Comic Review: Batman - Der letzte Ritter auf Erden (Panini Comics)

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Comic Review: Batman - Der letzte Ritter auf Erden (Panini Comics)
© DC Comics

Scheinbar muss alles einmal ein Ende haben, so auch die langjährige Arbeit von Ausnahme-Autor Scott Snyder und seinem überaus talentierten Kollegen Greg Capullo.

Der Umstand, der im Jahr 2011 dazu führte, dass beide Künstler mit dem DC-Neustart unter dem Banner der „New 52“ die fortlaufende „Batman“ Monatsserie übernahmen, die seit vielen Jahren als das Flaggschiff des Verlages gilt, war nicht nur ein Ritterschlag für beide zu der Zeit zwar heiß gehandelten jedoch noch nicht mit allzu großer Reputation ausgestatteten Comicschaffenden, sondern vielmehr das, was man als großen Durchbruch bezeichnen könnte.

Snyder schrieb bereits zuvor an der Figur im Zuge der zu der Zeit auslaufenden „Detective Comics“ Reihe, jedoch steckte bekanntermaßen aufgrund der verheerenden Ereignisse von Grant Morrisons „Final Crisis“ nicht Bruce Wayne im Anzug der legendären Fledermaus, sondern Langzeit-Robin Dick Grayson.

Durch die vom mittlerweile ausgeschiedenen DC-Publisher Dan DiDio initiierte Neuausrichtung setzte Snyder kurz darauf folglich bei bei Null an und lieferte Storys, welche noch heute als idealer Einstieg für alle nachfolgenden Generationen von Neulesern gelten und es zudem wie aus dem Stegreif auf die New York Times Bestseller-Liste schafften.

Es ist durchaus streitbar, ob Geschichten wie „Der Rat der Eulen“ tatsächlich in einem Atemzug mit Veröffentlichungen Frank Millers „The Dark Knight Returns“ oder auch Alan Moores „The Killing Joke“ genannt werden sollten. Fakt ist jedoch, von vielen Fans - und meine viele! - werden sie es.

Mit Der „DC: Black Label“ Geschichte „Batman: Der letzte Ritter auf Erden“ erfolgt nun er bereits erwähnte Abschluss des offiziellen Schaffens der Beiden am Dunklen Ritter, und - mit Verlaub - meine Fresse, da schimmerter viel Flair vergangener Großtaten durch.

Panini Comics brachte die abgeschlossene Geschichte nun in einem etwas über 180 Seiten starken Sammelband - respektive einem limitierten Hardcover -, welcher alle drei übergroßen Black Label Titel beinhaltet.

© DC Comics

War alles nur ein böser Traum? Hat Bruce Wayne nie im Anzug der Fledermaus gesteckt und den lebenden Sündenfall von einer Stadt namens Gotham City vor gemeingefährlichen Verbrechern wie dem Joker, Two-Face oder auch Scarecrow beschützt?

So scheint es, dass Bruce sich lediglich in einem Hirngespinst einnistete, um vor einer grauenvollen Realität zu flüchten, der er sich nicht wagte zu stellen.

Doch wirkt dies zu einfach, denn die Welt ist längst gefallen, die Schurken haben das Ruder übernommen und die Kontrolle darüber verloren, was die Welt nicht nur an den Abgrund drängte, sondern sie mit Vollgas darüber hinweg manövrierte.

Und so streift der Dunkle Ritter ein letztes Mal durch die Einöden des DC-Universum, auf der Suche nach der Vergangenheit und überlebenden Freunden, um sich einem Bösen zu stellen, das ihm ebenbürtig ist. Im wahrsten Sinne des Wortes.

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Mit Geschichten wie „Der Rat der Eulen“ über „Der Tod der Familie“, dem chronologischen Nachfolger „Todesspiel“ bis hin zur Event-Geschichte „Dark Nights: Metal“ - im Deutschen „Batman: Metal“ (hier die Rezension) - arbeiteten sich Snyder und Capullo an einem festgelegten roten Faden ab, der Verknüpfungen durch nahezu alle Geschichten webte und diese letztendlich miteinander verband.

