Comic Review: Hellboy Kompendium 4 (Cross Cult)

  • Beitrags-Autor:
Comic Review: Hellboy Kompendium 4 (Cross Cult)
© Cross Cult

Über ein Jahr mussten wir warten und einen großen Teil davon in trüber Ungewissheit verbringen, ob es denn überhaupt noch ein weiteres Kompendium zur „Hellboy“ aus dem Hause Cross Cult geben würde.

Im September 2018 erschien das dritte Kompendium, welches die absolut überragende Trilogie aus „Darkness Calls“„The Wild Hunt“ und „The Storm & The Fury“ von Mignola als Autor und Duncan Fegredo als Zeichner enthielt. Für mich bis heute eine der Speerspitzen der Hellboy-Erzählungen und ein wichtiger Eckpfeiler für die nun veröffentlichte Geschichtensammlung.

Mit dem neusten Kompendium schließen die Ludwigsburger zum einen eine noch klaffende Lücke der bisherigen Veröffentlichungen und setzen die Reise von Big Red gleichermaßen fort.

So enthält der auf ganze 656 Seiten herangewachsene Band die beiden Sammelbände „Die Trollhexe“ (ursprünglich Bd. 8 der Einzelbandreihe) sowie „Der Krumme“ (ursprünglich Bd. 11 der Einzelbandreihe). Diese beiden Kurzgeschichtensammlungen fehlten noch, um das Bild bis zum Ende der Mignola/Fegredo-Trilogie zu vervollständigen.

Mit der zweiten Hälfte des neuen Bandes wird dann am Ende der Trilogie angesetzt, wobei Mignola wieder selbst zu Zeichenstift greift und mit „Hellboy in Hell“ seinen persönlichen zwölfteiligen Abgesang auf seine eigene Schöpfung feiern sollte. Die Story erschien ursprünglich in zwei Ausgaben in „Hellboy Bd. 13: Abstieg zur Hölle“ und „Hellboy Bd. 15: Die Todeskarte“.

Szene aus „Hellboy: The Crooked Man“ © Dark Horse Comics

Die Trollhexe“ sowie auch „Der Krumme“ bilden Kurzgeschichtensammlungen im klassischen Mignola-Stil, wobei der Altmeister auch Hilfe von etwaigen Kollegen erhalten hatte und den Zeichenstift einige Male aus den Händen gab.

So unterstützte ihn vor allem bei der mit dem Eisner Award für die „beste Mini-Serie“ ausgezeichnete Story „Hellboy: The Crooked Man“ kein Geringerer Comiclegende Richard Corben für die Illustrationen.

Auch ganz allgemein finden sich in dieser Sammlung ganz besondere Erzählungen, welche auch heute noch einen merklichen Stand im Hellboy-Kosmos besitzen, wie bspw. „Die Trollhexe“, „Der Vampir von Prag“, „Makoma“, „Die Kapelle von Moloch“ und natürlich die für die bisherige Kontinuität sehr wichtige Geschichte „Wie Koschej unsterblich wurde“, welche ursprünglich als Backup für „Hellboy: The Wild Hunt“ erschien und seitens Cross Cult in dieser Sammlung integriert wurde.

Wir erleben mit dem ersten Teil des Bandes also Erzählungen, die lange vor den Ereignissen des verheerenden letzten Kompendiums spielten. Anders als in der zweiten Hälfte des Bandes, wenn die 12 Ausgaben zu „Hellboy in Hell“ anstehen und die Story nach dem Ende von „Hellboy: The Storm and the Fury“ ansetzt.

Szene aus „Hellboy in Hell“ © Dark Horse Comics

Hast du Angst?” – “Ich? … Mal sehen … Ich wurde getötet, fiel in ein Loch mit Riesenkäfern, und ein großer eiserner Bursche hat mir mit einem Hammer die Scheiße aus dem Leib geprügelt. Rückblickend, denke ich, ich halte mich recht gut.”

