Comic Review: Deadly Class Bd. 1 (Cross Cult)

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Comic Review: Deadly Class Bd. 1 (Cross Cult)

Vor nicht einmal vier Jahren machte bereits der Stuttgarter Panini Comics Verlag den Zug und holte Rick Remenders und Wes Craigs Image Comics Reihe „Deadly Class“ nach Deutschland. Mit verhältnismäßig dürftigem Erfolg.

Die Reihe brachte es beim Heim der deutschsprachigen Superhelden gerade mal auf zwei Paperbacks und wurde dann aufgrund geringem Leserinteresses fallen gelassen.

Mehr als ärgerlich möchte man meinen, besonders da die Serie nicht nur als eine der qualitativsten aktuellen Image Comics Publikationen gehandelt und in den USA daher auch mehr als erfolgreich veröffentlicht wird, sondern vor allem, weil sich gerade keine Geringeren als die Russo Brüder (u.a. „Avengers: Infinity War“) um eine TV-Serienadaption für den US-Sender SyFy gekümmert haben.

Das nicht gerade geringe auf die Adaption gerichtete Augenmerk verschaffte natürlich auch der noch immer in den Staaten laufenden Vorlage gewaltig neue Beachtung, weshalb sich die Ludwigsburger von Cross Cult nun ans Herz fassten und die Serie im schicken mittlerweile für Cross Cult üblichen Paperback neu auflegen.

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Im Jahr 1987 sind die Vereinigten Staaten gezeichnet von der Ära Reagan. Besonders der obdachlose Teenager Marcus gibt dem nicht gerade unumstrittenen Präsidenten die Schuld an seiner furchtbaren Situation. Seine Eltern starben und die Zeit im Kinderheim war alles andere als angenehm. Auf der Flucht vor der staatlichen Betreuung streift der Junge durch die Straßen San Franciscos und versucht zu überleben.

Doch wie es scheint, haben bereits diverse Kreise ein recht intensives Interesse an dem Bengel. Denn in der Kings Dominion Akademie werden neue Meuchelmörder, die Assassinen von morgen gesucht. Eine spezielle Highschool, die sich vornehmlich aus den Kindern hochrangiger und gefährlicher Verbrecher, korrupten Politikern und anderen finsteren Mächtigen der Welt speisen, um die fähigsten Auftragskiller der nächsten Generation auszubilden.

Marcus’ Leben nimmt folglich eine drastische Wendung, doch ist auch das Leben unter potentiellen Killern und Soziopathen nicht gerade einfach. Teenager-Dramen können hier schnell eskalieren und dass das Leben mit Gewalt und Brutalität nur wenig Grenzen kennt, wird auch Marcus bald am eigenen Leib erfahren.

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Um „Deadly Class“ als simple Coming of Age Geschichte zu bezeichnen, ist der Comic glücklicherweise deutlich zu komplex. Rick Remender geht weit über die Gerüst stellende Systematik hinaus und verarbeitet in der Handlung - nach eigenen Angaben - sogar einen Teil seiner eigenen von Gewalt geprägten Jugend, welche auch er mit den späten 1980ern verbindet.

Remender bewies bereits mit Comics wie „Black Science“, „Seven To Eternity“ oder auch der „Uncanny X-Force“, dass er gewillt ist seine Geschichten gern in Meta-Ebenen zu schieben, dass sich Figuren selbst hinterfragen dürfen und er die Motivation der agieren Charaktere auf den Leser reflektieren lassen will.

Eine besondere Stärke der auch „Deadly Class“ zuteilwird. So sind es vor allem Marcus’ stetigen innerlichen Monologe - teils gespickt mit philosophischer Sozialkritik, aber auch einer in sich selbst ergießenden kakophonen Lethargie - welche dem Comic einen eigenwilligen Subtext verpassen und das Drama um den Protagonisten in Stimmung bringen.

So blass und unscheinbar Marcus von der optischen Erscheinung her wirken mag, so exzellent ausgearbeitet präsentiert sich seine Person als Protagonist und handelnder Charakter.

Wes Craigs teils scharfkantigen aber auch gern einmal lediglich skizzierenden Zeichnungen, ergänzt von Lee Loughridges tollen, trockenen Koloration, lassen die dreckigen und finsteren Aspekte der 1980er regelrecht aus den Seiten fallen. Mit kreativer Panel-Aufteilung und einem in der gänze toll gestalteten Szenario macht die Optik schon so einiges her.

Die in den Staaten mittlerweile auf 7 Sammelbände herangewachsene Reihe wird seit Januar mit dem langerwarteten 8. Story-Arc fortgesetzt. Dass auch wir deutschsprachigen Leser noch einmal in Versuchung kommen dürfen, kann Cross Cult kaum genug honoriert werden, denn „Deadly Class“ ist schlicht sensationell gute Unterhaltung, die jedwede Aufmerksamkeit verdient.

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