Auch wenn „Batman: Der letzte Ritter auf Erden“ technisch gesehen als „DC: Black Label“ Titel erschien und somit frei vom komplexen Kanon des DC-Multiversums sein bzw. so zu verstehen sein sollte, ist die Handlung fest mit den vorangegangenen Geschichten der beiden Künstler verbunden und liefert dabei mehr als simple Querverweise, sondern baut das Geschehen konsequent auf allem vorangegangenen auf.

Man spürt, dass sich Snyder als Autor hier deutlich mehr Zeit für das Reifen der Handlung genommen haben dürfte, als noch zuvor bei der unsäglichen Geschichte zu „Der Batman, der lacht“ (hier die Rezension). Die Psychospiele und knackigen Wendepunkte sitzen gut getimt und ergänzen sich wunderbar mit der nicht wirklich linear erzählten Geschichte.

Snyder springt immer wieder zwischen Vergangenheit, potentiellen Einbildungen und einer weit entfernt scheinenden Postapokalypse hin und her, so dass von Leser*innen die volle Aufmerksamkeit abverlangt wird.

© DC Comics

Visuell schießen Zeichner Greg Capullo, Inker Jonathan Clapion sowie Kolorist Francesco Plascencia - im Übrigen: endlich stehen Inker und Kolorist mal mit auf dem Cover! - aus allen Rohren und liefern das Artwork auf genau dem hohen Niveau, wie wir es von diesem langjährigen Team gewohnt sind.

Designs wie Batman in der Zwangsjacke, die scheinbar verschmolzene Bedrohlichkeit aus Bane und Scarecrow oder eine Endzeit Wonder Woman mit Iro-Haarschnitt sehen einfach so fantastisch aus, dass sie förmlich nach Merch-Umsetzungen für Statuen, Figuren oder Büsten für das heimische Comicregal schreien.

Batman: Der letzte Ritter auf Erden“ fühlt sich wie ein Comic an, der sich von der Narrative her kaum hinter Geschichten wie „Der Rat der Eulen“ oder „Der Tod der Familie“ verstecken muss und gleichermaßen auch mit obligatorischen Over-The-Top-Elementen spielt, die „Dark Nights: Metal“ so wunderbar grotesk abdrehen ließen.

Kein Witz, dass Batman den sprechenden Kopf des Jokers in einem Glas mit sich herumschleppt, um sich schlechte Robin-Witze anzuhören, war für mich so selbstverständlich, dass ich es nicht eine Sekunde hinterfragte. Eine bescheuerte, wie auch tolle Idee.

Auch wenn Scott Snyder und Greg Capullo weiterhin zusammen für DC Comics Geschichten entwerfen werden und bekanntermaßen gerade an „Dark Nights: Death Metal“ arbeiten, endet ihre offizielle Reise an der Figur Batman (vorerst) hier.

Ein gelungener und vor allem starker Abschluss, der (mir) noch einmal verdeutlichen konnte, warum ich so gern Snyder-Batman-Comics lese und Greg Capullo sich mit seinem Design der Figur in eine Reihe von Künstlern aufgenommen fühlen kann, die mit Bob Kane begann und über Legenden wie Dick Sprang, Brian Bolland, Frank Miller bis hin zu Jim Lee reichte. Seine Darstellung der Fledermaus dürfte so schnell nicht in Vergessenheit geraten.

9/10

Batman - Der letzte Ritter auf Erden

  • Format: Softcover / lim. HC
  • Vö-Datum: 26.05.2020
  • Seitenzahl: 188
  • Inhalt: US The Last Knight on Earth #1-3
  • Autor*in: Scott Snyder
  • Zeichner*in: Greg Capullo
  • Übersetzung: Ralph Kruhm
  • Preis: 20,00 €

Leseprobe zu „Batman: Der letzte Ritter auf Erden“:

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