Comic Review: A Walk Through Hell Bd. 1 & 2 (Cross Cult)

  • Beitrags-Autor:
Comic Review: A Walk Through Hell Bd. 1 & 2 (Cross Cult)
© Aftershock / Cross Cult

Mit „A Walk Through Hell“ gräbt der Ludwigsburger Cross Cult Verlag in nahezu ungewöhnlichen Gewässern, denn hiermit liegt nun kein neuer Titel aus dem Hause Image Comics oder Dark Horse vor, sondern von den hier noch nicht sonderlich bekannten Kollegen des US-Verlages Aftershock.

Doch so ganz unbekannt kommt der Comic denn nun doch nicht über die Schwelle, denn mit einem Autor wie Garth Ennis (u.a. „Preacher“, „The Boys“) und einem Zeichner wie Goran Sudžuka (u.a. „Y: The Last Man“, „Wonder Woman“) hat mein sattelfeste Namen für eine sichere Bank auf dem Papier.

Auf zwölf Einzelausgaben war die nun bei Cross Cult in zwei Bänden abgeschlossene Comicreihe angelegt, wobei ich mir das Lesen der beiden Ausgaben tatsächlich bis zum jetzigen Erscheinen des zweiten, abschließenden Bandes aufgehoben habe.

Eine gute Entscheidung, wie ich feststellen durfte, denn wie der Titel bereits suggeriert, wird einem hier keine leicht wegzulesende Standardkost präsentiert.

© Aftershock

Die beiden FBI-Spezialagenten Shaw und McGregor haben eine gemeinsame Vergangenheit, die sie wohl für immer miteinander verbinden wird. Ein Fall, der sie nicht loslässt, unter dem vor allem Agentin Shaw zu leiden hat, welche wiederum an den Folgen der damaligen Ermittlungen beinahe zerbrochen wäre.

Doch die Zeiten ändern sich, man wird gesetzter und versucht dennoch voran zu kommen. Als die mittlerweile gänzlich ausgebrannte Shaw und ihr noch immer idealistischer Kollege McGregor zwei in einem Lagerhaus bei einer Routineuntersuchung verschwundene Kollegen ausfindig machen sollen, kommt jedoch alles anders und ein Alptraum beginnt, der die beiden bis in ihre dunkle Vergangenheit führen soll, um alte Wunden nicht nur aufzureißen, sondern gänzlich ausbluten zu lassen.

Garth Ennis ist ein Autor mit vielen Facetten, dessen Werke immer mit Vorsicht zu genießen sind... oder besser formuliert, sollte man seine Erwartungshaltung bei seinen Veröffentlichungen vorsichtig im Zaum halten, denn bei einem Ennis weiß man nie, womit man es zu tun bekommt.

Hat er einerseits Klamauk-Storys wie „Dicks“ oder auch „Jimmy’s Bastards“ verfasst, wurden mit Comics wie „Crossed“ oder auch dem überragenden „Rover Red Charlie“ ganz andere Nerven getroffen. Von seinen legendären Publikationen wie „Preacher“, „The Boys“ oder auch „Hellblazer“ wollen wir da gar nicht erst sprechen. Will sagen: der Mann ist so vielseitig wie eine Wundertüte, die dir von hinten in den Rücken tritt.

Ähnlich verhält es sich mit „A Walk Through Hell“, welches einen überaus verschachtelt erzählenden Ennis präsentiert, der seinen gewohnt flüssigen Dialogstil gewaltig über den Haufen geworfen hat, um eine vertrackte Horror-Story mit unzähligen Wendungen und Verknüpfungen zu entwerfen.

© Aftershock

Sein alptraumartiger Trip in die menschlichen Abgründe fungiert dabei als verzerrtes Spiegelbild unserer aktuellen Gesellschaft, einem Amerika unter Donald Trump, und diesem unangenehmen Ruck, der durch die Menschen fährt und uns spürbar alles entgleiten lässt.

Als Parabel entwirft er dabei seine obligatorische Kritik an organisierter Religion - vorzugsweise dem Christentum - nutzt dies jedoch nur als Aufhänger für das ultimative Böse, welches seine Figuren heimsucht und tief in sie blicken lässt.

Die inneren Zerwürfnisse seiner Figuren, der nur schwer greifbare rote Faden und ein Antagonist, der symbolisch für so vieles steht, und dennoch nicht zu kategorisieren ist, machen „A Walk Through Hell“ so komplex und undurchsichtig.

Dabei befriedigt die finale Auflösung nur bedingt, zeigt gleichermaßen aber auch, dass dies nie das Ziel der Sache war. Vielmehr lädt die Story zum reflektieren und nachsinnen ein - blumig formuliert, denn unter all dem Symbolismus verbirgt sich eine schmerzhafte Geschichte einer tragischen Protagonistin.

A Walk Through Hell“ ist kein Titel für Zwischendurch und erst recht nicht für unerfahrene Comicleser, denn diese Geschichte verlangt viel ab: Nerven, Geduld und einen starken Magen.

Für mich eine tolle Überraschung aus dem Hause Cross Cult, die ganz wunderbar neben Grant Morrisons Horror-Epos „Nameless“ (hier die Rezension) ins Regal passen dürfte.

[P_REVIEW post_id=26410 visual=’full’]

Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
1 Kommentar
Inline Feedbacks
View all comments
gambit_sw
gambit_sw
10. Februar 2020 13:23

Der Comic hat für mich tatsächlich in die gleiche verstörende Kerbe geschlagen wie „Nameless“, und das kann nur ein großes Kompliment sein! Großartige Dialoge, fesselnde Story und klasse Zeichnungen machen den Titel total empfehlenswert. Danke für deine Meinung.