Der mittlerweile einäugige Hellboy betritt das Jenseits und muss sich seinem Schicksal, seiner Bestimmung stellen. Der unvermeidlichen Bestimmung, der er sich seit Jahren versucht zu entziehen. Der Leser trifft dabei auf den verlassenen Thron, der nur darauf wartet, von Hellboy besetzt zu werden. Auf eine zur Invasion bereitstehende Armee, die gewillt ist die Mauern zwischen Hölle, Erde und Himmel für immer einzureißen.

Aber auch auf bekannte Gesichter, wie bspw. Sir Edward Grey (den wir gewiss aus den „Geschichten aus dem Hellboy-Universum“ kennen), der einst im Dienste der Majestät okkulte Ermittlungen leitete und im Jahr 1916 spurlos verschwand.

Wir erfahren den wahren Nutzen und Ursprung Hellboys steinerner Hand und werden Zeuge eines Ereignisses, das in der Hölle, aber auch in anderen Sphären nicht folgenlos bleiben dürfte.

Mignola selbst plante die Geschichte ursprünglich deutlich umfangreicher aufzuziehen und Hellboy über viele Kapitel hinweg durch die Hölle wandern zu lassen: „Ja, aber im Moment fühlt es sich viel zu sehr wie das Leben an, das ich hinter mir gelassen habe.“ stellt Hellboy jedoch im zweiten Teil der Saga fest, denn sein Schöpfer merkte, dass der Zeitpunkt gekommen war, allem ein Ende zu machen.

Niemals würde Hellboy, Sohn Azzaels, sein Erbe, seine Bestimmung annehmen, wo er doch sein ganzes Leben dagegen angekämpft hatte. Sein ganzes Leben versucht hatte, diese finstere Prophezeiung nicht wahr werden zu lassen. Und so gestaltet sich dieser Moment unfassbar tiefgreifend und melancholisch, denn Hellboy erkennt, dass dies alles nur enden kann, wenn auch er zu einem Ende kommt.

In einem Medium, das nur allzu oft von opulenten Finalschlachten zehrt, fangen diese letzten, ruhigen Seiten einer tragischen Geschichte die volle Magie der Situation ein und bieten dem Helden genau die Ehre, die ihm gebührt.

Und so schlendert Hellboy in wortlosen Bildern durch die Szenerie einer verlassenen Hölle, an Stränden und Galgen vorbei, ausgemergelt und erschöpft, auf der Suche nach der letzten Ruhe. In einem Landhaus angekommen, erblickt er jedoch drei fliegende Symbole... und einen grellen Blitz.

Szene aus „Hellboy in Hell“ © Dark Horse Comics

Einigen Lesern dürfte diese Symbolik recht bekannt vorkommen, stammt sie doch aus der sechsseitigen Kurzgeschichte „The Magician and the Snake“, welche Mignola vor vielen Jahren zusammen mit seiner damals siebenjährigen Tochter verfasste (Die komplette Kurzgeschichte könnt ihr hier online lesen) und welche seitens Cross Cult im Band „The Amazing Screw-On Head und andere seltsame Dinge“ veröffentlicht wurde. Mignola wie auch seine Tochter Katie erhielten für besagte 6 Seiten im Jahr 2003 auch einen Eisner Award für die „beste Kurzgeschichte“.

Ähnlich wie auch „Hellboy in Hell“ thematisiert „The Magician and the Snake“ die Akzeptanz des eigenen Todes und der Sterblichkeit, auch wenn Hellboy in der hier besungenen Geschichte längst darüber hinaus ist.

Und so schloss Mike Mignola mit „Hellboy in Hell“ den Kreis seiner eigenen, wenn auch bei Weitem noch nicht abgeschlossenen Bibliografie und zeigte seinem Hellboy, wie auch uns als Lesern, dass das Ende lediglich der Anfang von etwas Neuem sei.

Und gelang Cross Cult auch mit dem vierten Hellboy Kompendium ein ganz wunderbare Geschichtensammlung, welche in keinem Regal fehlen sollte. Bleibt nur zu hoffen, dass die Ludwigsburger künftig auch mit dem später erschienenen „Hellboy & die B.U.A.P.“ Material weitermachen. Ich würde es mir und euch wünschen.

[P_REVIEW post_id=26311 visual=’full’]

Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments