splitter Verlag)

Mit dem vierten und letzten Band der strangen Crime-Serie „Kill or be Killed“ verabschieden sich Comicmeister Ed Brubaker sowie die Zeichner Sean Phillips und Elizabeth Breitweiser vorerst vom Splitter Verlag. Die auf 20 US-Ausgaben angelegte Image Comics Reihe konnte mich bereits mit dem ersten Band vollends überzeugen und lieferte Brubakers gewohnt trocken-komplexe Figuren in einem bisweilen etwas außergewöhnlichen Background.

Der Bielefelder Splitter Verlag brachte alle vier US-Volumes in je vier opulent-großen Hardcover Bänden nach Deutschland, wofür ich mich schlicht nur bedanken kann, denn auch mit dem Abschluss der Reihe manifestieren Brubaker und Co. noch einmal die Ausnahmestellung ihrer Comicserie mehr als deutlich.

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Wie wir noch vom Ende des letzten Bandes wissen, ist der geheimnisvolle Dämon, welcher Dylan zum Morden zwingt mitnichten verschwunden... doch dies soll hier erstmal nicht der Ansatz sein. Zum Beginn des neuen Bandes finden wir Dylan eingeschlossen in der Psychiatrie wieder. Schwer medikamentiert nimmt er an Gesprächsgruppen mit mental lädierten Mitinsassen teil. Doch wie kam es dazu? Rückblende.

Die Beziehung mit Kira lief wunderbar, der Alltag hatte Dylan wieder und alles schien wie am Schnürchen zu laufen. Wäre da nicht Dylans nach Blut dürstende Nemesis eines namenlosen Dämons, der unseren Protagonisten dazu zwingt im monatlichen Rhythmus Menschen seiner Wahl zu ermorden. Dylan machte die Not zur Tugend und schlachtete in regelmäßigen Abständen seiner Meinung nach schuldige Verbrecher ab und avancierte zu einem brutalen Vigilanten, den die Medien schlicht „Den Rächer“ nannten.

Doch nun eskalierte die Situation und Dylan geriet in einen Streit mit seinem einstigen Mitbewohner, wobei er und sein Dämon sich ein imaginäres Wortgefecht lieferten, was Kira dazu animierte, ihren Freund einweisen zu lassen. Während Dylan nun eine emotionale Berg- und Talfahrt durchleidet, seine Aktivitäten als „Rächer“ und den Existent des Dämons in Frage stellt, geht das Morden auf den Straßen jedoch weiter.

Ein Nachahmer hat sich gefunden, der scheinbar Dylans gesamtes bisheriges Schaffen für sich vereinnahmen könnte. Doch die in der Sonderkommission zum „Rächer“ Fall ermittelnde Detective Lily Sharpe glaubt nicht daran, dass hier der Täter aller bisherigen Verbrechen gefasst wurde. Der wahre Killer sei noch irgendwo dort draußen...

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Das diskussionswürdige Experiment aus Crime und Mystery-Story geht auch mit dem Abschluss der Serie auf, obwohl die drei Macher in den vergangenen 20 Ausgaben nur bedingt unbefleckten Boden betreten haben. Dafür wirkte „Kill or be Killed“ erzählerisch wie auch optisch zu vertraut, was nicht negativ verstanden werden soll. Kein Wunder, Brubaker und Phillips arbeiten seit Jahren zusammen und haben mit Erfolgscomics wie  „Criminal“„Fatale“ oder auch „Incognito“ schon so einigen Staub aufgewirbelt. Und genau in dieser Publikationsreihe dürfte sich letztendlich auch die Saga um den geistesgestörten Dylan einreihen, denn lediglich thematisch arbeitet „Kill or be Killed“ mit neuen Facetten.

Gewöhnungsbedürftig erschienen die langen Monologe Brubakers und die immer wieder versetzt gestalteten Rückblenden und Zeitsprünge. Brubaker zog so stets einen größeren Bogen seiner Erzählung, der meist erst nach mehreren Ausgaben zu zuvor gestellten Fragen zurückfand. Andererseits ließ der Autor so während des Lesens immer schwer erahnen, wo genau er denn mit seiner Geschichte nun hin will. So kokettiert er mit der dargestellten Selbstjustiz und lässt seinen Protagonisten eine kompliziert gestaltete Rechtfertigung für seine Morde konstruieren, die dann wenige Seiten weiter auf das runter gebrochen werden, was sie letztendlich sind: feige Morde.

Dylan bleibt auch mit dem Abschluss seiner Geschichte eine gescheiterte, tragische Figur, für die es kein Happy End gibt. Anders als bei Marvels Pendant Frank Castle bleibt es Dylan verwehrt, jemals nicht zum Kreis der Ausgestoßenen zu gehören, denn besonders in diesem letzten Kapitel wird der tragische Fall der Figur und innere Kampf Dylans mit dem Recht und Unrecht seiner Taten deutlich. Ein Kampf, den er nur verlieren kann und auch verlieren wird. Denn Dylan ist kein Held, sondern vielmehr ein kleiner Junge, mit ausgeprägten Komplexen, tödlichen Allmachtsfantasien und einer durchgeladenen Schrotflinte. Dies alles macht „Kill or be Killed“ zu einem Crime-Thriller der besonderen Art, der aufgrund des drastischen Themas noch lange diskutiert werden dürfte und sollte.

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