Comic Review: Thor Bd. 06 - Der Tod der mächtigen Thor (Panini Comics)

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Comic Review: Thor Bd. 06 - Der Tod der mächtigen Thor (Panini Comics)

Kaum einem Autor ist es in den vergangenen 20 Jahren gelungen, solch massive Spuren im Universum der „Thor“ Comics aus dem Hause Marvel zu hinterlassen, wie Jason Aaron es seit seiner Übernahme der Figur im Jahr 2012 praktiziert.
Was mit 25 Ausgaben zu „Thor: God of Thunder“ begann, entwickelte sich mit der Implementierung von Jane Foster als Lady Thor zu einem der am meisten diskutierten Aspekte des gesamten Verlages. Nun, nach um die 40 weiteren Ausgaben und diversen Events soll das Ende der Ära Jane Foster angebrochen sein, was der Autor offenbar andachte mit einem epischen Finale zu krönen. Doch dazu später mehr.
Panini Comics bringt in der finalen Ausgabe der aktuellen Sonderbandreihe die Einführung der „Marvel Legacy“ Initiative und somit die Umstellung der Nummerierung, weshalb der Band auch mit der geschichtsträchtigen Jubliäumsnummer „Mighty Thor“ #700 beginnt. Insgesamt 8 US-Ausgaben auf 220 Seiten feiern nun den Schwanengesang auf eine einmalige Heldin... und das auf epochale Weise.

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Malekith der Verfluchte hat die 9 Welten mit Krieg überzogen und scheint das Universum an den Rand der Vernichtung zu führen. Die Schlachten scheinen kaum zu gewinnen zu sein und ist erst einmal eine Auseinandersetzung beendet, steht bereits eine nächste, noch gefährlichere Situation ins Haus.
Asgardia wird derweil von Odins Bruder Cul regiert, der das Volk eher spaltet und den auf den anderen Welten tobenden Konflikt einfach ausblendet. Die Welten sind von ihren Göttern verlassen, denn die sind aktuell mit sich selbst beschäftigt. Doch Thor hat bekanntlich nicht nur diese Schlacht zu schlagen, denn der Krebs in ihrem menschlichen Alter Ego Jane Foster hat sich soweit ausgebreitet, dass eine Heilung kaum noch in Sicht ist. Als sie in Asgardia den einst mächtigen Allvater Odin endlich zur Rückkehr und vor allem zum Handeln auffordert, bricht sie vor Erschöpfung zusammen, weshalb Odinsohn sie nach Midgard bringt, um sie behandeln zu lassen.
Der ehemalige Oberste Zauberer der Erde Doctor Strange nimmt sich der gebrechlichen Heldin selbst an und macht ihr und ihren Freunden klar, dass die Dinge ernst stehen, sehr ernst sogar. Jede Verwandlung in Thor hat die bisherige Behandlung und Gesundung der Krebspatientin gestoppt und wieder zurückgeworfen. Mittlerweile haben sich so viele Metastasen gebildet, dass Jane keine andere Wahl mehr bleibt, als den Hammer endgültig an den Nagel zu hängen, wenn sie denn nicht sterben will. Noch eine weitere Verwandlung und sie besiegelt ihren Tod, macht Strange ihr deutlich klar.

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Das Problem ist nur, dass Malekith genau weiß, wie er den mächtigen Asgadiarnern den finalen Todesstoß versetzen kann: er entfesselt den alles verschlingenden Mangog und hetzt diesen auf Asgardia, nach dem dieser ganz entspannt  den Kriegs-Thor Volstagg sprichwörtlich an die Wand nagelt. Odinsohn spürt die Bedrohung und bricht unmittelbar nach Asgardia auf, wo sich die Asen, Odin selbst und ja, auch die wieder lebendige Lady Freya dem mächtigen Mangog entgegenstellen. Dieser hat bei seiner Ankunft just Heimdall das alles sehende Augenlicht genommen und spaziert nun wie ein nicht zu stoppender Feuersturm durch die Hallen der Asen.
Jane Foster wird also vor eine Wahl gestellt, die ihr alles abverlangt und zwingen wird das größt mögliche Opfer zu bringen: ihr Leben. Ein letztes Mal also verwandelt sie sich in die mächtige Donnergöttin, um das Volk der Asen, Odin und Freya und natürlich auch Odinsohn zu retten und an deren Seite zu kämpfen. Nicht für sich selbst, nein, weil sie weiß, dass es das Richtige ist... und weil es keinen anderen Ausweg gibt.

