Comic Review: Walter Hills Tomboy (Splitter Verlag)

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Comic Review: Walter Hills Tomboy (Splitter Verlag)

Comic Review: Walter Hills Tomboy (Splitter Verlag)

Hollywood-Regisseur Walter Hill ist in Sachen Comics kein Unbekannter. Der Mann, der in den 1980ern mit Filmen wie „Red Heat“ oder „48 Hours“ Action-Kino-Geschichte schrieb, bewies sich auch an Gangster-Story-Comics wie „Querschläger, welches bereits 2015 beim Splitter Verlag veröffentlicht wurde, dass er nicht nur auf der Leinwand filmreife Geschichten erzählen kann. Nun, gut zwei Jahre später, legt er mit seinem neuen Comic „Tomboy“ nach.
Auch für „Tomboy“ tat er sich wieder mit Autor Matz zusammen, der ihm seine Geschichte, welche wie auch „Querschläger“ als Drehbuch gedacht war, in Comic-Form gießen sollte sowie auch Zeichner Jef, der wieder die Illustration übernahmen.

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Frank Kitchen ist Profi-Killer. Ein Mann ohne Gewissen und Skrupel, der gegen Bezahlung jegliches Ziel seiner Auftraggeber aus dem Weg räumt. So wortkarg er die Menschen beseitigt, so effizient geht er dabei vor. Auf der New Yorker Fashion Week soll ein Modeschöpfer dran glauben, der scheinbar jemandem eine erhebliche Summe Geld schuldet. Frank arbeitet leise und subtil und das Flehen und Bitten des Modezaren verstummt im dumpfen Dröhnen des Schalldämpfers. Einige Zeit später soll ein neuer Auftrag her. Die Kontaktmänner wollen die Details des neuen Kontrakts mit Frank in San Francisco besprechen. So treibt er sich in der Stadt herum und knüpft u.a. weibliche Bekanntschaften. Doch das Treffen mit seinen Kontakten soll sich als Falle herausstellen, eine Falle, die zuschnappt, Frank überwältigt und wegtreten lässt.
Mit dem gefühlten Kopf unter den Armen und einem höllischen Kater wacht er einige Zeit später in einer Absteige auf, gänzlich bandagiert. Doch als er sich dessen entledigt und in den Spiegel schaut, soll er die Überraschung seines Lebens haben: denn er erblickt nicht Frank Kitchen, sondern das Gesicht und den Körper einer jungen Frau.

Hill und Matz generieren mit „Tomboy“ einen recht extravaganten Crime-Thriller, welcher sich letztendlich um das Thema Rache dreht, doch durch einen etwas krassen Gender-Tausch angereichert wird. Konzeptionell ist das recht interessant erdacht, jedoch zu beliebig umgesetzt. Nicht nur, dass das Ergebnis der Geschlechtsumwandlung jeglichen medizinisch-möglichen Rahmen sprengen dürfte, liegt im Verhalten der Charaktere zu wenig Logik. Man stelle sich vor: ein Mann wacht nach einer ungewollten Operation als perfekt geformte Frau auf. Wo das Entsetzen bezüglich der grotesken, neuen Situation zu gering ausfällt, erscheint die Akzeptanz viel zu leicht von der Hand zu gehen, denn Frank arrangiert sich überraschend schnell mit seinem neuen Dasein und scheint allgemein wenig Fragen diesbezüglich zu haben.
Aber nicht nur da erscheint der Protagonist wenig glaubhaft. Ein professioneller Auftrags-Killer, der sich im Körper einer Frau von zwei unbeholfenen Obdachlosen überwältigen und ausrauben lässt, hätte in seiner bisherigen Karriere wohl kaum so erfolgreich sein können, wie die Story es gern suggerieren würde. Das Plot-Gerüst wird dann letztendlich auch recht schnell aufgelöst, nachdem es sich zwar durchaus kurzweilig aber doch vorhersehbar aufgebaut hat.

In der Summe erreicht „Tomboy“ somit nicht die Wucht von „Querschläger“, kann aber wieder mit tollen Bildern von Jef begeistern. Die großformatige Kino-Optik unterstreicht den Drehbuchcharakter der Story äußerst gut und liefert nicht wenige Hingucker. Das macht „Tomboy“ zwar dennoch nicht zu dem Highlight, das es hätte werden können, aber immerhin zu einem lohnenswerten Comic-Erlebnis.

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3-Sterne

Titel: Tomboy
Verlag: Splitter Verlag
Format: Hardcover
Vö-Datum: 01.12.2016
Originalausgaben: s/t
Seitenzahl: 128
Autor: Walter Hill, Matz
Zeichner: Jef
Preis: 24,80 €

(Picture Copyright: Splitter Verlag)

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