Comic Review: Alberto Breccias LOVECRAFT (Avant Verlag)

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Comic Review: Alberto Breccias LOVECRAFT (Avant Verlag)
© Avant Verlag

Manchmal dauert es bei mir einfach etwas länger. Bereits im vergangenen Jahr brachte der Avant Verlag die Lovecraft-Adaption Alberto Breccias in deutscher Übersetzung auf den Markt, was den gesamten Feuilleton in schiere Begeisterung versetzte.

Und wenn die deutsche Comic-Elite sich selbst mal wieder in ausschweifenden Lobeshymnen ergießt, bin ich meist erst einmal raus aus dem Thema.

Dennoch, Breccias Name hat noch immer Gewicht - zurecht - und seine Abhandlungen zu den von mir sehr geschätzten H.P. Lovecraft Geschichten konnte ich einfach nicht auf Dauer ignorieren, weshalb ich mir an einem ruhigen Sonntag Nachmittag (kommt tatsächlich gelegentlich mal vor) den etwas über 120 Seiten starken, toll verarbeiteten Hardcover Band einverleibt habe. Es wurde Zeit.

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Insgesamt 9 adaptierte Geschichten aus der Feder des „Eternauta“ Schöpfers vereinen sich in der Ausgabe, worunter auch Titel wie „Der Schatten über Insmouth“ oder auch „Cthulhus Ruf“ vertreten sind.

Der Einfluss dieser Geschichten auf die amerikanische wie auch europäische Popkultur ist bis heute ungebrochen, wird hier jedoch mit einem deutlich neuem Anstrich versehen, der ungewöhnlich familiär und dennoch erfrischend befremdlich um die Ecke kommt.

So ist es vor allem Breccias Darstellung des Erzählten, was den durchaus bekannten Geschichten ein bisweilen ungeahntes Eigenleben beschert und eine schroffe, kalte und gar erdrückende Erzähltiefe generiert.

Lange fühlten sich Lovecraft-Geschichten für den Leser nicht mehr so unkomfortabel an, was aufzeigt, wie gelungen die Adaptionen des umstrittenen Großmeisters des okkulten Horrors doch geworden sind, denn Breccias bedrohlich anmutenden Zeichnungen, die uns vom kosmischen Horror des Unbekannten berichten, wirken wie das unangenehme Detail einer Geschichte, die wir zwar erzählt bekommen, aber nie erleben wollen.

© Avant Verlag

In der Summe veröffentlicht Avant hier ein zähes, aber mehr als lohnenswertes Werk, welches vor allem für Kenner, Freunde grafischer Erhabenheit und Cthulhuisten interessant sein dürfte.

Lovecrafts erzählerischer Geist lebt in den eigenwilligen Panels und verleiht dem Band eine ungeheure, wenn auch stille Wucht, die man erkennen wollen muss, um sich daran zu erfreuen.

Wenn einem dies gelingt, verspricht der Comic ein gewiss besonderes Erlebnis, das noch lange nachwirken wird. Mir steckt der Band zumindest noch immer wie ein bleischwerer Kloß im Hals, den ich wohl so schnell nicht loswerden dürfte.

So wage sich, wer sich traut. Wer es verpasst, sei selbst schuld... Merci an Avant, für diese Gelegenheit.

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