Comic Review: Gideon Falls Bd. 1 (Splitter Verlag)

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Comic Review: Gideon Falls Bd. 1 (Splitter Verlag)
© Splitter Verlag

Dass Jeff Lemire ein Autor ist, mit dem man immer rechnen muss, hat der erfolgsverwöhnte Kanadier in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen. Vor allem mit seinen regelrecht gefeierten Creator-Owned-Projekten „Essex County“, „Sweet Tooth“, „Descender“ oder auch das für Dark Horse Comics entwickelte „Black Hammer“ Universum versetzte der Autor und zum Teil auch Zeichner Publikum und Kritikerschaft regelrecht in Verzückung.

Für sein neues Image Comics Projekt holte sich der Vielschreiber nun abermals Ausnahmezeichner Andrea Sorrentino (u.a. „Secret Empire“) zur Seite, mit dem er bereits für DC Comics an „Green Arrow“ aber auch für Marvel an der erfolgreichen „Old Man Logan“ Ongoingreihe arbeitete.

Der Bielefelder Splitter Verlag hat nun nach dem erfolgreichen Abschluss von Lemires „Descender“ sowie auch dem umfangreichen Start der „Black Hammer“ mit „Gideon Falls“ den nächsten Titel aus der Feder des Autors im Programm... und diesmal wird’s creepy, aber gewaltig.

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Norton ist ein ziemlicher Einzelgänger und zudem noch mit einigen ernst zu nehmenden Neurosen ausgestattet. Er wittert eine große Verschwörung in etwas, das er nicht genau beschreiben, beziffern oder benennen kann. Dazu durchwühlt er Müll in einer Großstadt in rauen Mengen, in der Hoffnung darin eine Antwort oder zumindest Spuren auf das zu finden, was ihm irgendwie Antworten verschaffen könnte.

Auf der anderen Seite steht der in Ungnade gefallene katholische Priester Wilfred, der sich in dem ländlichen Gideon Falls zurecht finden muss, in das er gerade mehr als unfreiwillig versetzt wurde. So unscheinbar die Gegend anfänglich erscheint, ist das Nest im Nirgendwo jedoch bei Weitem nicht, denn der Mythos einer mysteriösen schwarzen Scheune, die hier und da auftaucht und für diverse furchtbare Ereignisse verantwortlich sein soll, holt den Priester schnell ein.

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Erzählerisch wirft Jeff Lemire hier heftige Nebelkerzen, was deutlich positiver gemeint ist, als es gerade vielleicht klingt. Die Story um die geheimnisvolle Scheune entfaltet sich anfänglich sehr langsam und lässt zu, dass Lemire intensiv in die für ihn so typischen Charaktermomente eintaucht, die bereits seine anderen Werke so stark machten und seine Figuren so enorm ausgestalteten.

In ruhigem Erzählfluss mit gelegentlichen Ausreißern driftet die Handlung durch die ersten Hefte des Bandes und baut dabei eine regelrecht elektrisierende Spannung auf, die nur dem Anschein nach wenig liefert, doch unterschwellig an einem größeren Plot-Konstrukt werkelt, das vor allem in der zweiten Hälfte des Bandes gewaltig in Fahrt kommt und den Leser in beinahe psychedelische Auswüchse verschleppt. Von dem bösen Cliffhanger am Ende des Bandes ganz zu schweigen.

Auch optisch ist Zeichner Andrea Sorrentino in gewohnt überdurchschnittlicher Form, auch wenn die von ihm entworfenen Gesichtszüge sich von Comic zu Comic doch recht ähnlich sehen. Seinen alt gewordenen Priester Wilfred hab ich gelegentlich schon mit seinem Old Man Logan verwechselt, was der Summe der tollen Artworks jedoch nur bedingt Abstriche machen lässt, denn der Mann beherrscht seine opulenten Splash-Pages wie kein anderer.

Lemires und Sorrentinos Einstieg in ihren neuen Horrorcomic überzeugt... und das ziemlich ordentlich. Figuren, Setting, Idee und spannende What-The-Fuck-Momente greifen wie ein schlüssig gegossenes Uhrwerk ineinander, was die Messlatte für die Weiterführung bereits jetzt oben anlegt. Band 2 erscheint im kommenden September und ist auch schon schwarz-rot-fett im Kalender markiert, wie es sich für diesen Comic gehört. Sehr zu empfehlen!

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