Comic Review: Bram Stoker’s Dracula (Panini Comics)

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Comic Review: Bram Stoker’s Dracula (Panini Comics)
© Panini Comics

Mit der vor wenigen Tagen erschienenen Neuausgabe zur Comicadaption von „Bram Stoker’s Dracula“ machte mir Panini Comics tatsächlich eine ungemeine Freude.

Kein Geringerer als „Hellboy“ Schöpfer Mike Mignola illustrierte den Comic, zu der Marvel-Legende Roy Thomas das Script schrieb, und lieferte damit ein noch heute unter Mignola-Fans eher als Geheimtipp abgefeiertes Werk ab.

Der Grund warum Panini diesen Comicklassiker nun noch einmal in deutscher Übersetzung vorlegt, dürfe die jüngste Wiederveröffentlichung des Originalwerks der US-Kollegen von IDW sein, welche im vergangenen Herbst die erste Neuausgabe des Stoffs seit 25 Jahren für den US-Markt bereitstellten.

Der Comic wurde ursprünglich im Jahr 1993 durch Topp Comics als limitierte, vierteilige Mini-Serie publiziert. IDW brachte die Geschichte dann im letzten Jahr als schickes Hardcover, mit gut 136 Seiten Umfang, abermals - wie bereits in der 1993er Version - ohne Koloration heraus. Im Juli diesen Jahres folgte dann eine weiter Edition samt restaurierter Koloration.

Im Deutschen hatte bereits der Feest Verlag 1993 bei der ursprünglichen US-Veröffentlichung zugegriffen und die Mini-Serie als abgeschlossenes Paperback gebracht. Damals auch schon koloriert. Nun haben die Stuttgarter Paninis die Geschichte abermals am Haken und spendieren dem Stück eine schicke Wiederveröffentlichung im edlen Hardcover, wobei wir Deutschleser gleich die kolorierte Edition erhalten. Merci beaucoup!

© Panini Comics

Wir schreiben das Jahr 1897, als der Londoner Makler Jonathan Harker kurz vor der Hochzeit mit seiner geliebten Wilhelmina Murray steht. Eine letzte Aufgabe wird ihm jedoch vor der großen Trauung zuteil, die ihn in die rumänischen Karpaten führt, um einen zurückgezogenen Adligen aufzusuchen, der in London Grund und Boden erwerben möchte.

Der recht gruselig anmutende Graf Dracula hat jedoch eine wahrhaft lange Historie hinter sich, wobei man ihn in seinem Land seit vielen Jahrhunderten eher als Vlad Țepeș - „der Pfähler“ - kennt, der einst Rumänien gegen die einfallenden Türken im Namen von Vaterland und Kirche verteidigte.

Doch musste der heroische und gleichermaßen grausame Vlad herbe Rückschläge einstecken, als seine geliebte Elisabeta in fälschlicher Annahme seines Todes den Freitod wählte und dementsprechend seitens der Kirche verdammt wurde. Wutentbrannt darüber entsagte Vlad der Kirche und wählte das Leben eines nach Blut dürstenden Untoten, der viele Jahrhunderte in Einsamkeit verbringen würde.

Doch mit der Ankunft von Mr. Harker und dem Wiedererkennen seiner geliebten Elisabeta in einer Fotografie von Jonathans Mina, zieht es den düsteren Grafen nach London, in der Hoffnung seine große Liebe wiederzufinden.

© Panini Comics

Zur Klärung vorab: eigentlich ist dies keine Adaption des bereits erwähnten Romanklassikers aus dem Jahr 1897, sondern vielmehr eine Adaption der filmischen Interpretation von Hollywood-Gigant Francis Ford Coppola (u.a. „Der Pate“, „Apocalypse Now“), welche gut 95 Jahre später in die Kinos kam. Bemüht euch nicht zu rechnen, es war 1992.

Man könnte den Comic daher auch getrost „Roy Thomas’ & Mike Mignolas Francis Ford Coppolas Bram Stoker’s Dracula“ betiteln. Spaß beiseite.

Mignola richtete seine Arbeit direkt an Coppolas Verfilumg des Romans aus, so dass die Figuren den Schauspielern wie Gary Oldman, Winona Ryder, Anthony Hopkins oder auch Keanu Reeves überaus ähnlich sehen.

Auch allgemein ergibt das Zusammenspiel aus Thomas’ Script und Mignolas Illustrationen eine sehr nahe Anlehnung an den Film, welches zum Teil ganze Szenenbilder nachempfindet, was darin begründet sein könnte, dass sich die Macher direkt mit den Story-Boards der Verfilmung auseinandersetzten und sich vor allem Mignola mit Coppola selbst und anderen Filmbeteiligten zum Comicprojekt austauschte.

Was dadurch gelang, ist nicht nur das Schaffen von unterschiedlichen wiedererkennbaren Elementen in Wort und Bild, sondern eine eigene Interpretation des Stoffs in einem durchweg anderen Pacing und Erzählrhythmus.

Dass Mignola sein Handwerk versteht, dürfte kaum von der Hand zu weisen sein. Dies verdeutlicht auch seine Dracula Interpretation, die in diesen Seiten so schaurig lebendig wirkt, dass einem das Blut in den Adern gefriert, selbst wenn man den Film bereits bis zum Erbrechen verschlungen hat.

Mark Chiarellos restaurierte Farben sind im Vergleich zur ursprünglich bereits von ihm kolorierten Fassung auch nochmal eine Ecke knalliger, frischer und drückender. Mag sein, dass an meinem gut 25 Jahre alten Paperback mittlerweile der Zahn der Zeit genagt hat, doch habe ich von diesem Comic noch keine schönere Version in der Hand gehabt, wie diese Neuveröffentlichung aus dem Hause Panini Comics.

Ich verehre Francis Ford Coppola als Filmemacher sehr, doch müsste ich ein endgültiges Format dieser Geschichte abseits des Originalromans wählen, würde ich wohl zu diesem Comic greifen.

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