Vertigo beendet, die Zukunft von DC Black Label, Hill House: DC Comics strukturiert um

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Vertigo beendet, die Zukunft von DC Black Label, Hill House: DC Comics strukturiert um
© DC Comics

Da wage ich es mir einmal in den Urlaub zu fahren und zack... baut DC Comics die gesamte Verlagsstruktur um und beendet sogar noch ihr prestigeträchtiges Vertigo Imprint. Puh, erstmal Luft holen.

Wie DC Comics in dieser Woche bekannt gab, wird es beim Verlag sehr intensive Umstrukturierungsmaßnahmen geben, welche die Verlags-Zusammensetzung einzelner Imprints gänzlich neudefinieren und teils sogar endgültig abschließen wird.

Der große Clou der Ankündigung war gewiss das anstehende Ende von DCs Vertigo Label. Das Ende einer Ära möchte man beinahe sagen. Sollte man wohl auch, unter Anbetracht des Gewichts, das Vertigo bis heute mit sich schleppt.

Vor allem unter der späteren Vertigo Redakteurin Karen Berger kam Ende der 1980er Jahre eine ganze Welle von britischen Künstlern zum US-Comicmarkt und somit vornehmlich zu DC Comics.

Heutigen Koryphäen wie Alan Moore, Neil Gaiman oder auch Grant Morrison wurde mit der zunehmend erwachseneren Ausrichtung der Superheldencomics in den späten 1980er Jahren der Weg für eine langanhaltende Karriere geebnet.

Storys wie Alan Moores „Swamp Thing“, Gaimans „The Sandman“ oder Morrisons „Arkham Asylum“ bereiteten letztendlich den Weg für das seitens DC Comics 1993 gelaunchte Vertigo Imprint, bei welchem folglich Comics für eine eher ältere Leserschaft erschienen. Comics, die vom Superheldenkosmos des Mutterverlages losgelöst wurden und mehr Gewicht auf die Erschaffer hinter den Geschichten legten: Creator-Owned-Comics.

Garth Ennis’ & Steve Dillons „Preacher“, Vol. 1 © DC / Vertigo

Der Erfolg war massiv, vor allem in den Anfangstagen, und lieferte mit Titeln wie „Preacher“, „Y: The Last Man“, „Transmetropolitan“, „Fables“ oder auch „Scalped“ regelrechte Meilensteine des US-Comics abseits der kostümierten Kollegen in die Comicshops.

Die letzte Dekade zeigte sich jedoch weniger erfolgreich für den Unterverlag. DC Comics verlangte mehr Anteile an den Titeln und gestand den Künstlern die Rechte an den von ihnen geschaffenen Werken nicht mehr zu. Autoren und Zeichner wandten sich ab und gingen eher zu stets wachsenden Konkurrenten wie Image Comics, IDW oder Dark Horse Comics, um ihre Comics zu veröffentlichen.

Vor allem Image Comics konnte sich dadurch als heute drittgrößter Player am US-Comicmarkt etablieren und nimmt mittlerweile den Status für Creator-Owned-Comictitel ein, den einst Vertigo inne hatte.

2013 verließ Karen Berger den Verlag, wobei Vertigo seit dem kaum noch prägnant in Erscheinung trat und mit wenigen Ausnahmen - wie bspw. Tom Kings „The Sheriff of Babylon“ - eher selten allzu nennenswerte Titel auf den Markt brachte. Berger launchte derweil ihr eigenes Sub-Label „Berger Books“ bei Dark Horse Comics.

Nun ist für Anfang 2020 das endgültige Aus angesetzt, wie DC Comics vermeldete, und nutzt das Ende des Imprints für noch weiterreichende Umstrukturierungen, denn auch das im vergangenen Jahr gelaunchte „DC: Black Label“ wird künftig etwas zweckentfremdet werden.

Cover zum Black Label Titel „Batman Damned“ © DC Comics

Ursprünglich sollten unter „DC: Black Label“ Comics erscheinen, welche weitestgehend losgelöst von der regulären DC-Kontinuität handeln und sich inhaltlich an ein erwachses Publikum richten, sprich: expliziter und auch brutaler ausfallen. Brian Azzarellos und Lee Bermejos „Batman Damned“, Sean Murphys „Batman: White Knight“ oder auch Frank Millers und John Romita Jr. „Superman: Year One“ sollten da nur der Anfang sein.

Nicht mal ein Jahr alt, wird das Label bereits umgeformt und soll künftig nur noch als simple Alterseinstufung der zu veröffentlichenden Comics dienen. Dabei werden sowohl Superheldencomics mit erwachsenem Content als auch Comics abseits der Helden unter DCs „Black Label“ erscheinen, wie die jüngst angekündigte Fantasy-Comicsreihe „The Last God“.

DC wird demnach nicht aufhören, über den Tellerrand des eigenen Superheldenkanons zu hinaus zu schauen und Titel, welche sonst vermutlich unter Vertigo erschienen wären, nun unter „Black Label“ veröffentlichen.

Für die Alterseinstufungen gab DC folgende Richtlinie an:

- DC Kids will focus on readers ages 8-12 and offer content created specifically for the middle-grade reader

- DC, focusing on ages 13+, will primarily be the current DC universe of characters

- DC Black Label will focus on content appropriate for readers 17 and older

„Basketful of Heads“, erster Titel aus Joe Hills neuem DC Label „Hill House Comics“ © DC Comics

Während ein Imprint gänzlich eingestellt wird und man ein weiteres Label umfunktioniert, launcht DC nebenbei ein neues Label mit dem Namen „Hill House Comics“, welches von Joe Hill (u.a. „Locke & Key“) als Autor und Kurator geführt werden soll.

Unter „Hill House Comics“ sollen künftig für DC diverse Horror Comics erscheinen, wobei Hill selbst bei gleich zwei der angekündigten Titel als Autor auftreten wird. Start soll am 30. Oktober 2019 mit dem ersten Comic „Basketful of Heads“ sein, welches von Hill verfasst und von Leomacs gezeichnet wird.

Weitere Comics sind „The Dollhouse Family“ von den „The Unwritten“ Machern Mike Carey und Peter Gross, „The Low, Low Woods“ von Carmen Maria Machado und Dani, „Daphne Byrne“ von Laura Marks und Kelley Jones sowie das ebenfalls von Joe Hill verfasste „Plunge“. Für diese steht jedoch noch kein Release-Date an.

Wir sehen also, es gibt intensive Bewegung beim Verlag aus Burbank, Kalifornien und auch wenn man Vertigo begraben will, nach Ansicht des Verlages sogar muss, scheint man mit der Veröffentlichung von Comics abseits der Helden noch lange nicht abgeschlossen zu haben. Ob die neue, etwas undurchsichtige Struktur mehr Erfolg versprechen wird, nun... das wird sich zeigen.

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Don Calicula
Don Calicula
30. Juni 2019 20:49

Was bedeutet das für die Sandman-Titel?
Da ist viel Neues rausgekommen. Läuft das jetzt unter Black Label oder werden die Titel eingestellt?

Rincewind
Rincewind
30. Juni 2019 15:14

Erdbeerland , ich lache immernoch. Make my day

Nadine
Nadine
30. Juni 2019 12:19

Danke für die Zusammenfassung. Ich blicke da mittlerweile nämlich nicht mehr durch ?

Marcelo
Marcelo
30. Juni 2019 11:20

Transmetropolitan war ursprünglich kein Vertigo Comic, sondern erschien unter dem Label „Helix“.
Ab der Ausgabe 12 (glaub ich), wurde es dann ein Vertigo Comic, weil DC Helix aufgab.
Hat da jemand jetzt ein Déjà vu? ...

andreas homolka
andreas homolka
30. Juni 2019 10:39

Klingt etwas schwammig das Ganze ‚naja ich freue mich trotzdem auf das Black Label.