Comic Review: The Umbrella Academy Bd. 1 - Weltuntergangs-Suite (Cross Cult)

  • Beitrags-Autor:
Comic Review: The Umbrella Academy Bd. 1 - Weltuntergangs-Suite (Cross Cult)

Für alteingesessene Comicleser ist es natürlich totaler Humbug abermals über den mittlerweile zum modernen Klassiker avancierten Indie-Comic „The Umbrella Academy“ zu berichten, doch wirbelt die seit vergangenen Freitag bei Netflix gestartete TV-Serienadaption nun mal eine Menge Staub auf. Und wie... und vor allem zurecht!

Vor so ziemlich genau 10 Jahren erschien der erste Band „Weltuntergangs-Suite“ aus der Feder von Rockstar Gerard Way - der aktuell u.a. auch die „Doom Patrol“ für DC Comics umsetzt - sowie vom überaus talentierten Zeichner Gabriel Bá bereits beim Ludwigsburger Cross Cult Verlag.

Damals noch im handlichen 14x21 cm HC-Format erschienen (wie auch bspw. „The Walking Dead“ heute noch), gelten die Ausgaben heute offiziell als verlagsvergriffen. Nun, zumindest der erste von zwei Bänden.

Passend zum Netflix-Start haut Cross Cult nun die ersten beiden Ausgaben noch einmal auf den Markt, nun auch im etwas größeren 16x24 HC-Format - wie auch „Saga“ oder „Paper Girls“ - in welchem auch im kommenden September der langerwartete dritte Band der Serie „Hotel Oblivion“ erscheinen soll.

ComicReview_TheUmbrellaAcademy_Bd01_CrossCult_04

In der Welt von „The Umbrella Academy“ ist alles ein wenig anders. Ausgewachsene Wrestler kämpfen gegen außerirdische Tentakelwesen zur Belustigung der Massen, John F. Kennedy wurde nie ermordet und irgendwo auf der Welt werden 43 Kinder zur Welt gebracht, von Müttern, die am Morgen des Tages noch nicht einmal schwanger gewesen sind.

Der extrovertierte Lebemann, Industrielle und Globetrotter Sir Reginald Hargreeves - im Geheimen selbst ein Außerirdischer - sieht in den Kindern ein ungemeines Potential und macht sich auf die Suche nach den kleinen Besonderheiten, um sie für seine Zwecke zu adoptieren. Sieben der 43 Kinder konnte er letztendlich unter seine Fittiche nehmen, wobei der extravaganten Patchwork-Familie der besonderen Art nun eine spannende Zeit bevorsteht.

Mit beinharten Trainingsmethoden bildet er die Kinder zu Superhelden aus, so dass aus den einst unschuldigen Wesen Charaktere wie Space Boy, The Kraken, The Rumor oder auch Séance werden: The Umbrella Academy.

Doch das heroische Familienidyll hält nicht ewig und über die Jahre hinweg zerbricht die Gemeinschaft doch so unterschiedlicher Figuren an sich selbst. Erst der Tod des vermeintlichen Familienoberhauptes Hargreeves soll die einstigen Helden wieder vereinen und in ein mehr als unerwartetes Abenteuer führen.

ComicReview_TheUmbrellaAcademy_Bd01_CrossCult_05

Gerard Way machte nie einen Hehl daraus, dass er sich Comicikone Grant Morrison als großes Vorbild auserkoren hat, um selbst unter die Autoren zu gehen. Morrison, der im Übrigen das Vorwort zur vorliegenden Story verfasst hat, ist bekannt für seine teils abstrakte und skurrile Erzählweise, die nicht selten mit überaus atypischen Elementen um sich wirft, als wäre es die reinste Selbstverständlichkeit.

Way ging bei seinem Comicdebüt ähnlich vor, ohne jedoch sein großes Vorbild schlicht zu kopieren. Vielmehr überrollt er den Leser mit grotesken Ideen, Charakteren und Handlungsbögen, dass man aus dem Inhalt des ersten Comicbandes auch problemlos drei hätte machen können. Bemerkenswert ist, dass der Comic bei aller Plotdichte nie gehetzt wirkt und sich dennoch Zeit für die Figurenentwicklung nimmt.

Der Teufel steckt auch hier im Detail, denn Way verpackt viele relevante Informationen in schlicht wirkende Nebensätze oder lässt sie am Rand einfach mal Erwähnung finden, weshalb der Comic nicht nebenbei gelesen werden sollte und dem Leser somit deutliche Konzentration abverlangt.

Das brasilianische Übertalent Gabriel Bá erweckte mit der vorliegenden Dark Horse Comics Reihe erstmals wirklich Aufmerksamkeit auf dem Comicmarkt und avancierte mit dem gut ein Jahr später zusammen mit seinem Bruder Fabio Moon entworfenen Comicmeisterwerk „Daytripper“ (im Deutschen bei Panini Comics) zum Superstar.

Seine detailverliebten und dennoch cartoonesquen Zeichnungen machen letztendlich den gesamten Charakter des Comics aus und werden Dank der wunderbaren Farben von Altmeister Dave Stewart auch mit dem notwendigen Noir-Touch in Szene gesetzt.

Der bereits vor 11 Jahren gefeierte Auftakt der „The Umbrella Academy“ hat euch heute keinen Deut an Wirkung verloren und unterstreicht noch immer die Daseinsberechtigung des damals für „Apocalypse Suite“ verliehen Eisner Awards für die beste abgeschlossene Mini-Serie. Gerard Ways und Gabriel Bás Erzählung ist und bleibt Pflichtprogramm für alle Freunde qualitativer Indie-Comics.

[P_REVIEW post_id=19947 visual=’full’]

Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments