Comic Review: Moonshine Bd. 1 (Cross Cult)

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Comic Review: Moonshine Bd. 1 (Cross Cult)
© Cross Cult / Image Comics

Manchmal geschehen doch noch Wunder. Eigentlich wurde der Image Comics Titel „Moonshine“ bereits im vergangenen Jahr seitens des Ludwigsburger Cross Cult Verlages angekündigt, doch verschob sich das Release des ersten Bandes um diverse Monate.

In den Staaten startete der Horror-Noir-Comics vor gut drei Jahren und hatte mein Interesse umgehend zur Ankündigung inne, schließlich verbirgt sich hinter dem Kreativteam nicht irgendwer.

Wenn Autor Brian Azzarello und Zeichner Eduardo Risso zusammenkommen, horchen gemeine Comicleser für gewöhnlich auf. Die beiden schufen zusammen nicht nur erfolgreiche Vertigo Comics wie „100 Bullets“, sondern auch moderne Superheldenklassiker wie „Batman: Kaputte Stadt“, welcher jüngst anlässlich der Anwesenheit der beiden Künstler in Deutschland auch von Panini Comics neu aufgelegt wurde.

Mit „Moonshine“ kreieren die beiden Ausnahmetalente nun einen Genre-Mix der besonderen Art...

© Image Comics

Im Jahr 1920 blühte das organisierte Verbrechen in den USA regelrecht auf. Die Prohibition machte es möglich, denn wenn Menschen zwangsweise auf dem Trockenen sitzen, floriert der Schwarzmarkt für Alkohol und Gangster, die was zu sagen haben, verdienen sich eine goldene Nase mit dem Durst der Bevölkerung.

Lou Pirlo gehört gewiss nicht zu den Gangstern, die was zu sagen haben. Vielmehr gehört er zu den Figuren, denen gesagt wird, was sie zu tun haben. So wird er von seinem New Yorker Unterweltboss tief in die Appalachen geschickt, um dort mit einem einheimischen Schwarzbrenner, der scheinbar ein Händchen dafür hat, sehr qualitativen Schnaps zu brennen, einen Deal auszuhandeln.

Doch die Dinge laufen im amerikanischen Hinterland etwas anders als in der großen Stadt, was Lou vor gewaltige Probleme stellt, denn Schwarzbrenner und Familienoberhaupt Hiram Holt hat keine Lust darauf Geschäfte mit New York zu machen. Und allgemein haben staatliche Agenten bereits ein Auge auf das Geschäft der Holts geworfen, wobei zusätzlich noch etwas Dunkles in den Wäldern der Gegend lauert... etwas regelrecht Unvorstellbares.

© Image Comics

Welch spannend-doppeldeutiger Titel doch für den Comic gewählt wurde: Moonshiner, was im Englischen soviel bedeutet, wie „Schwarzgebrannter“, deutet hier vom Titel her jedoch eher auf den Horroraspekt dieses Gangster-Comics.

Azzarello und Risso betreten hier mehr oder weniger neue Sphären, aber irgendwie auch wieder nicht, denn „Moonshine“ fühlt sich überraschend vertraut an und wirkt dennoch kaum verbraucht.

Während primär eine Gangster-Noir-Story erzählt wird, mit einem ähnlich gehaltvollen Protagonisten, wie wir ihn bereits aus Azzarellos und Rissos „Johnny Double“ kennen, baut sich der Horror-Background des Comics eher langsam auf, was der Stimmung jedoch nicht abträglich ist.

So spannend die Geschichte in der Summe auch erzählt wird, verpasst es Azzarello jedoch ein wenig, dem Leser die Figuren näher zu bringen, denn diese fungieren wie Blaupausen-Versatzstücke bekannter Genre-Stereotypen, ohne wirklich Gehalt zu generieren. Vom unbeholfenen Looser-Gangster-Protagonisten, der obligatorischen Femme Fatale bis hin zum skrupellosen Gangsterboss ist also alles dabei.

Wirklich punkten kann der Comic dann vor allem mit den wunderbaren Artworks von Eduardo Risso. Der Mann ist ein lebendes Noir-Kunstwerk und zeichnet Gangstergeschichten wie kein anderer. Mit dichter Dynamik, kinoreifen Einstellungen und einem idealen Pacing sieht „Moonshine“ einfach fantastisch aus und wirkt wie ein wunderbar kolorierter Gangsterfilm aus den 50ern.

So bleibt ein Story-Auftakt, dessen Genre-Mix überraschend unspektakulär präsentiert wird, jedoch mit einer gewaltigen Schippe Atmosphäre und einem überaus gut zu lesenden Plot. Hier macht man also nix falsch. Im Gegenteil.

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