Comic Review: Daredevil - So finster die Nacht (Panini Comics)

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Comic Review: Daredevil - So finster die Nacht (Panini Comics)

Comic Review: Daredevil - So finster die Nacht (Panini Comics)

Dass wir das noch erleben dürfen: ein neuer Daredevil Comic bei Panini Comics. Seit so ziemlich genau zwei Jahren sieht es äußerst mau aus um den heldenhaften Teufel von Hell’s Kitchen aus, wurde uns doch die laufende „Daredevil“ Serie von Charles Soule hier in Deutschland bisher gänzlich verwehrt. Gut, Matt Murdocks Abenteuer waren finanziell nie der große Renner beim Stuttgarter Verlag, doch mit dem marginalen Erfolg des letzten Runs von Mark Waid und Chris Samnee, welcher bei Panini Comics noch in zwei fetten Megabänden erschien, waren dann wohl alle Messen gesungen und man sah vorerst von neuen Publikationen ab, da das Leserinteresse zu gering ausfiel.
Doch Comic-Fans können ziemlich hartnäckig sein, wie man schnell feststellte - und man möchte das persönliche Interesse der Paninis an frischen DD-Storys gar nicht in Abrede stellen -, was uns dieser Tage tatsächlich einen Einblick in die laufende „Daredevil“ Reihe einbringen sollte.

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Neben dem „All-New All-Different Marvel Point One“ #01 blicken wir mit „So finster die Nacht“ in die Kapitel 8 bis 14 der aktuellen Reihe und bekommen somit eine mehr oder weniger abgeschlossene Story spendiert. Am Ende des Waid-Runs sahen wir Matt Murdock noch immer in San Francisco beheimatet, was deutschsprachige Leser beim Beginn dieser neuen Story sicher etwas irritieren dürfte, denn Matty ist wieder daheim in New York angelangt und hüpft im edlen schwarzen Kostüm über die Dächer, seine Geheimidentität wird ihrem Namen wieder gerecht und noch dazu ist er mittlerweile als in Ungnade gefallener Staatsanwalt tätig, was seine nächtlichen Aktivitäten gewaltig einschränkt. Sein neuer Sidekick Blindspot erledigt derweil das Verhauen der Gangster für ihn, wenn Matt mal wieder die Akten wälzt. Wtf?
Doch verzaget nicht, auch die US-Leser werden bis dato weitestgehend im Dunkeln gehalten über einige Entwicklungen der Zwischenzeit und müssen sich daher auf ähnliche Weise mit den neuen Umständen arrangieren. Und so tingelt Matt im vorliegenden Band erst durch die Casinos von Macau und muss sich im Anschluss einem neuen Serienkiller in New York stellen. Ein Kerl der sich selbst Muse nennt, schlachtet vornehmliche Inhumans für abartige Kunstprojekte ab, was die örtlichen Behörden regelrecht überfordert. Die Inhumans von New Attilan schalten sich ein und wollen den Fall untersuchen, doch scheint der neue Staatsanwalt Matt Murdock im neuen Fall schon viel zu tief drin zu stecken, um Muse einfach zu ignorieren.

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Meine Haltung zu Charles Soules vergangenen Arbeiten - vornehmlich zuletzt bei den Inhumans - ist gewiss nicht die schmeichelnste, da Mr. Soule für meinen Geschmack zu oft das obligatorische Reißbrett aus dem Erzählschränkchen holt. Mit „So finster die Nacht“ kann er den Eindruck jedoch zumindest etwas schmälern, denn der Ausflug in Daredevils Welt kam recht solider Unterhaltung gleich. Soule verwendet mit Muse einen interessanten, doch leider nicht konsequent umgesetzten Antagonisten, dem es letztendlich an Motivation und Background fehlt, um die Leser wirklich zu schocken bzw. abzuholen, was jedoch durchaus versucht wird. So bedient sich die Story an in frühen David Fincher Thrillern angelehnten Dramatiken, ohne jedoch wirklich die Tiefe zu erreichen, da das Potential des geheimnisvollen Killers zu schnell aubgeschöpft wird.
Mitreißen kann hingegen die Optik. Wird der erste Teil in China noch vom talentierten Goran Sudzuka gezeichnet, blüht die düstere Stimmung im darauffolgenden Arc durch Ron Garneys großartigen Artworks regelrecht auf. Massive Licht-und-Schatten-Spiele, immense Dynamik und eine wunderbare Koloration von Matt Milla. So dramatisch die Geschichte erzählt werden sollte aber nicht wirklich wird, punktet das Artwork in allen Belangen: finster, modern und regelrecht erfrischend.

Es bleibt eine solide Erzählung, die aufgrund der tollen Zeichnungen einen extra Punkt bekommt und sich letztendlich auf eine saubere Empfehlung für Daredevil-Fans hinausarbeitet. Am Ende hat der Band Spaß gemacht und gut unterhalten, konnte jedoch nicht aus dem Schatten von Größen wie Ed Brubaker oder Brian Michael Bendis heraustreten. Für Fans der Figur wird dies jedoch nach der langen Abstinenz nur bedingt eine Rolle spielen. Und das ist gut so.

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