Comic Review: Jupiter’s Circle (Panini Comics)

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Comic Review: Jupiter’s Circle (Panini Comics)
© Panini Comics

Panini Comics hat es also tatsächlich hinbekommen und sich endlich die Lizenzen zu Mark Millars „Jupiter’s Legacy“ Prequel sichern können. Der extrovertierte Schotte und der preisgekrönte Zeichner Frank Quitely lieferten mit ihrer bisher auf zwei Volumes herangewachsenen Superhelden-Persiflage „Jupiter’s Legacy“ ein außerordentlich stabiles Comicwerk ab, welches zeitnah auch für Netflix adaptiert werden soll.

Panini Comics brachte beide Bände zur Serie 2016 und 2018 nach Deutschland und konnte damit tatsächlich mal wieder eine der stärkeren Millar-Werke auf den deutschsprachigen Markt zaubern. Nochmals danke dafür.

Probleme gab es bisher jedoch immer mit einer potentiellen Veröffentlichung zum dazugehörigen Spin-off „Jupiter’s Circle“, welches die Vorgeschichte der zu Superhelden gewordenen Eltern erzählen sollte. Diese zusammen mit Zeichner Wilfredo Torres kreierte Reihe schaffte es ebenfalls auf zwei Bände, doch gab es bis jüngst Lizenzschwierigkeiten, weshalb der Stuttgarter Verlag nicht die Möglichkeit hatte, eine zeitnahe Veröffentlichung anzustreben.

Das scheint nun vollkommen aus der Welt geschafft, denn mit dem vorliegenden 300 Seiten starken Paperback bringt Panini Comics beide Volumes zu „Jupiter’s Circle“ in einem Band, zum Coverpres von 29,00 Euro. Sehr nice.

© Panini Comics

Helden wie Utopian, Skyfox, Lady Liberty oder Brainwave waren nicht immer Helden. Einst waren sie normale Menschen, Abenteurer, die aus geheimnisvollen Gründen zu einer bis dato unentdeckten Insel gezogen wurden, auf der sie Außerirdische trafen, die ihnen übermenschliche Fähigkeiten verliehen. Sie zu Supermenschen machten, die anschließend Helden wurden.

In den 1950er Jahren sind weder die Welt noch die USA weniger kompliziert als heute. Im Gegenteil... Homosexuelle werden vom Staat verfolgt, ethnische Minderheiten und Frauen unterdrückt und das Leben auch im Allgemeinen weit entfernt der Freiheit gelebt, die meist so stilsicher in den gerade aufkommenden Farbfernsehern propagiert wird.

Helden werden gebraucht und diese versuchen ihren Job zu machen, was es auch kosten mag. Doch in einem Land, in dem machthungrige Menschen wie J. Edgar Hoover etwas zu sagen haben, kann selbst das Heldsein schwierig werden, wenn der Staat versucht, seine Fittiche auszustrecken.

Derweil plagen die doch so übermenschlichen Wesen ganz menschliche Probleme: Eifersucht, betrügerische Liebschaften, Drogen und Alkohol sind ihnen nicht fremd und eine heldenhafte Gemeinschaft beginnt allzu schnell sich selbst zu verzehren.

© Panini Comics

Leser meines Blogs oder auch Hörer des POW! Podcasts wissen, dass ich ein etwas zwiespältiges Verhältnis zu Mark Millar habe. Seine teilweise Over-The-Edge-Erzählungen überschlagen sich bisweilen in all ihrer Edgyness, was mir nicht immer zusagt und mir so manch hochgelobten Titel etwas trübten.

Mit „Jupiter’s Circle“ legten Millar und Zeichner Frank Quitely jedoch eine überaus stimmige Superhelden-Satire aufs Parkett, die nicht nur optisch punkten konnte, sondern auch starke Charaktere, tolle Ideen und gelungene Anspielungen auf die bekannten Helden der Big Two auffahren konnten. Ich war dementsprechend gespannt, ob Millar das Niveau mit dem Prequel halten können würde... und kurz gesagt: jap, das hat er. Und wie!

Millar zeichnet ein recht kritisches Bild der USA der 1950er und 60er Jahre, spricht sozialpolitische Themen wie Fremdenhass oder Homophobie an und lässt diese auf die Mechanismen der popkulturell überstilisierten Heroismen der Superhelden los.

So überzeichnet er Figuren und lässt sie dennoch menschlich erscheinen, während er dutzende Anspielungen einpflegt, die Bezug zu uns bekannten Helden generieren - vornehmlich auf DC Comics, denn sein Heldenteam ist eine direkte Anspielung auf die Justice League.

Dabei erweist sich die Komplexität der Zwischenmenschlichkeit als größter Widersacher der Helden, wobei mit dem dargestellten Weltschmerz Utopians - Millars Version eines Superman - zum Ende des Bandes ein regelrecht zynisches Bild auf den Superheldencomic als Ganzes geformt wird.

Millar lässt den Leser dadurch das Konzept des Superhelden hinterfragen, die oft so interpretierte Wertigkeit bröckeln, um sie anschließend mehr schlecht als recht wieder zusammen zu leimen. Seine Figuren überstehend seine Erzählung demnach alles andere als glimpflich, was gut ist, denn genau dies macht die Story so stark. Optisch sauber von Wilfredo Torres inszeniert, der tolle Flat-Farben von Koloristin Ive Svorcina mitbrachte.

Ein starker Comic und eine sinnvolle Ergänzung zum bisherigen „Jupiter’s Legacy“ Kosmos. Diskutabel und mit allerhand Mehrwert angereichert... meine Empfehlung sei hiermit ausgesprochen!

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andreas homolka
andreas homolka
23. Juli 2019 9:06

Millar ist so eine Sache ‚einerseits fand ich Wanted und Jupiters Legacy fantastisch ‚andererseits kann ich mit Kick-Ass und anderen jüngeren Werken nicht viel anfangen ‚auch Secret Service war nicht das ‚was ich mir erhofft hatte ‚du beschreibst das Problem mit Millar eigentlich eh treffend.