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Bei Odins Bart... was ein Ritt. Dass Jason Aaron nach so vielen Jahren zu einem vorläufigen Höhepunkt ausholen würde, hatte ich zwar erwartet, doch dass dieser so epochal inszeniert werden würde, ließ ich mir nicht im Traum einfallen.
Ich war seit Beginn ein Fan der Lady Thor, die ihr Alter Ego bekanntermaßen anfänglich noch verheimlichte. Umso schwerer fällt mir der Abschied aus dieser fulminanten Ära, die nach diesem Finale gewiss ihresgleichen sucht. Mit teils poetisch starken Dialogen entfesselt Aaron sogar in den unerbitterlichsten Keilereien bemerkenswerte Wortgefechte, welche die Handlung frisch und ausdrucksstark durch den üppigen Band führen. Wird in „Mighty Thor“ #700 noch eine ganze Armee an markanten Zeichnern aufgefahren, wie bspw. Walter Simonson (kein Witz!), Daniel Acuña, Michael Del Mundo, Becky Cloonan oder auch Olivier Coipel, arbeitet Aaron im darauffolgenden Handlungsbogen wie gewohnt mit Stammzeichner Russell Dauterman zusammen, der hier abermals ein optisches Brett abliefert, welches diese nahezu magische Story wunderbar einfängt.
Aaron zieht einen übergroßen Kreis um die Rahmenhandlung, an der er seit seiner Übernahme der Serie arbeitet. Dieser reicht sogar weit über die Seiten der Hammer schwingenden Helden hinaus, bis in das „Marvel Legacy“ One-Shot hinein. Hier scheinen viele Fäden zusammen zu laufen, und wenn man bedenkt, dass Aaron mit dem kommenden „Fresh Start“ (bei uns im Januar) neben der weiterführenden „Thor“ Reihe auch die monatlichen Storys der „Avengers“ übernehmen wird, merkt man schnell, dass dieser hier vorliegende Abschluss lediglich der Auftakt zu etwas noch Größerem zu sein scheint. Das letzte Mal konnte man solch eine groß angelegte Planung in den Arbeiten von Jonathan Hickman verfolgen (Secret Warriors -> Fantastic Four -> Avengers -> Secret Wars = zwingend lesen!).

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Auch wenn der Run in der Summe nicht durchweg mit Höhenflügen glänzen konnte, fliegt das Finale umso höher. Ein würdiges Ende einer epochalen Heldin, welches für mich persönlich alles bisherige in den Schatten stellt. Jason Aaron zeigt hier abermals, dass er noch immer einer der versiertesten Autoren im Haus der Ideen ist (vielleicht sogar der versierteste) und nicht ohne Grund zu einem der zentralen Schreiber aufgebaut wurde und wird.
Bereits im kommenden Februar geht es mit dem Neustart der Sonderbandreihe weiter und Jason Aaron wird seine Thor-Saga an der Seite von Mike Del Mundo fortsetzen, jedoch wird dann der Odinsohn wieder im Zentrum des Geschehens stehen. Ich muss nach dieser umwerfenden Lektüre nun mit mir selbst hadern, nicht den gesamten Run von vorn zu starten - die Zeit frisst mich einfach auf. Wenn ihr euch jedoch in diesem Monat fragt, zu welchem Superheldencomic ihr denn greifen sollt... dann solltet ihr diese Frage hiermit beantwortet wissen. Man reiche mir nun Met, ich möchte einer Heldin gedenken.

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Ihr wollt euch den gesamten Jason Aaron Run zum Thor geben? Dann müsst ihr folgende Ausgaben lesen:

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